Private Equity

Den Gesundheits­sektor im Auge

Private-Equity-Transaktionen im Gesundheitssektor boomen. Jetzt bekommt der Augenlaserhersteller Schwind Eye-Tech-Solutions neue Eigentümer. Das Familienunternehmen ist die globale Nummer zwei der Branche. Der Deal unterstreicht einmal mehr das Interesse der Finanzinvestoren am Gesundheitswesen.

Den Gesundheits­sektor im Auge

cru Frankfurt

Der Boom der Private-Equity-Transaktionen im Gesundheitssektor setzt sich fort. Der Augenlaserhersteller Schwind Eye-Tech-Solutions bekommt neue Eigentümer. Das Familienunternehmen ist die globale Nummer 2 der Branche. Europas größter Finanzinvestor Ardian, der einen Mehrheitsanteil hielt, steigt bei Schwind aus. Neuer Erwerber ist die auf Mittelständler spezialisierte Pariser Private-Equity-Gesellschaft Adagia Partners, wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten. Der Verkaufsprozess war erst im November mit Geboten der Interessenten eingeleitet worden.

Bei dem Eigentümerwechsel wird die Firma aus dem unterfränkischen Kleinostheim, 1958 von Unternehmer Herbert Schwind gegründet, laut Finanzkreisen mit rund 400 Mill. Euro sehr hoch bewertet. Laut Jahresabschluss der Firma im Bundesanzeiger war der Umsatz 2019/20 (zum 30.6.) wegen der Pandemie um 3 % auf 47 Mill. Euro geschrumpft, und der operative Gewinn (Ebitda) sank von 11 Mill. auf 10 Mill. Euro – bei einem Eigenkapital von unverändert 30 Mill. Euro und einer Eigenkapitalquote von 42 % sowie Kreditschulden von 35 Mill. Euro. Firmenchef Rolf Schwind, dessen Familie bisher einen Anteil von knapp 30 % besitzt, will auch künftig an der Firma beteiligt bleiben. Ardian hatte 2016 die Mehrheit erworben. Den Verkaufsprozess organisierte jetzt die Investmentbank Macquarie mit der Kanzlei White&Case.

Deals für 446 Mrd. Dollar

Schwind Eye-Tech-Solutions be­zeichnet sich als „weltweit führenden Spezialisten für Lasersysteme zur Behandlung von Fehlsichtigkeit und Hornhauterkrankungen“. Das Managementteam um Vorstandschef Rolf Schwind sei im Rahmen der Partnerschaft mit Ardian durch Chief Operating Officer Domenic von Planta und Finanzvorstand Dirk Rosenlöcher verstärkt worden und werde das Unternehmen auch künftig führen, hieß es. Adagia, die gerade einen 750-Mill.-Euro-Fonds auflegt, will bei der Expansion helfen und die weltweite Vermarktung beschleunigen. Über Details der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. Mit Ardian habe Schwind seit 2016 in Forschung investiert und ein neues Laser-System entwickelt, hieß es.

Die Investments von Private-Equity-Häusern im Gesundheitssektor boomen. Nach Angaben von Bloomberg ist der Wert der Übernahmen von Unternehmen des Gesundheitswesens in diesem Jahr um 73 % auf 446 Mrd. Dollar gestiegen. Ebenfalls am Dienstag hat Silver Investment Partners die seit 2020 bestehende Beteiligung Lucien Ortscheit um die Juers Gruppe ergänzt – beides sind Spezialpharmahändler für im Zielland nicht lizenzierte Arzneimittel. Die beiden Firmen mit einem hohen zweistelligen Umsatz werden unter dem Dach der Holding German Pharma Wholesale gebündelt.

Erst kürzlich hatte der schwedische Finanzinvestor Nordic Capital die Münchener Augenheilkundegruppe Veonet verkauft. Neue Eigentümer von Veonet sind der kanadische Pensionsfonds Ontario Teachers’ Pension Plan und das französische Private-Equity-Haus PAI Partners. Laut Finanzkreisen lag der Kaufpreis bei 2 Mrd. Euro. Das entspricht dem bis zu 20-Fachen des erwarteten Kerngewinns 2021.

Zudem hat der Finanzinvestor Cinven kürzlich eine Mehrheit am Arzneimittelforscher Bioagilytix erworben, und die dänische Reederei-Holding A.P. Møller kaufte die Schweizer Laborkette Unilabs für 5 Mrd. Dollar von der britischen Apax.

Auch die deutsche Augenklinikkette Sanoptis wird für einen Verkauf vorbereitet. Der Eigentümer Telemos, ein britischer Finanzinvestor, hat die Investmentbank Rothschild mit der Organisation eines Prozesses beauftragt, der im Februar oder März beginnt. Zudem steht Deutschlands zweitgrößter Altenheimbetreiber Alloheim zum Verkauf. Der Eigentümer Nordic Capital hat die Investmentbank UBS mit der Transaktion betraut.

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