IM SILICON VALLEY GEHT WAS

Der Schocker

Message von Facebook kommt an - Hoher Anteil eigener Aktien relativiert Risiko - M&A-Fieber steigt

Der Schocker

Von Walther Becker, FrankfurtFacebook zahlt mit 19 Mrd. Dollar das Zehnfache, das Google für Youtube ausgegeben hatte, das 20-Fache dessen, was das “soziale” Netzwerk für den Foto- und Videodienst Instagram lockergemacht hatte und das 13-Fache dessen, was Ebay für Paypal spendierte. Alle diese Transaktionen in der Technologiebranche wecken angesichts der schwindelerregend erscheinenden Bewertungen zunächst ungläubiges Staunen – doch viele von ihnen zahlen sich tatsächlich aus. Von Ausnahmen wie Skype, für die Microsoft 2011 rund 8,5 Mrd. Dollar hinblätterte, oder AOL/Time Warner nicht zu sprechen. Das Komma nach der 1 und der 9 vergessen? Völlig gaga? Bei den meisten Techno-Deals ist von Bubble oder Hype die Rede, doch die Märkte in Amerika stellen Wagniskapital bereit und machen 19 Mrd. Dollar für ein Start-up möglich.Im Fall von Whatsapp werden 4 Mrd. Dollar der Bewertung – die mit herkömmlichen Konzepten wie diskontiertem Mittelzufluss oder Ergebnis-Multiples nicht zu fassen ist – bar entrichtet. 12 Mrd. fließen in Facebook-Aktien und nächstes Jahr weitere 3 Mrd. Dollar in Papiergeld, damit sich die Jungs von Whatsapp nicht nach Hawaii verkrümeln.Bei einer Marktkapitalisierung von 170 Mrd. Dollar – 80 Mrd. Dollar kamen seit Mitte 2013 hinzu – erscheinen die eingesetzten eigenen Aktien angesichts der inflationierten Facebook-Bewertung überschaubar, falls Whatsapp dereinst abgeschrieben werden müsste. Doch Facebook ist auf Wachstum angewiesen, um zu überleben. Dort bringt es ein Nutzer nach dem Börsenwert auf 130 Dollar, ein “User” von Whatsapp ist auf Basis des Übernahmepreises 42 Dollar “wert” – gerade die Hälfte. Das relativiert den “Deal Schocker” mit den gigantischen 19 Mrd. Dollar. Zweitgrößter Internet-DealDie Übernahme ist der drittgrößte angekündigte M & A-Deal des nicht einmal acht Wochen alten Jahres. An der Spitze liegt die Akquisition von Time Warner Cable durch Comcast für 70 Mrd. Dollar, gefolgt von der Offerte der Pharmagruppe Actavis für den Konkurrenten Forest Lab mit 25,4 Mrd. Dollar. Eine Nummer kleiner sind die 16 Mrd. Dollar, die Japans Suntory für Beam-Whisky bietet. Whatsapp gilt als größter Online-Deal, seitdem 2011 die Übernahme von Time Warner durch AOL für 120 Mrd. Dollar vollzogen wurde. Der Medienriese hat den Internetdienstleister längst abgeschüttelt.Hohe Bewertungen, positive Geschäftsperspektiven und ein rasanter technologischer Wandel führen zu einem Boom bei Unternehmenskäufen und -verkäufen in der Technologiebranche. 2013 lag das M & A-Volumen dort laut Dealogic bei 218 Mrd. Dollar, dem höchsten Stand seit 2007; dieses Jahr sind schon jetzt gut 49 Mrd. Dollar zusammengekommen, was einem Plus gegenüber 2013 von 41 % entspricht. Vor allem die Zahl der Deals über 1 Mrd. Dollar steigt kräftig: 36 waren es 2013 nach 28 zuvor. Gerade hat Rakuten aus Japan, ein großer E-Commerce- und Internet-Service-Anbieter, die Übernahme des VoIP-Unternehmens Viber aus den USA für 900 Mill. Dollar angekündigt. Allen & Morgan StanleyWhatsapp schlägt sich auch in den League Tables der Investmentbanken nieder, die J. P. Morgan anführt. Morgan Stanley, die Whatsapp berät, macht Boden gut und festigt die Position als Nummer 2. Die Boutique Allen & Co, auf die Facebook setzt, schafft es mit dem Deal unter die Top 10 und liegt auf Platz 9. Die Bank, die es seit 2000 nie unter die Top 20 gebracht hat, war auch bei Time Warner Cable dabei. Allen & Co., in den 1920er Jahren gegründet, war schon beim Facebook-IPO unter Führung von Morgan Stanley dabei sowie beim Google-Börsengang.