Deutsche Glasfaser braucht dringend 1 Mrd. Euro frisches Geld und ein Gutachten von Boston Consulting
Deutsche Glasfaser braucht dringend 1 Mrd. Euro frisches Geld und ein Gutachten von Boston Consulting
Deutsche Glasfaser braucht dringend 1 Mrd. Euro
Gutachten von Boston Consulting soll Banken überzeugen frisches Geld zu geben
cru Frankfurt
Die hoch verschuldete Deutsche Glasfaser braucht dringend rund 1 Mrd. Euro frisches Geld, um ihren Geschäftsplan wie vorgesehen fortzuführen. Rund die Hälfte davon wollen nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Kreisen von mit der Sache vertrauten Personen die beiden Eigentümer – der schwedische Finanzinvestor EQT (51%) und der kanadische Pensionsfonds Omers (49%) – in Form von Eigenkapital beisteuern. Der Rest soll von den rund 50 Gläubigern, überwiegend Banken, in Form von zusätzlichen Krediten kommen. Damit die Banken zustimmen, hat Deutsche Glasfaser die Unternehmensberatung Boston Consulting Group mit einem Gutachten, im Fachjargon „Independent Business Review“, beauftragt. Das wird aus Kreisen der Eigentümer und von Restrukturierungsfachleuten bestätigt.
Beide Eigentümer haben Gespräche mit den Banken aufgenommen, um das Unternehmen mit einer „mittelfristig stabilen Finanzstruktur“ zu unterstützen. Deutsche Glasfaser, die von Freshfields und Lazard beraten wird, hat bereits 7 Mrd. Euro Schulden. Einer der größten Gläubiger mit einer halben Milliarde Euro ist der Vermögensverwalter Axa Investment Management. Der zusätzliche Finanzbedarf des Düsseldorfer Unternehmens ergibt sich aus den unerwarteten Kostensteigerungen beim bisherigen Ausbau des Glasfasernetzes.
Der Geschäftsplan sieht eine Zahl von 3,2 Millionen angeschlossenen Haushalten vor, im Fachjargon „Homes Passed“. Dies bedeutet, dass das Glasfasernetz bis zum Grundstück eines Hauses verlegt wurde und somit ein Anschluss theoretisch möglich ist. Bisher hat Deutsche Glasfaser 2,6 Millionen „Homes Passed“. Um die Lücke von 600.000 Haushalten zu schließen, die sich aus den festen Vereinbarungen mit Kommunen und anderen Vertragspartnern ergibt, wird die 1 Mrd. Euro benötigt.
Anteilsverkauf scheiterte
Zuvor hatten EQT und Omers schon Goldman Sachs beauftragt, einen dritten Miteigentümer zu finden, der frisches Eigenkapital mitbringt. Es gab auch Interessenten, die aber letztlich nicht zugriffen. Auch der Bund und namentlich das Digitalministerium, beraten von PwC, wurden erfolglos angefragt. Die Einwerbung von frischem Fremdkapital von neuen Gläubigern scheiterte zunächst ebenfalls. So kam es zu der jetzigen Situation.
EQT und Omers hatten Deutsche Glasfaser 2020 von KKR übernommen und mit Inexio zu einem der größten deutschen Glasfaseranbieter fusioniert. Deutsche Glasfaser war bald nach der Übernahme mit einem ambitionierten Business-Plan in Turbulenzen geraten, die Managementwechsel in rascher Folge nach sich gezogen hatten. Inzwischen wird das Unternehmen vom Branchenveteranen Andreas Pfisterer geführt, der Erfahrung aus Positionen bei TDC NET, Dansk Kabel TV, McKinsey und Telefónica Deutschland mitbringt.
6 Millionen angeschlossene Haushalte als Ziel
2024 hatte Deutsche Glasfaser zusätzliches Fremdkapital von 1,25 Mrd. Euro von Kreditgebern eingeworben. Auch die Europäische Investitionsbank steuerte 350 Mill. Euro bei. Zuvor waren 2021 rund 5,75 Mrd. Euro aufgenommen worden. Das „längerfristige“ Geschäftsziel lautet, landesweit 6 Millionen Haushalte anzuschließen. Laut Branchenverband Breko sind 12,6 Millionen Haushalte und Unternehmen angeschlossen, was etwa 27% entspricht. Indes wächst in der kapitalintensiven Branche die Zahl der Firmen in finanziellen Schwierigkeiten.
