Aufbruchstimmung

Deutsche Start-ups sind optimistischer

Unter deutschen Start-ups herrscht nach dem Coronakrisenjahr wieder Aufbruchstimmung. Auch mit Blick auf den Standort Deutschland haben sich die Bedingungen für eine Unternehmensgründung einer Umfrage zufolge mittlerweile zum Teil verbessert.

Deutsche Start-ups sind optimistischer

kro Frankfurt

− Deutsche Start-ups blicken nach dem Coronakrisenjahr wieder mit deutlich mehr Zuversicht in ihre eigene Zukunft. Das Geschäftsklima hat sich von seinem Einbruch im Jahr 2020 klar erholt und liegt mittlerweile wieder auf Vorkrisenniveau, in den Finanzierungsrunden wurde allein im ersten Halbjahr mit knapp 8 Mrd. Euro mehr Geld eingesammelt als im gesamten Vorjahr, die Start-ups werden im Durchschnitt größer, und mit rund 92 % planen auch fast alle Jungunternehmen Neueinstellungen. Das geht aus dem neuen „Startup Monitor 2021“ hervor, einer nicht repräsentativen Umfrage unter gut 2000 deutschen Start-ups, die der Bundesverband Deutsche Start-ups zusammen mit der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg-Essen durchgeführt hat.

„Das ist eine erfolgreiche Message“, sagte Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen zur Veröffentlichung der Studie, die quasi eine „Vermessung des deutschen Start-up-Ökosystems darstelle. „Die Start-up-Szene scheint den Corona-Schock wirklich überwunden zu haben.“ Mit Blick auf die regionale Verteilung der Start-ups ergebe sich mittlerweile auch ein heterogeneres Bild. Zwar seien die meisten Jungunternehmen nach wie vor in Nordrhein-Westfalen und Berlin angesiedelt und auch Städte wie München und Hamburg als Gründungsstandorte besonders beliebt. Gleichzeitig hätten sich in den vergangenen Jahren aber auch in anderen Regionen erfolgreiche Ökosysteme entwickelt, zum Beispiel an stark universitär geprägten Standorten wie Aachen oder Darmstadt oder aber auch an Orten, die eine direkte Nähe zu Kunden der etablierten Wirtschaft zulassen, wie es zum Beispiel in der Rhein-Neckar-Region oder in Ostwestfalen-Lippe der Fall ist. Gerade für Start-ups ist das wichtig, erwirtschafteten sie zuletzt doch zwei Drittel ihrer Umsätze mit Geschäftskunden.

Die etablierte Wirtschaft stellt für Start-ups aber nicht nur die größte Kundengruppe dar, sondern zum einen auch die bevorzugte Exit-Möglichkeit (siehe Grafik) und zum anderen eine beliebte Venture-Capital-Quelle. So wünscht sich fast die Hälfte aller Gründer, die eine Finanzierung über Wagniskapital anstreben, dass dieses von einem Unternehmen kommt. Denn wie sich gezeigt hat, hoffen die Start-ups hier auch auf zusätzliche Synergieeffekte, wie zum Beispiel den Zugang zu Vertriebskanälen und Märkten, die Branchenexpertise und damit einhergehende Kooperationsmöglichkeiten.

Aus Sicht von PwC-Experte Florian Nöll nutzt das nicht nur den jungen Unternehmen: „Gerade etablierte Firmen sind auf neue Technologien und innovative Geschäftsideen angewiesen – und genau das können Start-ups häufig viel schneller und unkomplizierter entwickeln“, sagt er. Diese Erkenntnis setze sich leider nur sehr langsam durch. Tatsächlich ist die Zahl der Kooperationen von Start-ups mit Unternehmen zuletzt sogar zurückgegangen − ein wichtiges Warnsignal für das Ökosystem, wie die Autoren schreiben. Auch ihn habe das etwas enttäuscht, sagt Nöll, der sich den Rückgang zum Teil aber auch mit der Corona-Pandemie erklärt, in der Start-up-Kooperationen bei einigen großen Unternehmen womöglich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste gestanden haben.

Teure Büros sorgen für Frust

Unabhängig davon zeigen sich die Start-ups mittlerweile aber auch deutlich zufriedener mit dem Standort Deutschland. So bewerten 65 % das Ökosystem an ihrem Standort als gut oder sehr gut, im vergangenen Jahr waren es 61,4 %. Von besonders vielen wird die Nähe zu Universitäten sowie die kulturelle Attraktivität geschätzt. Auch der Zugang zu Kapital und Investitionen wird positiver wahrgenommen als im Vorjahr. Eine große Hürde stellt für viele Gründer dagegen die Verfügbarkeit von bezahlbaren Büroimmobilien dar. Über ein Drittel der Befragten bewertet diesen als schlecht oder sehr schlecht. Auch die Suche nach qualifiziertem Personal wird zunehmend zur Herausforderung.

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