Deutsche Bahn lässt die Sonne rein

Erstes Projekt zur Direkteinspeisung von Solarstrom

Deutsche Bahn lässt die Sonne rein

sp Berlin – Die Deutsche Bahn will ihre Klimabilanz künftig nicht nur mit dem Bezug von grünem Netzstrom, sondern auch mit der Direkteinspeisung von Solarstrom in das hauseigene Bahnstromnetz aufpolieren. Ökostrom aus Wasserkraft zum Beispiel aus Bad Reichenhall speist die Bahn bereits seit Längerem in die Oberleitungen ein. Jetzt hat der Konzern einen Vertrag mit dem Hamburger Projektentwickler Enerparc unterzeichnet, der einen Teil des Bahnstrombedarfs aus einem noch zu errichtenden Solarpark in Schleswig-Holstein decken soll. Die Anlage werde auf einer Fläche der Größe von rund 70 Fußballfeldern in Wasbek bei Neumünster entstehen, teilt die Bahn mit. “Erstmals speisen wir Solarstrom direkt in das Bahnstromnetz ein”, sagt Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla.Bis 2030 will die Bahn vier Fünftel des Bahnstroms aus erneuerbaren Energiequellen beziehen und bis 2038 ganz auf konventionelle Energieträger verzichten. Die Bahn gehört jedoch zu den größten Abnehmern des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4, das im Rahmen des Kohlekompromisses von Bund, Ländern und Unternehmen in diesem Sommer ans Netz gehen wird. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Erneuerbaren im Strommix der Bahn bei 57 % (siehe Grafik). Bis 2021 liegt das Ziel bei 61 %. Schon heute ist die Bahn der größte Ökostromverbraucher in Deutschland.Um die Klimaziele zu erreichen, hatte die Bahn bereits vor einem Jahr eine Markterkundung für die Direkteinspeisung von Erneuerbare-Anlagen in ihr 16,7-Hz-Netz gestartet. Dabei fokussierte sich die Suche auf Fotovoltaik und Windstromanlangen an Land, wie aus den Antworten auf eine kleine Anfrage der Grünen im Mai 2019 hervorging. Die Wasbeker Module mit einer Nennleistung von 42 Megawatt (MW) sollen jährlich etwa 38 Gigawattstunden (GWh) Energie erzeugen. Insgesamt verbraucht die Bahn jährlich etwa 10 000 GWh Bahnstrom, etwa so viel wie die Stadt Hamburg.