Delivery Hero verdoppelt Bestellungen

Essensdienst erhöht Untergrenze der Umsatzprognose und kündigt weiteres Wachstum an - Start in Japan "sehr ermutigend"

Delivery Hero verdoppelt Bestellungen

Der hochdefizitäre Essenslieferdienst Delivery Hero hat Bestellungen und Umsatz im dritten Quartal verdoppelt. Damit setzt der Dax-Neuling sein rasantes Wachstum fort. Für das Gesamtjahr stellt der Konzern nun Erlöse zwischen 2,7 Mrd. und 2,8 Mrd. Euro in Aussicht. Damit wird die Untergrenze angehoben.hek Frankfurt – Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat den Umsatz im dritten Quartal um 99 % auf 776 Mill. Euro ausgeweitet. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte das Wachstum 110 %, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Die Kunden gaben 362 Millionen Bestellungen auf, 100 % mehr als im Vorjahresquartal. “Das dritte Quartal war für uns ein weiterer Rekord in Bezug auf Umsatz- und Bestellwachstum”, sagte CEO und Mitgründer Niklas Östberg. Das siebte Quartal in Folge liege der Umsatzanstieg bei 100 %.Vor diesem Hintergrund konkretisiert das in Berlin ansässige Unternehmen den Jahresausblick. Das Management hebt die Untergrenze für die Umsatzprognose um 100 Mill. Euro an und rechnet nun mit 2,7 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro. Im Sommer hatte der Konzern die Umsatz-Guidance bereits von 2,4 Mrd. bis 2,6 Mrd. auf 2,6 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro erhöht. Den um Sondereinflüsse bereinigten Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) veranschlagt Delivery Hero weiter auf 14 % bis 18 % des Umsatzes. Obendrauf kommen zusätzliche Investitionen etwa für die Erschließung von Märkten, die in der Verlustschätzung noch nicht enthalten sind. Diese Ausgaben veranschlagt der Konzern jetzt noch auf maximal 120 Mill. Euro, zuvor waren es bis zu 150 Mill. Euro. Hier schlagen sich zum Beispiel 20 Mill. bis 30 Mill. Euro für den Markteintritt in sechs japanischen Städten nieder. Östberg sprach in der Telefonkonferenz von einem “sehr ermutigenden Start” in Japan. Das Geschäft in Europa soll im laufenden Jahr beim bereinigten Ebitda die Nulllinie erreichen, und für die Region Nahost/Nordafrika wird ein höheres bereinigtes Ebitda als 2019 erwartet. Corona-ProfiteurDie Finanzlage wird trotz der tiefroten Zahlen und der Finanzierung von Akquisitionen als “nach wie vor solide” bezeichnet. Delivery Hero hat für bis zu 230 Mill. Euro das Lateinamerikageschäft der in Spanien ansässigen Glovo und den Online-Marktplatz Instashop zu einem Unternehmenswert von 360 Mill. Dollar erworben. Der Abschluss der Ende 2019 angekündigten Übernahme der koreanischen Woowa steht nach wie vor aus. Das Management erwartet das Okay bis Jahresende.Delivery Hero profitiert derzeit vom Boom der Außer-Haus-Bestellungen in der Coronakrise. Wegen der Ausgangsbeschränkungen und Hygieneregeln ordern immer mehr Menschen Mahlzeiten online und lassen sie sich nach Hause liefern. Weitere Kontaktbeschränkungen könnten dazu führen, dass die Bestellungen nochmals anzögen, sagte Östberg. Doch falls die Restaurants am Ende nicht überlebten, “ist das auch nicht gut für uns”. Delivery Hero expandiere in allen Bereichen. Es würden weitere Märkte erschlossen, neue Produkte eingeführt und man halte Ausschau nach Zukäufen, so Östberg.Analysten gehen ebenfalls davon aus, dass Delivery Hero mittelfristig weiter sehr dynamisch wachsen wird. “Wann aber letztendlich die Gewinnschwelle erreicht wird und auf welchem Niveau die nachhaltige Rentabilität liegen wird, lässt sich aktuell nur schwer abschätzen”, kommentiert die Landesbank Baden-Württemberg. Delivery Hero gibt als langfristiges Ziel eine Ebitda-Marge von 5 bis 8 % an, allerdings nicht bezogen auf den Umsatz, sondern auf den sehr viel höheren Bruttowarenwert.Die Börse reagierte am Mittwoch mit einem Kursanstieg um bis zu 5,7 %. Als einziger Dax-Titel beendete Delivery Hero den Xetra-Handel im Plus. Der Bruttowarenwert zog im dritten Quartal um 70% auf 3,4 Mrd. Euro an. Der Deckungsbeitrag der Lieferungen sei nun in allen vier Regionen, also auch in Asien, positiv (vor Kosten für Gutscheine).Zum Ergebnis des Quartals macht Delivery Hero keine Angaben. Ertragskennzahlen werden nur halbjährlich veröffentlicht. Nach sechs Monaten bewegte sich der operative Verlust (bereinigtes Ebitda) bei 320 Mill. Euro. Das stärkste Wachstum verzeichnet der Konzern in Asien, wo die Quartalserlöse von 126 Mill. auf 331 Mill. Euro kletterten, doch auch in Europa wurde der Umsatz von 43 Mill. auf gut 80 Mill. Euro nahezu verdoppelt. 62 % der Bestellungen hat Delivery Hero im Berichtsquartal selbst ausgeliefert, im Vorjahreszeitraum waren es 40,4 %.Nach eigenen Angaben sind die Berliner derzeit in 49 Ländern präsent. In Deutschland ist der Konzern allerdings nicht mehr unterwegs – dieses Geschäft wurde an den Konkurrenten Just Eat Takeaway.com verkauft. Das sogenannte Quick-Commerce-Geschäft, also die schnelle Auslieferung von Fertigwaren wie Lebensmitteln, Medikamenten und Elektronikartikeln, betreibt Delivery Hero nun in mehr als 40 Märkten. Dabei arbeitet der Konzern mit 30 000 Geschäften und Händlern zusammen und betreibt 254 Lagerhäuser, Dmarts genannt. Bis Jahresende soll es 400 Dmarts geben.