Deutsche Bahn steckt ehrgeizigere Ziele

Passagierrekord im Fernverkehr - Schienengütergeschäft soll noch 2017 in schwarze Zahlen fahren

Deutsche Bahn steckt ehrgeizigere Ziele

Nach einem Passagierrekord in den weißen Fernverkehrszügen im Halbjahr und einem geringeren Verlust bei DB Cargo hebt die Deutsche Bahn ihre Prognose für den laufenden Turnus an.ge Berlin – Deutlich mehr Reisende und ein halbierter Verlust im Schienengüterverkehr haben der Deutschen Bahn in den ersten sechs Monaten ein über Erwarten gutes Ergebnis beschert. Auf dieser Basis hob Bahnchef Richard Lutz die Ziele für das Gesamtjahr an. Danach peilt der Staatskonzern nunmehr einen Umsatzrekord von über 42,5 Mrd. Euro an, nach 41,5 Mrd. nach bisheriger Planung. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werden jetzt mindestens 2,2 Mrd. Euro anvisiert, nach bislang 2,1 Mrd. Euro. “Unser Kurs stimmt”, sagte Lutz bei der Erläuterung der Halbjahreszahlen. “Wir haben Wind unter den Flügeln, aber mental heben wird nicht ab.” In den ersten sechs Monaten steigert die Bahn ihren Umsatz um gut 5 % auf 21,1 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis schnellte sogar um 17 % auf 1,18 Mrd. hoch. Lutz räumte freilich ein, dass von der Gewinnsteigerung von rund 170 Mill. Euro nur die Hälfte auf operative Verbesserungen zurückzuführen ist. Daneben profitierte die Bahn als Mitbetreiberin eines Atomkraftwerks von der Rückzahlung der als verfassungswidrig eingestuften Brennelementesteuer.Mit über 68 Millionen Passagieren fuhren im Halbjahr 2,4 % mehr Reisende in den schnellen ICEs oder IC-Zügen – und das, obwohl der Konzern nach den Worten von Verkehrsvorstand Berthold Huber die Anzahl der Billigtickets kaum ausgeweitet habe. Mit diesen Sonderangeboten wehrt sich die Bahn gegen die preisgünstigen Fernbusse.Zugleich zeigte sich Huber zuversichtlich, dass der Schienengüterverkehr DB Cargo, der dem Konzern 2015 einen Milliardenverlust eingebrockt hatte, zum Jahresende einen kleinen Gewinn ausweisen werde, womit das Ergebnis binnen Jahresfrist um 100 Mill. Euro hochgedreht würde. Für die ersten sechs Monate weist DB Cargo einen operativen Verlust in Höhe von 28 Mill. Euro aus, nach 53 Mill. im ersten Halbjahr 2016. Für Huber ist klar, dass auch die Frachtsparte ihre Investitionen aus eigener Kraft verdienen müsse – zumal nach einer Absprache mit dem Bundesverkehrsministerium die Trassenpreise ab 2018 halbiert werden. Dank der guten Weltkonjunktur verbuchte die internationale Spedition DB Schenker mit Lkw- und Schiffstransporten, Luftfracht und Kontraktlogistik ein leichtes operatives Plus auf 208 Mill. Euro.Der Schienengüterverkehr wachse zumindest hierzulande erstmals seit fünf Jahren wieder, betonte Huber. Da sich zugleich massive Beschwerden von Kunden wegen Unzuverlässigkeit mehrten, stoppte die Bahn zuletzt ihren Sanierungskurs, der die Sparte gesundschrumpfen wollte. Kein KommentarStatt Lokomotiven zu verkaufen und Waggons zu verschrotten (und Tausenden Stellen abzubauen), wurde inzwischen beschlossen, bis zu 100 Güterloks neu zu kaufen. Laut Huber sollen davon in einem ersten Schritt 60 Lokomotiven zum Preis von rund 250 Mill. Euro geordert werden. Insgesamt soll es nach Informationen aus Konzernkreisen bei dem Auftrag an Siemens um gut 370 Mill. Euro gehen.Zur jüngst vertagten Beförderung von Güterbahn-Chef Jürgen Wilder zum Vorstand Güterverkehr und Logistik wollte sich Lutz nicht äußern. Ein entsprechender Beschluss des Personalausschusses des Aufsichtsrats war im Gesamtgremium auf Widerstand gestoßen, so dass die Sondersitzung des Aufsichtsrats abgesagt wurde. Statt dessen ließ sich Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) vernehmen mit der Forderung, auch die Position des Frachtvorstands mit einer Frau zu besetzen.Den höheren Umsatz und Gewinn nimmt die Bahn zum Anlass, auch ihre Nettoinvestitionen im Gesamtjahr um 500 Mill. Euro auf 4,0 Mrd. aufzubohren. Dennoch soll die Nettoverschuldung unterhalb von 19 Mrd. Euro gehalten werden. Dieser Schwellenwert ist wichtig, will die Bahn keine Verschlechterung des Ratings riskieren.