BAUMÄRKTE

Den Stecker ziehen

Das im wahrsten Sinne des Wortes schauerliche Frühlingswetter bremst nicht nur den Absatz von T-Shirts, Bermudas und Speiseeis, sondern auch von Gartenartikeln, angefangen von Werkzeugen wie Hacken, Rechen und Spaten über Rasenmäher bis hin zu...

Den Stecker ziehen

Das im wahrsten Sinne des Wortes schauerliche Frühlingswetter bremst nicht nur den Absatz von T-Shirts, Bermudas und Speiseeis, sondern auch von Gartenartikeln, angefangen von Werkzeugen wie Hacken, Rechen und Spaten über Rasenmäher bis hin zu Pflanzen, Möbeln und Grillprodukten. Der Umsatzschwund, den die Bau- und Gartenmärkte deswegen verzeichnen, ist gravierend: Dem deutschen Branchenverband BHB zufolge lagen die Erlöse im März – eigentlich ein guter Monat für Baumarktketten – um ein Viertel unter dem Vorjahreswert, bei reinen Gartenmärkten sogar um 50 bis 70%.Die Einbußen können im Jahresverlauf nicht mehr aufgeholt werden, u. a. weil Kunden den Kauf vieler Gartenartikel für diese Saison bereits gestrichen haben. Und bei Blumen ist die Zeit der Frühblüher einfach vorbei. Tonnenweise mussten Primeln und Stiefmütterchen, weil unverkäuflich, vernichtet werden.Dies trifft die Baumarktkonzerne unterschiedlich hart. Hornbach, nach Umsatz die Nummer 3 in Deutschland hinter Obi und Bauhaus, ist kerngesund und könnte sogar mehrere mäßige Geschäftsjahre verkraften. Für die ebenfalls börsennotierte Praktiker ist das miserable Frühlingsquartal dagegen ein die Existenz gefährdendes Desaster.Gerade schien der Baumarktbetreiber (Praktiker, Max Bahr) durch eine Kapitalspritze, die zu einem erheblichen Teil von den neuen Großaktionären um den österreichischen Unternehmer Alain de Krassny kam, die ärgsten Finanznöte überwunden zu haben, da trifft die miese Witterung das Unternehmen bis ins Mark. Seit längerem verkündet der Vorstand, man wolle weg vom Billigheimer-Image und deshalb die bekannten Rabattaktionen (“20% auf alles außer Tiernahrung”) zurückfahren und schließlich einstellen. Tatsächlich wird gerade intensiv mit “25% auf alles ohne Stecker” geworben. Grund ist, dass der Konzern in ungeheurer Geschwindigkeit Geld verbrennt und Cash hereinholen muss, koste es was es wolle – auch wenn dabei der letzte Funke Glaubwürdigkeit verloren geht. Allein im ersten Quartal betrug der Fehlbetrag 127 Mill. Euro. Das Eigenkapital schmolz vom Jahresultimo bis Ende März von 135 auf 7 Mill. Euro. Ohne neues Kapital dürfte Praktiker vor dem Aus stehen.De Krassny und die anderen Investoren haben aufs falsche Pferd gesetzt, und sie wissen das. Sie werden kein gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen, nur um die Insolvenz zu verzögern. Die heutige Hauptversammlung gäbe Gelegenheit, den Stecker zu ziehen.