Trotz wiederholter Warnungen von Unternehmen und Verbänden verschärft sich die digitale Abhängigkeit Deutschlands vom Ausland nach Erkenntnissen des Digitalverbands Bitkom stetig. In einer repräsentativen Umfrage "quer durch die deutsche Wirtschaft" unter 600 Firmen bezeichneten sich 62% der Befragten als "stark abhängig" und weitere 32% als "eher abhängig".

Verbandspräsident Ralf Wintergerst erklärte in einer Pressekonferenz, dies sei eine Verschlechterung gegenüber der Umfrage aus dem Jahr 2021. Für besorgniserregend hält der Manager nicht allein, dass 94% der Unternehmen digitale Produkte aus dem Ausland beziehen müssen, sondern dass von hiesigen Firmen zwei Drittel ihrerseits keine Produkte ins Ausland verkaufen.

12% der befragten Unternehmen könnten bei einer Unterbrechung der Lieferbeziehungen für digitale Technologien und Leistungen nur sechs Monate überleben. Knapp ein Fünftel würde es gerade mal sieben bis zwölf Monate schaffen.

2021 waren es jeweils noch 9% beziehungsweise 13% gewesen. An vorderster Stelle steht die Abhängigkeit von China und den USA, die für die deutsche Wirtschaft jeweils rund 50% ausmacht, auf denselben Wert kommt indes auch Europa ohne Großbritannien. Wintergerst betonte, dass kaum Chancen bestehen, den Bezug von Teilen und Leistungen in bestimmten Teilen der Wertschöpfungskette umzugliedern oder nach Deutschland zurück zu verlagern. Insbesondere digitale Endgeräte wie Smartphones und Laptops oder Bauteile wie Halbleiter "sind vor Dekaden ausgewandert", wie Wintergerst formulierte. In Asien, vor allem in China, sei ein Produktionsnetzwerk entstanden, das sich ohne Weiteres weder umquartieren noch ersetzen lasse.