Analyse des IW Köln

Deutsche Autoindustrie leidet am stärksten unter US-Zöllen

Die hohen Zölle in den USA haben die Exporte in den wichtigsten deutschen Branchen empfindlich getroffen. Besonders leidet laut IW Köln der Automotivesektor.

Deutsche Autoindustrie leidet am stärksten unter US-Zöllen

Schlüsselbranchen leiden unter US-Zöllen

Automotive laut IW-Analyse am stärksten betroffen – Kaum Aussicht auf Erholung

Reuters Berlin

Die von ​US-Präsident Donald Trump eingeführten hohen Zölle lassen die Exporte der deutschen Autoindustrie einer Studie zufolge besonders stark einbrechen. In den ersten drei Quartalen 2025 seien sie um 14% niedriger ausgefallen als im Vorjahreszeitraum, heißt es in einer neuen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). US-Exporte von Kraftwagen und Kraftwagenteilen hatten seit April zunächst einem besonders hohen Zusatzzollsatz von 25 Prozentpunkten unterlegen. Erst durch die Zolleinigung zwischen der EU und den ​USA im vergangenen Sommer gilt auch für sie der generelle Zollsatz von ‌15%.

Nicht viel besser sah die Entwicklung des US-Geschäfts der deutschen Maschinenbauer aus. Auch in dieser zweiten Schlüsselbranche gaben die Ausfuhren im betrachteten Zeitraum um 9,5% nach. Die Branche muss ebenfalls höhere Zuschläge verkraften: „Auch die deutschen Maschinenausfuhren in die USA unterliegen teils einem deutlich höheren Zollsatz von 50%, der für Stahl und Aluminium sowie Produkte daraus greift“, erläutert das IW.

Die Chemiebranche konnte sich dem Abwärtstrend ebenfalls nicht entziehen. Deren US-Geschäft brach ebenfalls um 9,5% ein. Dies sei aber womöglich ​nicht allein auf die Zölle zurückzuführen, schlussfolgert das IW Köln. „Bei chemischen Erzeugnissen dürften auch andere Gründe eine Rolle spielen, wie etwa eine ‌geringere Produktion in Deutschland aufgrund höherer Energiepreise“, hieß es.

Chemie im Stimmungstief

Dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) zufolge ist die Auslastung der Anlagen in der gesamten Chemiebranche 2025 auf den historischen Tiefpunkt von 70% gefallen. Rentabilität werde erst bei über 80% erreicht. Neben den US-Zöllen belasteten hohe Produktionskosten, eine hohe regulatorische Unsicherheit und langwierige Genehmigungsverfahren das Geschäft, kritisiert der VCI.

Über alle Branchen hinweg sind die deutschen Exporte in die USA in den ersten drei Quartalen des zu Ende gehenden Jahres ‌im Durchschnitt um 7,8% gesunken. Zum Vergleich: Im Mittel des Vergleichszeitraums der Jahre 2016 bis 2024 wuchsen sie noch um durchschnittlich fast 5%. Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“.

„Da man derzeit davon ausgehen muss, dass die US-Importzölle absehbar nicht auf das Level vor der Trump-Administration zurückgehen werden, ist eine nennenswerte Erholung der deutschen Exporte in die USA kaum zu erwarten“, betonte IW-Forscherin Samina Sultan. Damit müsse davon ausgegangen werden, dass die aktuelle Entwicklung das „neue Normal“ für die deutschen US-Exporteure darstellen könnten.

Das IW rät deshalb dazu, verstärkt in den Ausbau alternativer Exportmärkte zu investieren. „Dazu gilt es, nach wie vor bestehende Handelshemmnisse im EU-Binnenmarkt konsequent abzubauen“, sagte Sultan. „Aber ​auch die Handelsbeziehungen mit Drittländern gilt es durch den raschen Abschluss von Freihandelsabkommen auszubauen.“ Daher sollte das Freihandelsabkommen der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten dringend endgültig beschlossen werden. Überdies böten Handelsbeziehungen mit Indien oder Indonesien viel Potenzial.