Halbjahresbilanz

Deutsche Bahn sieht sich bei Sanierung über Plan

Die Deutsche Bahn sieht deutliche Erfolge ihres Sanierungskurses und trotz eines erneuten Verlustes auch operative Ergebnis im ersten Halbjahr über Plan. Ab 2027 fehlt aber erneut Geld.

Deutsche Bahn sieht sich bei Sanierung über Plan

Deutsche Bahn sieht sich bei Sanierung über Plan

Weiterhin schwarze Zahlen für 2025 angepeilt – Schulden sinken – Ab 2027 fehlt noch Geld für neue Strecken und Digitalisierung

ahe Berlin

Trotz erneuter Verluste in den ersten sechs Monaten hat die Deutsche Bahn nach eigener Einschätzung „große Fortschritte im Bereich Wirtschaftlichkeit" gemacht. Vorstandschef Richard Lutz betonte am Donnerstag bei der Vorlage des Halbjahresberichts, der Konzern stehe finanziell auf wesentlich stabileren Füßen als noch zu Beginn des Jahres. „Unsere strikte Kostendisziplin zahlt sich aus.“ Sowohl bei der Ergebnisentwicklung, als auch bei der Sanierung der Infrastruktur liege das Unternehmen über Plan.

Durch das im vergangenen Herbst eingeleitete Sanierungsprogramm S3 wurden die Kosten demnach um 100 Mill. Euro gedrückt. Rund 2.330 Vollzeitstellen in der Verwaltung und im Vertrieb wurden gestrichen. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieb zwar mit minus 239 Mill. Euro im negativen Bereich, verbesserte sich aber um nahezu 1 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben von Lutz fiel das Ergebnis damit etwa 340 Mill. Euro besser aus als geplant. Im Gesamtjahr will die Bahn wieder einen positives operativen Gewinn ausweisen.

Zur Ergebnissteigerung trug wesentlich auch bei, dass die Bundesregierung Vorleistungen der Bahn bei der Generalsanierung übernommen hatte. Dies zeigte sich auch in der deutlichen Verbesserung des Nachsteuerverlustes, der von 1,6 Mrd. auf 760 Mill. Euro sank. Rechnet man positive Einmaleffekte aus dem Schenker-Verkauf hinzu, ergab sich sogar ein positiver Nachsteuergewinn von 6,9 Mrd. Euro.

Die Schenker-Milliarden, die im zweiten Quartal verbucht worden waren, sorgten auch für eine deutliche Entspannung auf der Verschuldungsseite: Die Nettofinanzschulden des Staatskonzerns sanken um 10,5 Mrd. auf jetzt gut 22 Mrd. Euro. Eckdaten waren bereits Anfang der Woche bekannt geworden.

DB Regio schafft den Turnaround

Allein in den Fern- und Regionalzügen der DB waren im ersten Halbjahr 943 Millionen Reisende unterwegs – rund 24 Millionen mehr als vor einem Jahr. „Wir haben kein Nachfrageproblem“, stellte Vorstandschef Lutz klar. Die Bahn sieht sogar eine höhere Kundenzufriedenheit, auch wenn die Pünktlichkeit im Fernverkehr sich nur leicht auf 63,4% verbesserte. Für das Gesamtjahr werden mindestens 65% angestrebt.

Im Fernverkehr soll im Gesamtjahr ein positives operatives Ergebnis verbucht werden. Im ersten Halbjahr standen noch minus 59 Mill. Euro in den Büchern. Die Nachverkehrstochter DB Region hat den Turnaround schon geschafft und erzielte ein Ebit von 103 Mill. Euro. Die Gütertransport-Tochter DB Cargo, die nach Verabredungen mit der EU-Kommission im nächsten Jahr schwarze Zahlen schreiben muss, kam im ersten Halbjahr trotz Verbesserungen nicht über einen operativen Verlust von 96 Mill. Euro hinaus.

2025 und 2026 Rekordinvestitionen

Bahn-Chef Lutz versprach, die Generalsanierung der Infrastruktur entschlossen fortzusetzen und kündigte für 2025 und 2026 Rekordinvestitionen an. Brutto – also inklusive der Zuschüsse vom Bund – werden allein in diesem Jahr über 20 Mrd. Euro ausgegeben. Lutz zufolge gibt es aber ab 2027 Lücken in der Investitionsplanung, die sich bis zum Ende der Sanierung auf 17 Mrd. Euro summierten. Damit könnten nicht alle Pläne in Bezug auf Digitalisierung sowie Zubau neuer Strecken umgesetzt werden, warnte er.

Scharfe Kritik kam vom Verband der Güterbahnen: Die optimistisch gefärbte Berichterstattung des Konzerns spiegele die Zustände im Bahnverkehr nicht annähernd wider. „Ohne Bundes-Rating, Bundeszuschüsse und die Gelddruckmaschine Trassenpreissystem müsste der Konzern zum Insolvenzrichter“, hieß es. Das bisherige Konstrukt DB AG hat auf jeden Fall keine Zukunft.

Matthias Gastel, Bahn-Experte der Grünen-Bundestagsfraktion, monierte zugleich, das Sanierungsprogramm des Managements zeige kaum Erfolge. Nur 100 Mill. Euro seien im Konzern eingespart worden; die restliche Ergebnisverbesserung gehe auf die Infrastrukturfinanzierungen durch den Bund zurück. „Die Deutsche Bahn muss vom Bund besser gesteuert und gelenkt werden“, stellte Gastel klar. Trotz des neuen Sondervermögens für die Infrastruktur fehlten bis 2029 Milliarden.