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Der Glanz von gestern

Das aufgewärmte Gulasch von gestern schmeckt bekanntlich am allerbesten. Und so dürfte der US-Shareholder-Aktivist Daniel Loeb geglaubt haben, mit seinem Schreiben an den Board von Prudential bei vielen Aktionären des Versicherers offene Türen...

Der Glanz von gestern

Das aufgewärmte Gulasch von gestern schmeckt bekanntlich am allerbesten. Und so dürfte der US-Shareholder-Aktivist Daniel Loeb geglaubt haben, mit seinem Schreiben an den Board von Prudential bei vielen Aktionären des Versicherers offene Türen einzurennen. Die geforderte Zerschlagung ist zwar längst im Gange, aber was Chief Executive Mike Wells in die Wege leitete, ist Loeb nicht genug. Sein Vehikel Third Point ist mit nahezu 5 % bei der Gesellschaft eingestiegen, die zwar noch der nach Börsenwert größte in London notierte Versicherer ist, ihr britisches und europäisches Geschäft aber längst ausgegliedert hat. Geht es nach Loeb, sollen nun das Asien- und das US-Geschäft voneinander getrennt und die in der britischen Metropole verbliebene Zentrale geschlossen werden.Neu sind diese Ideen nicht. Aber das gilt ja auch für das Geschäftsmodell der Shareholder-Aktivisten, die vorgeben, im Interesse aller Aktionäre Werte heben zu wollen. Loeb gehört zu den bekanntesten Vertretern dieser Zunft, die in den vergangenen Jahren für ihre Klientel ganz erstaunliche Renditen erwirtschaftet hat. Aber der Glanz von gestern droht zu verblassen. Das liegt oft an mangelnder Unterstützung durch die übrigen Anteilseigner, deren Interessen nicht immer deckungsgleich mit denen der Hedgefonds sind. So schaffte es Edward Bramson nicht, sich einen Platz im Board von Barclays zu erkämpfen. Seine Vision, das Investment Banking zusammenzustreichen, kam nicht gut an, zumal sich das Institut gerade als Transatlantikbank neu erfunden hatte. Auch Trian, das Vehikel von Nelson Peltz, hat kein Mandat im Board des Klempner-Großhändlers Ferguson, der den Großteil seines Geschäfts in den Vereinigten Staaten macht und dessen Notierung der Aktivist an die Wall Street verlegen will. Und Crispin Odey wird bei Sirius Minerals wohl nur vergrätzte Kleinaktionäre dazu bewegen können, gegen die Offerte von Anglo American für das Kaliunternehmen zu stimmen. Die großen Fonds haben es längst abgesegnet.Loeb und anderen wird es Probleme bereiten, dass britischen Pensionskassen eine Notierung in London und steigende Dividenden wichtiger sind als einfachere Strukturen und mögliches Wachstum in der Zukunft. Es lohnt sich, beizeiten mit anderen Aktionären zu sprechen. Doch in einer Zeit, in der zunehmend von Stakeholdern die Rede ist, von Governance und Klimarisiken, ist die Fixierung der Aktivisten auf maximale Kursgewinne ohnehin ein Rezept von gestern.