Deutsche Modehersteller blasen Trübsal

Ahlers rudert mit Umsatzziel wieder leicht zurück - Kostensenkungsprogramme und Restrukturierung allerorten

Deutsche Modehersteller blasen Trübsal

ak Düsseldorf – Die modeaffinen Investoren hierzulande warten immer noch auf aufmunternde Nachrichten aus den Reihen der deutschen Fashion-Fabrikanten. Am Mittwoch meldete der Herrenausstatter Ahlers durchwachsene Zahlen. Nach leichten Umsatzzuwächsen zu Jahresbeginn ging es im dritten Quartal wieder leicht zurück. In den ersten neun Monaten verbuchte Ahlers einen Umsatzrückgang von 1,5 %. Als Grund nannte der Vorstand unter anderem die spätere Auslieferung der Herbst- und Winterkollektion. Dadurch könnten sich Umsätze ins Schlussquartal verschieben. Vorsichtshalber kehrte das Management jedoch zur ursprünglichen Voraussage stabiler, vielleicht auch leicht rückläufiger Umsätze im Gesamtjahr zurück. Im Juni noch hatte es geheißen, der Modeproduzent (Baldessarini, Pierre Cardin) wolle am oberen Ende der Prognose herauskommen.Beim Ergebnis immerhin geht es bei dem von der Russland-Krise schwer getroffenen Unternehmen aufwärts. Die Kostensenkungsmaßnahmen von Ahlers greifen, der Personalaufwand sank in den ersten neun Monaten um knapp 4 %. So konnten die Herforder auch etwas mehr in die Vertriebsaktivitäten der Premiummarke Baldessarini investieren und den Wegfall von Erträgen aus Kunstverkäufen im Vorjahr verkraften. Das Firmenvermögen von Ahlers beinhaltet eine große Sammlung moderner Kunst.Ahlers bestätigte die Prognose, den Jahresüberschuss im hohen zweistelligen Prozentbereich im Gesamtjahr zu steigern. Vom Niveau von vor zwei Jahren wird das Unternehmen damit weit entfernt bleiben. Im vergangenen Jahr war der Nettogewinn nämlich von 6 Mill. auf 1,4 Mill. Euro eingebrochen. Milliardenwerte vernichtetDie Kursentwicklung der deutschen Modeaktien ist ein Fiasko. Seit Anfang 2015 ist es für Hugo Boss, Gerry Weber, Tom Tailor und Ahlers steil bergab gegangen. Insgesamt wurden bei diesen vier Werten fast 4,9 Mrd. Euro Börsenwert seitdem vernichtet, wobei mit 3,6 Mrd. Euro das Gros auf Hugo Boss entfiel. Das Metzinger Luxuslabel hatte im August seine Restrukturierungsbemühungen nochmals verstärkt und hadert weiter mit dem US-Markt.Prozentual ging es allerdings mit Tom Tailor am stärksten bergab. Die Aktien des Hamburger Modeunternehmens sind heute nur noch ein Drittel so viel wert wie Anfang 2015.Zuletzt hatte der kriselnde SDax-Konzern Gerry Weber Mitte September den Rutsch in die roten Zahlen gemeldet. Die Restrukturierung läuft zwar, doch der Aufwand dafür hat den einstigen Modestar tief ins Ergebnistal stürzen lassen. Selbst bei der neuen Tochter Hallhuber, die lange noch für Lichtblicke gesorgt hatte, berichtete Gerry Weber vor vier Wochen über belastende Verzögerungen beim Expansionskurs.Anfang November werden Hugo Boss (2.11.) und Tom Tailor (10.11.) Farbe bekennen müssen und ihre Zwischenberichte vorlegen.Dass es auch ganz anders geht, zeigt seit mehreren Jahren der spanische Modekonzern Inditex (Zara, Massimo Dutti, Bershka). Vor drei Wochen meldete der Moderiese wieder einmal Zahlen für das zweite Quartal, die die Erwartungen der Analysten übertrafen. Seit Anfang 2015 ist Inditex 26 Mrd. wertvoller geworden; die Gesamtbewertung hat die Marke von 100 Mrd. Euro überschritten.