Bitkom-Umfrage

Deutsche Unternehmen signalisieren Entspannung bei der Halbleiterbeschaffung

Die Halbleiter-Beschaffung hat sich etwas entspannt. Das Problem bleibt laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aber ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmen.

Deutsche Unternehmen signalisieren Entspannung bei der Halbleiterbeschaffung

Leichte Entspannung bei der Halbleiterbeschaffung

USA werden von deutschen Unternehmen aber zunehmend kritisch gesehen – Kabinett beschließt Mikroelektronik-Strategie

ahe Berlin

Die Halbleiter-Beschaffung der deutschen Wirtschaft hat sich in den vergangenen zwei Jahren leicht entspannt. Das Problem bleibt laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aber oben auf der Agenda vieler Unternehmen – insbesondere aufgrund der zunehmenden geopolitischen Risiken. Die Umfrage unter gut 500 Chipkäufern aus verarbeitendem Gewerbe und ITK-Dienstleistungen zeigt sinkendes Vertrauen in die USA und große Sorge vor einem sich zuspitzenden Taiwan-Konflikt.

Mit 60% berichtete immer noch eine Mehrheit der Unternehmen, dass es auch 2025 noch Schwierigkeiten bei der Beschaffung der benötigten Halbleiter gab. 2023 waren es allerdings mit 89% deutlich mehr gewesen und ebenfalls vor zwei Jahren mit 81%. Die verbuchten Lieferverzögerungen verringerten sich 2025 ebenfalls leicht auf 4 Monate gegenüber 5 Monaten vor zwei Jahren.

Stark waren in diesem Jahr immerhin noch 73% der Unternehmen von Lieferverzögerungen betroffen, 41% von Preiserhöhungen. Ein Drittel der Befragten berichtete zudem darüber, dass bestimmte Bauteile 2025 nicht verfügbar gewesen seien. Bitkom berichtete, dass die zuverlässige Lieferung mittlerweile das wichtigste wirtschaftliche Kriterium bei der Chip-Bestellung ist. Knapp drei Viertel der Unternehmen nannte dieses als wichtig, eine Auswahl nach dem günstigsten Preis nur noch 37% der Befragten. Vor zwei Jahren bezeichneten das Preiskriterium noch 93% als wichtig.

Taiwan-Konflikt und US-Politik im Fokus

Bei vielen Unternehmen besteht darüber hinaus die Sorge, dass die Chip-Versorgung in Deutschland aufgrund von geopolitischer Krisen noch einmal zusätzlich unter Druck gerät. So hielten 92% der von Bitkom befragten Unternehmen, in denen intensiv mit Halbleitern gearbeitet wird, insbesondere die Drohungen Chinas gegenüber Taiwan für „besorgniserregend“. Und nur noch 37% der Halbleiter-Nutzer vertrauen noch den USA hinsichtlich der weiteren Versorgung. 48% der Befragten sagten dagegen, sie hätten „eher geringes Vertrauen“, und 14% hatten „gar kein Vertrauen“ mehr in die USA.

„Halbleiter stehen im Mittelpunkt internationaler Wirtschaftskonflikte“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Umfrage. Er forderte von der Politik ein starkes Ökosystem, um Abhängigkeiten zu reduzieren und weniger erpressbar zu werden. Die Bundesregierung verabschiedete am Mittwoch bereits ihre Mikroelektronik-Strategie. Diese zielt darauf ab, die Resilienz der Lieferketten durch gezielte Maßnahmen stärken. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der Forschung, der Fachkräftesicherung und mehr heimischer Fertigung.