Industrie

Deutsche Maschinenexporte gehen durch die Decke

Bei den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern laufen derzeit die Bänder heiß. Derweil halten die Probleme in der Lieferkette an. Um in der Beschaffung unabhängiger zu werden, feilen die Unternehmen vor allem an ihrem Zulieferernetzwerk und an ihrer Lagerhaltung.

Deutsche Maschinenexporte gehen durch die Decke

kro Frankfurt

− Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben derzeit alle Hände voll zu tun, die stark anziehende Nachfrage mit der schwierigen Materialversorgung in Einklang zu bringen. Dank der weltweiten Erholung der Wirtschaft von der Coronakrise und milliardenschwerer Konjunkturprogramme hat die Branche ihre Exporte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 23,5% auf 44,5 Mrd. Euro gesteigert, wie aus vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Im zweiten Quartal des Vorjahres waren die Zahlen allerdings pandemiebedingt auch besonders schwach − in dem Zeitraum brachen die Ausfuhren um 21,5% ein.

Vergleichsweise stark fiel das Plus aufgrund dieses Basiseffekts im zweiten Quartal bei den Exporten in die USA aus. Von den Maschinen „Made in Germany“ wurde fast ein Drittel mehr in die Vereinigten Staaten verschifft. Bei den Ausfuhren nach China − seinerseits selbst Exportweltmeister in der Branche − belief sich der Zuwachs auf 9,9%. Im ersten Quartal ging es hier noch um mehr als ein Fünftel nach oben, womit das Vorkrisenniveau bereits wieder übertroffen war. „Das Abflachen der Wachstumsdynamik war auf diesem Niveau zu erwarten“, sagte Olaf Wortmann, Konjunkturexperte beim Branchenverband VDMA. Mit Blick auf die Ausfuhren in die USA rechnet der Verband mit einem Übertreffen des Vorkrisenniveaus „in naher Zukunft“.

Alles knapp und teuer

Die weltweit angespannten Lieferketten stellen die Unternehmen allerdings weiter vor große Herausforderungen. „Das positive Bild darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der weitere Aufschwung im Maschinenbau aufgrund von Materialmangel deutlich erschwert wird“, sagte Wortmann. Vor allem die Versorgung mit Vorprodukten aus der Elektronik- und Stahlindustrie sei problematisch, wie eine Umfrage im April bereits gezeigt habe. Anfang August hatten zudem in einer Ifo-Umfrage mehr als 70% der Unternehmen im Maschinenbau berichtet, dass sie ihre Produktion durch die Engpässe beeinträchtigt sehen. Der damit einhergehende Kostendruck wird laut der Beratungsgesellschaft PwC derzeit als größtes Wachstumshindernis angesehen.

Auch die Logistik selbst wird teurer und mit Blick auf die jüngsten Corona-Vorfälle im viert- beziehungsweise drittgrößten Hafen der Welt in China zudem anfälliger. So war in der vergangenen Woche in Ningbo-Zhoushan ein Hafenmitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden, woraufhin ein komplettes Terminal geschlossen wurde. „Das wiederum sorgt für eine hohe Beeinträchtigung des internationalen Warenverkehrs, erhöhte Lieferzeiten und einen Anstieg der Frachtkosten“, sagt Wortmann. Dabei hätten sich die Frachtraten zwischen China und Europa 2021 ohnehin schon mehr als versechsfacht.

Wenige setzen auf Insourcing

Um für einen Krisenfall wie diesen in der Zukunft besser gewappnet zu sein, setzen aber die wenigsten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe auf eine Rückverlagerung der Produktion ins Inland. Das wäre laut dem Ifo-Institut sowieso kontraproduktiv für die deutsche Wirtschaft, die stark international verflochten ist. Stattdessen versuchen vor allem große Unternehmen ihre Risiken in der Beschaffung auf mehr Zulieferer zu verteilen, wie eine Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts unter 5000 Unternehmen ergeben hat. Kleine und mittelständische Firmen, die gerade im Maschinenbau besonders zahlreich vertreten sind, setzen dagegen eher auf eine verstärkte Lagerhaltung.