DEUTSCHES EIGENKAPITALFORUM

"Der Handel wird immer schwächer und immer fauler"

Ahlers-Finanzchef Kölsch kritisiert das Überwälzen von Kosten auf Lieferanten - Modehersteller im Plan

"Der Handel wird immer schwächer und immer fauler"

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtIn seinem Horoskop habe gestanden, er solle nicht zu schüchtern sein. Mit dieser Bemerkung eröffnete Karsten Kölsch, Finanzvorstand des Modeherstellers Ahlers, seine Präsentation auf dem Deutschen Eigenkapitalforum. Er hielt sich daran, denn später sagte er: “Der Handel wird immer schwächer und immer fauler.” Solch eine Aussage von einem Manager zu hören, der betont, dass sein Unternehmen Wachstum primär mit dem Facheinzelhandel erzielen will, ist gewagt. Doch Kölsch ist es offensichtlich leid, dass die unter Druck stehenden Einzelhändler immer stärker versuchen, sich durch das Abwälzen von Kosten auf die Lieferanten Luft zu verschaffen.Häufig bekomme der Ahlers-Vorstand zu hören, der Umsatzanteil des eigenen Einzelhandels sei zu gering, sagte Kölsch. Er machte aber deutlich, dass der Ausbau des eigenen Laden-Portfolios bestenfalls langsam – “flankierend” – voranschreiten wird. Aus seinen Ausführungen war die Skepsis gegenüber diesem Vertriebsweg unschwer herauszuhören: Er sprach von hohen Risiken, die dem eigenen Retail-Geschäft anhafteten, und dass Männermode – Ahlers hat ihren Schwerpunkt in der Herrenbekleidung – in Westeuropa schwer über Monomarkengeschäfte abzusetzen sei. Zuletzt habe der Umsatzanteil dieses Vertriebswegs bei relativ bescheidenen 12 % gelegen; dazu hätten vor allem Outlet-Geschäfte beigetragen.Selbst für den E-Commerce – bei anderen Modefirmen das Thema schlechthin – kann sich Kölsch nicht wirklich begeistern: “Ein stark wachsender Absatzkanal”, der strategisch ein hohes Gewicht habe und entsprechend gestärkt werde. Jede der Ahlers-Marken habe eine eigene Webseite. Zudem unterhalte man Marktplätze u.a. bei Zalando und Otto.Die drei Ahlers-Kernmarken Pierre Cardin, Baldessarini (beide werden mit Otto Kern dem Premiummarkt zugerechnet) und Pioneer stünden für 80 bis 90 % des Umsatzes, der 2014/15 (30. November) insgesamt bei 242 Mill. Euro lag. Allein die Pioneer-Jeans ständen für die Hälfte des Konzernerlöses. Für das zu Ende gehende Geschäftsjahr rechne das Management mit einem stabilen, vielleicht auch leicht rückläufigen Umsatz, so Kölsch. Die Erlöse mit den drei Kernmarken seien in den ersten neun Monaten um 2,5 % im Vergleich zur Vorjahreszeit gewachsen. Dieses Wachstum soll den Rückgang durch auslaufende und reduzierte Aktivitäten – die Marke Gin Tonic wird nicht länger vertrieben, das Private-Label-Geschäft wurde abgebaut – in etwa ausgleichen. Der Jahresüberschuss sollte laut Kölsch um einen hohen zweistelligen Prozentsatz gegenüber dem Vorjahreswert von 1,4 Mill. Euro wachsen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass 2014/15 das wichtige Russland-Geschäft eingebrochen war, was Ahlers sehr zu schaffen machte – der Konzern erzielt etwa 50 % der Erlöse im Ausland; besonders stark ist die Marktposition in Osteuropa. Selbst wenn die Prognose eintrifft, wird der Nettogewinn noch weit unter den 6,0 Mill. und 5,6 Mill. Euro von 2013/14 bzw. 2012/13 bleiben.Die drei Premiummarken stehen für gut zwei Drittel des Umsatzes. In diesem Jahr hat Wettbewerber Hugo Boss die Preise angehoben. “Schaden wird uns das nicht”, meinte Kölsch dazu. Die jeweils billigsten Anzüge von Baldessarini und Boss rangierten nun etwa auf demselben Niveau bei knapp 500 Euro.