US-Unternehmen

Der Verzicht auf Börsennotierung ist attraktiv

Zahlreiche US-Unternehmen scheuen inzwischen vor Börsengängen zurück. Gerade für schnell wachsende, innovative Unternehmen ist der private Markt attraktiver als der öffentliche.

Der Verzicht auf Börsennotierung ist attraktiv

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Anzahl börsennotierter Unternehmen in den USA rapide zurückgegangen. Waren im Jahr 1986 noch ungefähr 8000 Unternehmen an der Börse notiert, sind es aktuell nur noch etwa 4000. Da sich ihre Anzahl praktisch halbiert hat, sind auch die Möglichkeiten, mit börsennotierten US-Unternehmen Alpha zu generieren, gesunken. Gleichzeitig ist für Investoren der Zugang zu nicht börsennotierten Gesellschaften wichtiger geworden, um sich das Potenzial der wachsenden Anzahl innovativer nicht öffentlicher Unternehmen zu erschließen.

Wachstumswerte im Blick

Der private Markt eignet sich besser für schnell wachsende Unternehmen in innovativen Sektoren, da dort mehr Ausdauer und ein höheres Maß an immateriellen Werten vorhanden ist. Unternehmen wie Amazon, Google, Apple, Oracle und Microsoft, die am häufigsten mit dem Risiko-, Technologie-, Innovations- und Disruptionssegment in Verbindung gebracht werden, sind in der Vergangenheit in der Regel innerhalb von drei bis vier Jahren nach Gründung an die Börse gegangen. Mittlerweile verzichten vergleichbare Unternehmen bis zu 20 Jahre auf die Notierung. Warum ist das so?

Zum einen ist dies auf regulatorische Änderungen zurückzuführen, die den Börsengang für einige Wachstumsunternehmen unattraktiv machen. Sie vermeiden den hohen Verwaltungsaufwand der Börsennotierung, der auch noch sehr kostspielig sein kann. Zweitens wollen diese Unternehmen mit Wachstumsraten von zum Teil 50 bis 100% pro Jahr nicht rechenschaftspflichtig für kurzfristige vierteljährliche Gewinnschätzungen sein, während sie ihre jeweilige Branche von Grund auf verändern. Drittens kann es während der Umgestaltung einer Branche einschränken, als Geisel der psychologischen Volatilität des öffentlichen Marktes zu unterliegen.

Der Vorteil eines längeren Verzichts auf eine Börsennotiz besteht darin, Anlegern eine Investition in nicht notierte Aktien von Unternehmen zu ermöglichen, die in der Regel einen Mindestumsatz von 50 bis 100 Mill. Dollar mit Wachstumsraten von teilweise mehr als 50% erwirtschaften und sich verstärkt auf das Erreichen von Rentabilitätszielen konzentrieren. Es handelt sich dabei keinesfalls um Konzepte, die in der Frühphase in einer Garage entstehen, sondern um reelle Unternehmen, die sich abseits der Börse zu deutlich größeren Unternehmen entwickeln. Häufig tritt dann – unabhängig davon, ob ein Börsengang oder ein Verkauf folgt – ein Liquiditätsereignis ein, das den Anlegern einen Ausstieg ermöglicht.

Dieser Trend, auf eine Börsennotierung zu verzichten, wurde durch den Tsunami an Kapital, das diesen Unternehmen zur Verfügung gestellt wurde, unterstützt. Allein in den USA wurden in den vergangenen zehn Jahren rund 1,5 Bill. Dollar bereitgestellt. Zwar hat sich das Investitionsvolumen im laufenden Jahr verlangsamt, doch die Anzahl der finanzierten Transaktionen ist unverändert sehr hoch. Hält das derzeitige Tempo an, hat das Jahr 2022 das Potenzial, das zweitaktivste Jahr aller Risikokapitalaktivitäten in der Geschichte zu werden.

Selbst in Zeiten erhöhter Volatilität und Unsicherheit an den Börsen nehmen wir häufig ein wachsendes Angebot an den nicht notierten Märkten wahr. Mit anderen Worten: Unsicherheit kann das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zugunsten von Käufern und Anlegern verbessern, da die Eigentümer illiquider Vermögenswerte dazu neigen, risikoscheuer zu werden und Liquidität zu bevorzugen. Diese Bedingungen können zu attraktiveren risikobereinigten Einstiegspunkten führen. Infolgedessen kann in Phasen erhöhter öffentlicher Marktaktivität und makroökonomischer Unsicherheit eine Outperformance generiert werden. Auch wenn es nicht eingängig erscheinen mag, könnten sich im aktuellen Umfeld also durchaus Kaufmöglichkeiten an den nicht notierten Märkten ergeben, während gleichzeitig die Anlagedisziplin gewahrt bleibt.

Quelle der Diversifizierung

Wir sind überzeugt, dass Märkte für nicht börsennotierte Unternehmen der einzige Weg sind, um Zugang zu einigen der innovativsten und technologiegetriebenen Sektoren zu erhalten, darunter künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Cloud, Datenspeicherung und -Analyse, Optimierung der Lieferketten, E-Com­merce, digitales Gesundheitswesen und Raumfahrtindustrie. Der Zugang zu diesen wachstumsstarken Sektoren kann eine wichtige Quelle der Diversifizierung darstellen und erfolgt durch Investitionen in börsennotierte Investmentvehikel für nicht börsennotierte Eigenkapitalanteile.

So können Investoren teilhaben, ohne die Nachteile traditioneller Private-Equity-Strukturen in Kauf nehmen zu müssen, die häufig eine bestimmte Akkreditierung, hohe Mindestinvestitionen, mehrjährige Haltefristen, mehrere Vergütungsebenen, eine aufwendige Steuerberichterstattung und Kapitalabrufe verlangen.