Deloitte holt in hohem Tempo auf

Prüfungs- und Beratungsunternehmen bekommt Konjunkturflaute zu spüren - Consulting boomt

Deloitte holt in hohem Tempo auf

swa Frankfurt – Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte arbeitet sich in großen Schritten im Deutschlandgeschäft nach oben. Die Nummer 4 im Kreis der Marktführer “Big 4” hat die Gesamtleistung im abgelaufenen Geschäftsjahr (zum 31.5.) erneut zweistellig um 17 % auf 1,71 Mrd. Euro ausgebaut. Damit bleibt ein Abstand zum nächstgrößeren Konkurrenten KPMG, der im vergangenen Turnus 1,83 Mrd. Euro gezeigt hatte, zuletzt aber schwächer gewachsen ist als Deloitte. KPMG bilanziert per Ende September und legt gegen Jahresende Zahlen vor.Deloitte will die hohe Dynamik in den kommenden Jahren fortsetzen, unterstreicht Deutschland-CEO Martin Plendl. Er hält es “nicht für unrealistisch”, im Jahr 2025 auf eine Größe von 3 Mrd. Euro Umsatz zu kommen, nachdem das Unternehmen seine Gesamtleistung innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppelt hat. Deloitte sei dabei deutlich stärker gewachsen als geplant und schneller vorangekommen als die drei großen Wettbewerber.Aktuell bekommt die Gruppe allerdings die konjunkturelle Flaute zu spüren. Seit März sei zu erkennen, dass Kunden über alle Branchen Beratungsprojekte zurückfahren. Dabei gehe es um Themen, die nicht zwingend sofort bearbeitet werden müssten. Dagegen sei die Beratung von “Zukunftsthemen” weiterhin gefragt, so dass Plendl auch im laufenden Geschäftsjahr ein Wachstum von rund 10 % erreichen will. In den ersten vier Monaten hätten alle Geschäftsbereiche erneut erfreulich zugelegt.Das Erfolgsrezept sieht Plendl in der Fokussierung auf Zukunftsthemen wie digitale Transformation und Cyber Security. Zugute komme der Gruppe die Bereitschaft zu hohen Investitionen in Personal und Technologie. In den Jahren 2015 bis 2020 gehe es im deutschen Markt um eine Summe von 300 Mill. Euro, wovon die Hälfte ins Segment Consulting fließt, das auch im vergangenen Geschäftsjahr das höchste Wachstum zeigte. Große Akquisitionen seien nicht geplant, man wolle sich gezielt mit Talenten und Technologie verstärken.Deloitte hat nach Einschätzung von Plendl am konsequentesten von allen Wettbewerbern den Wandel zum technologiebasierten Anbieter von Prüfung und Beratung vollzogen. Die breite Technologieplattform verschaffe Deloitte einen Wettbewerbsvorteil in der Prüferbranche, im Vergleich mit reinen Technologieberatern habe man den Vorteil, zusätzlich umfassend interdisziplinär beraten zu können, hebt Plendl die Besonderheiten hervor.Auch der Fokus auf Financial Services und Automotive kommt dem Unternehmen zugute, denn sowohl die Automobilindustrie als auch Banken und Versicherer sind gefordert, ihre Geschäftsmodelle mit Blick auf Zukunftsthemen umzustellen. Das Kundenportfolio habe sich in den vergangenen Jahren enorm verschoben. Habe früher eine mittelständische Kundschaft dominiert, hole Deloitte inzwischen von fast allen Dax-Konzernen Aufträge.Im Spektrum der Segmente hat Consulting den Umsatz um 24 % am deutlichsten ausgebaut. Treiber ist die Beratung der digitalen Transformation. Deloitte sieht sich als Marktführer in der Begleitung großer Transformationsprojekte. Auch in der Wirtschaftsprüfung, die Kerngeschäft bleiben soll, gelang ein deutlich zweistelliges Wachstum um 16 %. Profitiert habe man von neuen Mandaten in der Abschlussprüfung, wobei Deloitte nach Bayer noch kein neuer Fang im Dax 30 gelungen ist. Dazugekommen sind aber Testate für Aurubis, Hornbach und Leoni, Gerresheimer habe man verteidigen können. Plendl hält am Ziel fest, drei bis fünf Mandate im Dax und Fortune Global 500 zu gewinnen.