Deutscher Folienkonzern

Klöckner Pentaplast meldet Insolvenz nach Chapter 11 in Texas an

Klöckner Pentaplast startet ein Chapter-11-Verfahren in den USA zur Schuldenrestrukturierung. Der Finanzinvestor Strategic Value Partners zieht sich als Eigentümer zurück und das Unternehmen kämpft mit 2 Mrd. Euro Schulden.

Klöckner Pentaplast meldet Insolvenz nach Chapter 11 in Texas an

Klöckner Pentaplast meldet Chapter 11 in Texas an

Deutscher Folienhersteller will durch Restrukturierung Milliardenschulden „erheblich reduzieren“ – Finanzinvestor Strategic Value Partners gibt auf

cru Frankfurt

Der hoch verschuldete Folienhersteller Klöckner Pentaplast startet ein Restrukturierungsverfahren nach Chapter 11 in den USA. Man habe „freiwillig Insolvenz nach Chapter 11 beim US-Insolvenzgericht für den südlichen Bezirk von Texas angemeldet“, teilte das Unternehmen aus Montabaur am Mittwoch auf seiner Webseite mit. Damit gibt der Finanzinvestor Strategic Value nach 13 Jahren seine Position als Eigentümer auf und überlässt das Feld den Gläubigern.

Per Chapter 11 solle die Vereinbarung über eine Brückenfinanzierung von 112 Mill. Euro umgesetzt werden. Klöckner Pentaplast hatte kürzlich mit einer bedeutenden Mehrheit seiner Finanzpartner eine Restrukturierungsvereinbarung (Restructuring Support Agreement, „RSA“) auf Grundlage eines umfassenden Finanzrestrukturierungsplans abgeschlossen. Dieser Plan werde die Fremdverschuldung des Unternehmens, die bei rund 2 Mrd. Euro liegt, „erheblich reduzieren, die Bilanz deutlich stärken und die finanzielle Flexibilität verbessern“.

Nicht alle Firmenteile betroffen

Nicht in das Chapter 11 einbezogen seien 18 Länder, darunter Argentinien, Belarus und Brasilien. Darüber hinaus seien bestimmte Gesellschaften in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, Großbritannien und den USA von dem Verfahren ausgenommen.

Nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Führungskreisen des Unternehmens mehren sich intern die Anzeichen, dass es bald zu einer Aufspaltung kommt. Die den Divisionen zugeordneten Werke würden weiter entzerrt - durch Verlagerung von Produktionsvolumen. Hinter den Kulissen wird angeblich an einer Abspaltung der IT-Systeme gearbeitet.

Möglicherweise Aufspaltung

In internen Besprechungen hat sich CEO Roberto Villaquiran dahingehend geäußert, dass beide Divisionen getrennte Wege gehen könnten. In der Gerüchteküche ist wiederholt der Name Amcor genannt worden als potenzieller Interessent an der PHD-Division für Pharmaanwendungen. Allerdings passt nur ein Teil des PHD-Portfolios zu Amcor, eine Übernahme würde also voraussichtlich eine weitere Aufspaltung bedeuten.

Nach der Brückenfinanzierung braucht es voraussichtlich weitere 300 Mill. Euro, um weiterzumachen. Deshalb wurde das Restrukturierungsverfahren nach Chapter 11 gewählt. Es ähnelt der deutschen Eigenverwaltung, setzt allerdings keinen Insolvenzgrund voraus. In den USA können die Investoren, die das frische Geld leihen, in eine „Super Senior“-Position vor alle anderen Gläubigern gesetzt werden. Das wurde als Vorteil gegenüber dem deutschen StaRUG-Verfahren oder vergleichbaren Verfahren in Luxemburg oder Großbritannien angesehen. „Dort ist das nicht möglich“, sagte einer der Berater. Auch sitzen 80% der Gläubiger in den USA.

Drei Finanzinvestoren in Folge

Nach drei Übernahmen durch Finanzinvestoren lasten die rund 2 Mrd. Euro Schulden immer schwerer auf Klöckner Pentaplast. Cinven hatte an Blackstone verkauft, die 2012 an Strategic Value Partners (SVP) weiterreichte. Der Deal erfolgte im Zuge einer Restrukturierung, bei der SVP als damaliger Gläubiger 190 Mill. Euro zuführte und so Eigentümer wurde.

Für die Gruppe der vorrangigen Gläubiger agieren Gibson Dunn und Hengeler sowie die Investmentbank Houlihan Lokey. Für Klöckner Pentaplast sind Kirkland & Ellis sowie die Investmentboutique PJT Partners im Einsatz. Klöckner Pentaplast hat 5.600 Beschäftigte. Operativ arbeitet die Firma profitabel. Im ersten Halbjahr hat die Pharmasparte mehr als 85 Mill. Euro operativen Gewinn (Ebitda) gemacht, die operative Marge liegt oberhalb von 17%. Doch es besteht ein akuter Liquiditätsengpass. Aus Not wird fast jeder Auftrag angenommen.

Strategic Value Partners auch an Pfleiderer beteiligt

Strategic Value Partners, deren Europageschäft Bouk van Geloven und HJ Woltery leiten, ist kein Unbekannter in der deutschen Firmenlandschaft: Der 2001 gegründete Investor aus Greenwich mit 22 Mrd. Dollar Vermögen beteiligte sich auch am Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer, dem Parkraumbewirtschafter Apcoa sowie an der Chemiefirma Oxea – allesamt hoch verschuldet. Bei Klöckner Pentaplast werden laut Insidern gerade die Divisionen PHD (Pharma, Health & Durables) und FP (Food Packaging) deutlich eigenständiger aufgestellt.

Auch andere Verpacker stehen unter Druck. Alle sieben börsennotierten Wettbewerber haben kürzlich Gewinnwarnungen herausgegeben, wobei die Aktien von Silgan, Sonoco, Aptar, Amcor, Huhtamaki und Gerresheimer in diesem Jahr um 16% bis fast 70% gefallen sind.

Europas Verpackungsindustrie steht wegen hoher Energiekosten unter Druck. Klöckner Pentaplast startet nun ein Chapter-11-Verfahren in den USA zur Schuldenrestrukturierung. Der Finanzinvestor Strategic Value Partners zieht sich als Eigentümer zurück, das Unternehmen kämpft mit 2 Mrd. Euro Schulden.