Pharmaindustrie

Dermapharm macht Ende der Corona-Pandemie wett

Auch nach dem Auslaufen der Impfstoffproduktion für Biontech gebe es keine Delle im Geschäft, sagt der Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Feldmeier der Börsen-Zeitung. Das liegt vor allem an einem Zukauf in Frankreich.

Dermapharm macht Ende der Corona-Pandemie wett

Dermapharm macht Ende der Corona-Pandemie wett

Vorstandschef Feldmeier: Keine Delle nach Auslaufen der Impfstoffproduktion – Zukauf in Frankreich bringt Wachstum

jh München

Dermapharm hat den starken Rückgang der Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus der Produktion des Corona-Impfstoffs für Biontech ausgleichen können. Der Konzernerlös des Herstellers patentfreier Arzneimittel in Grünwald bei München stieg in der ersten Hälfte dieses Jahres um fast 24% auf 582 Mill. Euro.

Das gelang vor allem dank der Übernahme des französischen Unternehmens Arkopharma zu Beginn dieses Jahres. „Wir haben die Impfstoffproduktion schnell aufgebaut, uns aber nicht von diesem Geschäft abhängig gemacht", sagte der Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Feldmeier der Börsen-Zeitung. Dermapharm könne sich sehr rasch auf neue Rahmenbedingungen einstellen. "Deshalb gibt es keine signifikante Delle in unseren Finanzzahlen.“

Ganz beendet ist das Geschäft mit dem Impfstoff nicht. „Im Spätsommer haben wir wieder einige Chargen für den Herbst abgefüllt", berichtete Feldmeier. "Zudem halten wir im Rahmen der Pandemiebereitschaft eine Abfülllinie für Biontech in unserem Werk in Brehna frei, damit wir sofort wieder einsatzfähig wären.“ In Brehna bei Leipzig ist das Hauptwerk von Dermapharm.

"Besonderer Wettbewerb"

Das in Frankreich zugekaufte Unternehmen Arkopharma wird in diesem Jahr nach Feldmeiers Worten etwa 220 Mill. bis 230 Mill. Euro zum Konzernumsatz beitragen. Den Kaufpreis beziffert Dermapharm auf eine Größenordnung von 450 Mill. Euro. Das entspricht in etwa dem Zehnfachen des vor einem Jahr erzielten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Feldmeier hält sich zugute, dass Dermapharm die Marge der in den vergangenen Jahren akquirierten Unternehmen in ein bis zwei Jahren mindestens verdoppelt habe. Im Fall von Arkopharma, nach eigenen Angaben Marktführer in Frankreich für natürliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel auf Pflanzenbasis, sei das etwas anders: "In diesem Markt gibt es im Vergleich mit Arzneimitteln eine besondere Wettbewerbssituation: Jedes Jahr werden 15 bis 20% der Produkte erneuert", sagte der Vorstandschef. Arkopharma sei schon relativ margenstark. "Unser Ziel ist eine Steigerung der Profitabilität um 40 bis 50% in den nächsten vier bis fünf Jahren.“

Verschuldung deutlich gestiegen

Auf den Ertrag wirkte sich der Zukauf in Frankreich vor allem wegen gestiegener Finanzierungskosten negativ aus. Der Nettogewinn von Dermapharm ging um knapp ein Viertel auf 39,6 Mill. Euro zurück. Niedrigere Steuerzahlungen hätten gestiegene Zinsaufwendungen zum Teil ausgeglichen, heißt es im Halbjahresbericht.

Von einem im Dezember 2022 abgeschlossenen Konsortialkreditvertrag seien Mitte dieses Jahres 965 Mill. Euro in Anspruch genommen worden. Wegen des neuen Darlehens stieg der Finanzaufwand in der ersten Jahreshälfte um 22,6 Mill. Euro. Die Nettoverschuldung zog im ersten Halbjahr um mehr als 620 Mill. Euro auf 991 Mill. Euro an. Das sei kein spezielles Risiko, da das Geschäft gut laufe, betonte Feldmeier. Zudem erfülle Arkopharma alle Erwartungen.

Kein Spielraum mehr

Akquisitionen gehören wie neue, selbst entwickelte Produkte und wie der Ausbau der internationalen Präsenz zur Wachstumsstrategie von Dermapharm. Feldmeier gab aber zu, dass es einen finanziellen Spielraum für einen größeren Zukauf wie Arkopharma im Moment nicht gebe.

Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda stieg im ersten Halbjahr auf 168 (i.V. 149) Mill. Euro. Wegen der auf 31 (6) Mill. Euro erhöhten Sondereffekte verringerte sich das unbereinigte Ergebnis jedoch auf 137 (143) Mill. Euro. Als Sondereinflüsse nennt das Unternehmen unter anderem Anpassungen im Rahmen von Kaufpreisallokationen und die Wertminderung einer Beteiligung.

Zudem belastete der von 95 Mill. auf 132 Mill. Euro erhöhte Personalaufwand das Ergebnis. Dermapharm begründet den Anstieg außer mit der Erweiterung um Arkopharma mit Neueinstellungen und damit, dass das Lohn- und Gehaltsniveau an die Inflation angepasst worden sei. Das Unternehmen weist darauf hin, dass wegen des deutlichen Umsatzanstiegs die Personalaufwandquote nur um 2,6 Prozentpunkte auf 22,7% gestiegen sei.

Das Auslaufen der Impfstoffproduktion schlägt sich in den Zahlen des größten der drei Geschäftssegmente "Markenarzneimittel" nieder: Der Umsatz sank um 4% auf 264 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda auf 127 (135) Mill. Euro. Die positive Entwicklung einiger Präparate glich den Impfstoffeffekt zum Teil aus, wie das Unternehmen berichtet.

Segment stark gewachsen

Die in Frankreich erworbene Arkopharma-Gruppe habe das Segment "Andere Gesundheitsprodukte" umsatz- und ergebnisseitig auf ein neues Niveau gehoben, heißt es. Der Erlös des Segments stieg um das Eineinhalbfache auf 195 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda noch etwa stärker auf 41,5 (16,2) Mill. Euro. Die weltweit steigende Nachfrage vor allem nach pflanzlichen Extrakten und Nahrungsergänzungsmitteln trage zum Wachstum bei.

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