9. FRÜHJAHRSKONFERENZ – IM INTERVIEW: JOHANNES HECKMANN

"Der US-Markt ist sehr attraktiv"

Der Nabaltec-CEO über Produktion in Amerika, Fantasie durch Elektroautos und einen heißgelaufenen Aktienkurs

"Der US-Markt ist sehr attraktiv"

Das im Börsensegment Scale gelistete Spezialchemieunternehmen Nabaltec aus dem oberpfälzischen Schwandorf sorgt mit dem Trend zu Elektroautos für Fantasie bei den Investoren. Die Produkte von Nabaltec werden als flammhemmende Füllstoffe in Kabeln eingesetzt. Die Aktie ist im vergangenen Jahr um rund 60 % gestiegen. CEO Johannes Heckmann äußert sich auf der Frühjahrskonferenz im Interview der Börsen-Zeitung.- Herr Heckmann, sorgt der Trend zur Elektromobilität bei Ihnen schon für zusätzlichen Umsatz?Ja, aber noch in einem homöopathischen Maßstab. Der Zuwachs bei Produkten für die Elektromobilität, bei denen es vor allem um die Separatorfolie für Lithium-Ionen-Batterien geht, lag 2017 bei rund 70 %, aber insgesamt liegt der Umsatz hier noch unter 5 Mill. Euro. Hier ist also noch sehr viel Fantasie drin.- Wie viel wird es in fünf Jahren sein?Das kann sich verdreifachen. Wir hängen dabei am Tropf der Dynamik des E-Mobilitätswachstum. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und können nur noch warten, dass der Markt anspringt.- Eine Baustelle ist das Werk Nashtec in den USA, das seine Produktion in Corpus Christi Ende August 2016 stoppen musste, weil der Vorlieferant Sherwin Alumina seinen Betrieb eingestellt hat. Wie geht es in den USA weiter?Wir haben im April 2017 die restlichen Anteile der Fabrik von Glencore übernommen und sind jetzt 100-prozentiger Anteilseigner. Wir haben 2017 angefangen, die Fabrik umzubauen, und werden die Produktion Ende des zweiten Quartals aufnehmen und voraussichtlich Ende August anfangen, unsere Kunden im Nafta-Raum, die derzeit noch aus Deutschland versorgt werden, aus Corpus Christi zu beliefern.- In Chattanooga wollen Sie ein weiteres US-Werk aufbauen. Wieso?Wir wollen unser Produktportfolio bei Flammhemmern erweitern. Neben den feinteiligen Aluminiumhydroxiden, die man unter anderem in Kabeln verwendet, stellen wir auch gemahlene Aluminiumhydroxide her, die vorwiegend in Kunststoff-Gehäusebauteilen für Elektrotechnik zum Einsatz kommen. Der Markt in den USA ist sehr attraktiv, das hat uns zu dem Schritt bewogen. In den USA ist zudem die Wettbewerbssituation so, dass neben dem dort existierenden Platzhirsch . . . – . . . Huber Engineered Materials . . . . . . der Markt nach einem zweiten großen Anbieter verlangt.- Wieso beliefern Sie die US-Kunden nicht dauerhaft aus Schwandorf?Von der Preisgestaltung wären wir so nicht wettbewerbsfähig, und die Lieferzeiten wären zu lang. Bislang haben wir die Kunden, die zuvor von dem Werk Nashtec aus beliefert wurden, aus Schwandorf weiter versorgt, um sie zu behalten. Aber das geht auf Dauer auf die Marge. – Wie hoch werden die Ergebnisbelastungen durch die Wiederaufnahme der US-Produktion sein?Für 2018 gehen wir von einer Ebit-Marge im oberen einstelligen Prozentbereich aus nach 10,8 % im Geschäftsjahr zuvor. Wir haben also unsere Prognose angepasst. Damit tragen wir der absehbaren Belastung in den USA schon Rechnung.- Mit Aluminiumhydroxid, das unter anderem als Basis für halogenfreie Flammschutzmittel verwendet wird, erzielt Nabaltec rund zwei Drittel des Umsatzes. Wer sind derzeit Ihre großen Konkurrenten, und wie entwickeln sich die Verkaufspreise?Unsere großen Wettbewerber sind Huber Engineered Materials aus den USA, Chalco als regional tätiger Anbieter aus China sowie KC Corporation aus Südkorea und Inotal aus Ungarn. Im vergangenen Jahr konnten wir die Preise im Schnitt um 6 % erhöhen. Derzeit sind die Preise stabil auf hohem Niveau. – Für 2018 peilen Sie einen Umsatzanstieg mit einem mittleren einstelligen Prozentwert an. Die operative Marge soll im oberen einstelligen Prozentbereich liegen. Ist der Start in den neuen Turnus gelungen?Ja. Im Wesentlichen treiben Spezialoxide, die beispielsweise für die Auskleidung von Hochöfen verwendet werden, das Geschäft. Die Stahlindustrie hat sich wieder erholt und investiert wieder. Hinzu kommt die Schließung von Werken in China, dadurch profitieren wiederum um unsere Kunden. – Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis des aktuellen Aktienkurses von rund 23 Euro und der Gewinnschätzungen fürs laufende Jahr bei über 20. Ist die Aktie damit nicht ein bisschen heißgelaufen?Die Aktie war kurzzeitig sogar auf rund 30 Euro gestiegen. Eine gewisse Entspannung beim Aktienkurs tut hier sicher gut, denn das sorgt wieder für Einstiegsgelegenheiten. Es war in der Tat ein gewisser Überhitzungseffekt eingetreten.—-Das Interview führte Daniel Schauber.