IM INTERVIEW: JENS SCHULTE

"Der Pharma-Trend ist für uns ein mittelfristiger"

Der Schott-CFO über Investitionen und Wachstum

"Der Pharma-Trend ist für uns ein mittelfristiger"

Herr Schulte, Schott ist im vergangenen Geschäftsjahr um gut 2 % gewachsen. Sind Sie damit zufrieden?Das ist sicherlich weniger als die 6 %, die wir uns ursprünglich vorgenommen hatten, aber in Anbetracht der Covid-19-Pandemie können wir damit schon sehr zufrieden sein. 2020/21 peilen Sie bis zu 5 % Wachstum an – auch dank faltbarer Displays. Starten Sie jetzt im Smartphone-Markt durch?Wir erwarten hier sicherlich nicht, den Markt zu revolutionieren. Unser Wettbewerber Corning ist hier Marktführer bei festen Covergläsern für Smartphones und dürfte das bleiben. Aber wir sind glücklich, dass wir nach einem gescheiterten Versuch vor einigen Jahren in dem Geschäft wieder dabei sind. Im Bereich faltbarer Dünnglasscheiben sind wir technologisch führend. Wie erfolgreich dieses Geschäft wird, hängt letztlich an den Präferenzen der Konsumenten, und diese werden wir in den nächsten zwei bis drei Jahren sehen. Ein Bereich, der bestens läuft, sind die Pharmaverpackungen. Ist Ihre Produktion für 2021 ausgebucht?Das ist tatsächlich weitgehend so. Allerdings darf man das nicht einfach nur der Coronakrise zuordnen. Der Pharmatrend ist für uns ein mittelfristiger. Der hat vor allem auch mit den Emerging Markets Indien und China im Pharmageschäft zu tun. Wir haben in dem Geschäft zweistelliges Wachstum – sowohl in der Verpackung als auch bei Pharmaröhren. Und wir rechnen damit, dass sich das auch so fortsetzt. Daher investieren wir hier auch weiterhin kräftig. Der Absturz des brasilianischen Real hat Sie auf Konzernebene einen Prozentpunkt Wachstum gekostet. Hat sich durch die Krise Ihr Währungsrisiko verschoben?Nein. Der US-Dollar bleibt mit Abstand unser größtes Exposure, das wir zu gut 50 % absichern. Der Real hat einfach so enorm abgewertet, dass sich das so stark niedergeschlagen hat. Sie haben 2019 den australischen Mikrofluidik-Spezialisten Minifab übernommen. Perfektes Timing?Das war in der Tat glücklich, denn die Entwicklung mit der Pandemie konnte ja niemand ahnen. Die Diagnostik ist ein Bereich, der bei uns noch klein ist, aber großes Potenzial hat. Wir haben einige Kunden, die Coronatests mit unseren Lösungen umsetzen. Da kann also eine ganz andere Umsatzdynamik entstehen. Wenn sich die Dinge so entwickeln, wie wir das erwarten, wird sich das Geschäft in den kommenden Jahren auch vervielfachen. Das Interview führte Sebastian Schmid.