Deutsche Wohnen bei Zukäufen wählerisch

Nach milliardenschwerem Erwerb von 23 500 Wohnungen soll im Sommer über die künftige Finanzstruktur entschieden werden

Deutsche Wohnen bei Zukäufen wählerisch

Deutsche Wohnen stemmt den 1,2 Mrd. Euro schweren Kauf der 23 500 Baubecon-Wohnungen mit einem Mix aus Eigenkapital sowie kurz- und langfristigen Krediten. Im Sommer will der Vorstand über mögliche weitere Kapitalmaßnahmen beschließen.ge Berlin – Nach dem vereinbarten Kauf von rund 23 500 Wohnungen ist der große Hunger der Deutschen Wohnen vorerst gestillt. Zwar stehe der MDax-Wert weiterhin in exklusiven Gesprächen über drei weitere Wohnungsbestände, erklärte Firmenchef Michael Zahn in einer Telefonkonferenz. Allerdings gehe es dabei eher um kleinere Zukäufe in Metropolregionen. “Bei allem, was jetzt dazukommt, werden wir sicherlich wählerischer sein”, kündigte Zahn an. Der Konzern hatte sich über das Wochenende mit der britischen Bank Barclays geeinigt, deren Baubecon-Bestand für 1,235 Mrd. Euro zu übernehmen. Mit diesem Paket schnellt das eigene Portfolio um nahezu 50 % auf 73 500 Wohnungen hoch – und damit fast auf die Zielgröße von 75 000 Einheiten.Der Erwerb der Barclays-Wohnungen sei durch Eigenmittel und lang- sowie kurzfristige Kreditzusagen von Banken voll durchfinanziert, beteuerte Zahn weiter. Für das noch im Juli erhoffte Closing der Transaktion benötige der Konzern keine Kapitalerhöhung. Erst im Herbst hatten die Berliner mit einer Kapitalmaßnahme (brutto) 186,5 Mill. Euro eingesammelt. Mit Banken sei eine langfristige Finanzierung von etwa 750 Mill. vereinbart worden, womit das von der Deutsche Wohnen angesetzte Verschuldungslimit von maximal 60 % LTV (Loan to Value) eingehalten wird – “alles über 60 % halte ich für riskant”. Während diese Kredite mit einem Zinssatz unter 4 % ausgestattet seien, wollte sich Zahn über die Verzinsung der zwölfmonatigen Überbrückungskredite von UBS und Credit Suisse über zusammen rund 230 Mill. Euro nicht äußern – der Zins sei aber “vertretbar”. Erst nach dem Closing will sich der Vorstand auf die längerfristige Finanzstruktur festlegen – was u. a. auch vom künftigen Aktienkurs und der Reaktion der Investoren abhängt. Nach dem Minus am Pfingstmontag hat der Kurs gestern wieder einen Teil des vortäglichen Abschlags wettgemacht.Zu den finanzierenden Banken gehört laut Zahn nicht mehr Barclays. Den Briten, die 2007 den Kauf der ehemals gewerkschaftseigenen Wohnungen finanziert hatten, war der Bestand Ende 2011 zugefallen, nachdem die Finanzierung der damaligen Eigentümer, des Deutsche-Bank-Ablegers Rreef und Prelios/Pirelli geplatzt war. Bank wie Voreigentümer dürften heftig geblutet haben, liegt der jetzige Erlös doch weit entfernt von den damaligen Hochpreisen. Versicherungen seien an der Finanzierung nicht beteiligt. Diese müssten noch bei ihrer Performance zulegen – vor allem bei der Geschwindigkeit.Trotz starkem Wettbewerb um die aktuell gesuchten krisenfesten Wohnimmobilien ist Zahn mit dem zu zahlenden Preis zufrieden – “wir haben keinen strategischen, sondern einen fairen Preis gezahlt”. Der geringe Leerstand, der gute technische Zustand und überdurchschnittliche Miet- und Preissteigerungsmöglichkeiten ließen erwarten, den Yield beim Funds from Operations (FFO), der wichtigsten Kennzahl der Immobilienwirtschaft, deutlich verbessern zu können. Vor allem beim Berliner Bestand, auf den knapp 30 % aller akquirierten Wohnungen entfallen, solle “verstärkt in den Mieterwechsel investiert werden”, um “voll den Markt mitnehmen zu können”.Umgekehrt steht knapp ein Fünftel der erworbenen Wohnungen zur Disposition, weil die Portfolien zu klein oder zu verstreut liegen. Auch hier ist sich Zahn sicher, die zu verkaufenden Wohnungen profitabel veräußern zu können.—– Personen Seite 16