Indexregeln

Dax-Kappungsgrenze verscheucht Linde

Linde will ihre Aktie in Frankfurt delisten lassen. Hauptgrund ist die Begrenzung des Gewichts eines Dax-Einzelwerts auf 10%, die bei vierteljährlichen Gewichtungsanpassungen für Verkaufsdruck sorgt.

Dax-Kappungsgrenze verscheucht Linde

ck Frankfurt

Mit Linde wird die Deutsche Börse die nach Marktkapitalisierung größte Einzelaktie verlieren. Der Konzern will seinen Anteilseignern vorschlagen, seine Aktie in Frankfurt delisten und künftig nur noch in New York notieren zu lassen. Hauptgrund ist die Kappungsgrenze, nach der das Gewicht eines Einzelwerts im Dax sowie auch in den anderen Auswahlindizes des Marktbetreibers auf 10% begrenzt ist. Linde beklagt, dass das einen negativen Effekt auf die Performance ihrer Aktie hat.

Fonds müssen verkaufen

Viermal im Jahr, am dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember, wird eine Indexverkettung, bei der die Gewichtungen neu berechnet werden, durchgeführt. Liegt das Gewicht eines Wertes über 10%, wird, so der Indexleitfaden der Deutschen Börse, „die Anzahl der Aktien des betreffenden Unternehmens so weit reduziert, bis das Gewicht unter der Kappungsgrenze liegt“. In der Folge müssen indexreplizierende Fonds Aktien des betroffenen Unternehmens veräußern. Dafür haben sie eine Frist von drei Wochen.

Wie der Gasehersteller in einer Präsentationsunterlage aufzeigt, hat seine Aktie in den Jahren von 2019 bis 2021 in sämtlichen Verkettungsphasen der sieben Quartale, in denen ihr Gewicht unter 10% lag, besser abgeschnitten als der Dax. In vier der fünf Quartale, in denen das Gewicht über 10% lag, hat der Wert während der Verkettung schwächer abgeschnitten als der Dax. Das Problem hat sich in jüngerer Zeit verstärkt. Lag der Anteil der Handelstage, an denen das Linde-Gewicht höher als 10% war, 2019 bei 10%, erhöhte er sich in den Jahren 2020 und 2021 auf 66% und 59%.

Kappungsgrenzen gibt es auch beim französischen CAC 40 mit 15% und beim Schweizer SMI mit 20%, nicht jedoch in den wesentlich mehr Werte enthaltenden britischen und US-Indizes FTSE 100 und S&P 500. Dort erreichen die größten Einzelwerte auch nicht annähernd so hohe Indexgewichtsanteile wie im Dax oder auch im CAC 40 (LVMH mit 16%) und im SMI (Nestlé mit 24%). Die größten Titel des FTSE 100 und des S&P 500 sind AstraZeneca (8%) und Apple (7%). Europäische Indizes haben, heißt es in der Präsentation, weniger Indexmitglieder verbunden mit Kappungsgrenzen, was für Verkaufsdruck sorge. Im S&P 500 hat Linde den Angaben zufolge ein Gewicht von weniger als 1%.

Es gibt aber noch weitere marktstrukturelle Unterschiede, die Linde zum ausschließlichen Listing in New York treiben. Dabei handelt es sich um die grundsätzlich höhere Bewertung von Aktien in den Vereinigten Staaten im Vergleich zu Europa sowie um einen größeren Bestand an vergleichbaren Unternehmen.

Wie der Präsentation ferner zu entnehmen ist, hat es mehrere Ansätze gegeben, die das Problem hätten beheben können. So wurde die Marktkapitalisierung des Dax im Jahr 2021 durch seine Ausweitung von 30 auf 40 Aktien vergrößert. Allerdings dauerte es Linde zufolge keine drei Monate, bis das Indexgewicht ihrer Aktie wieder über das 10-%-Limit stieg.

Limit-Anhebung abgelehnt

Ferner startete die Deutsche Börse im Frühjahr ein Marktkonsultationsverfahren, in dem u. a. eine Anhebung des Gewichtungslimits auf 15% vorgeschlagen wurde. Jedoch lehnten 58% der 26 Stellung nehmenden Adressen, bei denen es sich vor allem um institutionelle Investoren handelte, die Anhebung ab.

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