Essenslieferdienste

Delivery Hero verkauft Geschäft in Taiwan

Mit dem Verkauf des Taiwan-Geschäfts sorgt Delivery Hero für Furore an der Börse. Konkurrent Uber zahlt knapp 1 Mrd. Dollar und beteiligt sich an dem Essenslieferanten.

Delivery Hero verkauft Geschäft in Taiwan

Delivery Hero verkauft Geschäft in Taiwan

Uber zahlt 950 Mill. Dollar und erwirbt Beteiligung – Aktie haussiert

hek Frankfurt

In der Hängepartie um den geplanten Rückzug aus Teilen Südostasiens verbucht Delivery Hero einen wichtigen Teilerfolg. Wie der Essenslieferdienst mitteilt, geht die Tochter Foodpanda Taiwan für 950 Mill. Dollar in bar an den Konkurrenten Uber Technologies. Investoren zeigen sich begeistert: Die im MDax vertretene Aktie sprang am Dienstag im Handelsverlauf 25% nach oben.

Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Sie soll im ersten Halbjahr 2025 unter Dach und Fach gebracht werden. Die lange Zeitspanne bis zum geplanten Dealabschluss deutet darauf hin, dass komplexe kartellrechtliche Prüfungen bevorstehen. Laut der Investmentbank Jefferies kommen Foodpanda in Taiwan auf 50 bis 55% Marktanteil und Uber Eats auf 45 bis 50%, wobei variierende Datensätze vorlägen. De facto entstünde mit dem Deal also ein Monopol für Essenslieferungen in dem Land.

Uber steigt bei Delivery Hero ein

Noch im Februar waren die Verhandlungen über den Rückzug aus anderen Regionen Südostasiens abgebrochen worden. Die Parteien hätten keine Einigung über die Übernahmebedingungen erzielen können, teilte Delivery Hero damals mit. Es ging um Geschäfte in Singapur, Malaysia, auf den Philippinen, in Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos. Als Interessenten galten Grab aus Singapur und Meituan aus China. Vorstandschef und Firmengründer Niklas Östberg nannte einen angestrebten Verkaufspreis von mehr als 1 Mrd. Euro für die Südostasiengeschäfte. Aktienexperten kamen zu niedrigeren Schätzungen: Der Analyst Clement Genelot von der Investmentbank Bryan Garnier veranschlagte den Wert auf lediglich 200 Mill. bis 400 Mill. Euro. Kernmarkt in Südostasien ist Südkorea, wo Delivery Hero in einer milliardenschweren Transaktion vor drei Jahren den Konkurrenten Woowa gekauft hatte.

Darüber hinaus beteiligt sich Uber an Delivery Hero. Der Konkurrent erwirbt für 300 Mill. Dollar neue Stammaktien des in Berlin ansässigen Unternehmens. Der Preis beträgt 33 Euro, was einem satten Aufschlag von 30% auf den Schlusskurs von Montag (25,32 Euro) ergibt. Das Paket von 8,4 Millionen Aktien entspricht einem Anteil von rund 3%.

„Wirtschaftlich attraktiv“

„Beide Transaktionen sind wirtschaftlich attraktiv“, unterstreicht Jefferies-Analyst Giles Thorne. Der Taiwan-Ausstieg sei perfekt getimt, die wirtschaftlichen Daten des Deals überzeugten und es gebe einen erheblichen Schutz vor Abwärtsrisiken. Der Nettoerlös von insgesamt 1,2 Mrd. Euro verbessere das Finanzprofil erheblich, denn die Nettoverschuldung könne von 3,9 Mrd. Euro auf 2,7 Mrd. Euro sinken.

In Taiwan erwirtschaftet Delivery Hero mit 1,6 Mrd. Euro etwa 3% des konzernweiten Bruttowarenvolumens (GMV). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, Sonderfaktoren und Gruppenkosten sei leicht positiv. Der Verkaufspreis entspricht dem 0,6-Fachen des GMVs, was weit über der Konzernbewertung von 0,2 liegt. Laut Delivery Hero schafft die Trennung von Foodpanda Taiwan „erheblichen Mehrwert“. Bis zum Closing werde Delivery Hero den Betrieb von Foodpanda Taiwan wie bisher weiterführen.

Uber Eats verfüge im Norden Taiwans und in großen Städten über die größere Auswahl, während Foodpanda im Süden des Landes und in kleineren Städten relative Stärken habe.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.