SPOTIFY

Der Einhorn-Test

Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden", wusste schon Wilhelm Busch. Nun strebt ausgerechnet der weltgrößte Musikstreamingdienst möglichst geräuschlos an die Börse: Die Schweden haben offenbar vertraulich eine...

Der Einhorn-Test

Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden”, wusste schon Wilhelm Busch. Nun strebt ausgerechnet der weltgrößte Musikstreamingdienst möglichst geräuschlos an die Börse: Die Schweden haben offenbar vertraulich eine Aktienplatzierung in New York angemeldet. Mit dem ungewöhnlichen Schritt sollen Banken außen vor gelassen werden.Mit der Direktplatzierung werden Aktien ohne übliches Preisbildungsverfahren gelistet. Damit kommen sie in den Handel, ohne dass Spotify frisches Geld einwirbt. Aber damit fehlt auch die Unterstützung durch die Stabilisierung seitens der Emissionsbanken. Und auch das übliche Verfahren, sich an den angemessenen Aktienpreis im Bookbuilding heranzutasten, entfiele. Einen weit ungewöhnlicheren Weg als diesen beschritt Google 2004 mit ihrem Auktionsverfahren zum Börsengang, wobei den Banken die Kontrolle über die Zuteilung entglitt und ihre Gebühreneinnahmen niedriger ausfielen.Frisches Geld für den Börsengang benötigt die defizitäre Spotify nicht. Im Gegenteil: Es geht darum, bestehenden Investoren die Möglichkeit zu geben, via Börse Kasse zu machen. Spotify soll in der jüngsten Finanzierungsrunde im Sommer 2015 mit 8,5 Mrd. Dollar bewertet worden sein. Nun belaufen sich die Bewertungsschätzungen auf die breite Spanne von 10 Mrd. bis gar 20 Mrd. Dollar. Spotify dürfte von den 169 “Unicorns” auf dem Globus – nicht notierten Unternehmen mit einer Bewertung von mindestens 1 Mrd. Dollar – und ihren Investoren mit ihren Listingplänen intensiv beäugt werden. Denn Kandidaten wie Airbnb, der Uber-Rivale Lyft oder in Deutschland Auto 1 haben als privat gehaltene Unternehmen weit höhere Bewertungen als an der Börse zu erreichen sind.Das liegt vor allem an der wundersamen Geldvermehrung in den Finanzierungsrunden. Dort lassen sich mit relativ wenig Mitteln durch das Zeichnen geringer Anteile die Bewertungen für ganze Unternehmen in Höhen treiben, die der organisierte Kapitalmarkt nie und nimmer hergibt. So sind für die Bewertung des Fahrdienstes Uber von 68 Mrd. Dollar – vor dem von Softbank gerade erreichten Abschlag von 30 % – lediglich 12,9 Mrd. Dollar tatsächliches Equity Funding. Für Spotify wirklich gezahlt wurde 1 Mrd. Dollar. Zuletzt hatten Snap und Blue Apron, die den traditionellen IPO-Weg einschlugen, die Investoren enttäuscht. “Also lautet ein Beschluss: dass der Mensch was lernen muss”, schrieb Wilhelm Busch. Verzögern nicht noch Klagen den Börsengang, bietet Spotify Gelegenheit dazu.