EY-Studie

Deutschlands Top-Konzerne: Weniger Umsatz, gestrichene Jobs

Das Beratungsunternehmen EY zieht eine trübe Neunmonats-Bilanz für die 100 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland. Die Umsätze schrumpften um 4%, die operativen Gewinne im Schnitt sogar um fast ein Fünftel. Mehr als 30.000 Jobs gingen in dem Zeitraum verloren.

Deutschlands Top-Konzerne: Weniger Umsatz, gestrichene Jobs

Deutsche Top-Konzerne schwächeln

EY: Weniger Umsatz und Gewinn bei den 100 umsatzstärksten Unternehmen – 30.000 Jobs gestrichen

Das Beratungsunternehmen EY zieht eine trübe Neunmonats-Bilanz für die 100 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland. Die Umsätze sind insgesamt um 4% geschrumpft, die operativen Gewinne im Schnitt sogar um fast ein Fünftel. Mehr als 30.000 Jobs gingen in dem Zeitraum trotz Fachkräftemangel verloren.

dpa-afx/kro Frankfurt

Deutschlands führende Börsenunternehmen bekommen die schwache Wirtschaft zu spüren. In den ersten neun Monaten 2024 schrumpfte der Erlös der 100 umsatzstärksten Börsenkonzerne um 4%, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zeigte. Es handle sich um den zweiten Rückgang in Folge. Der operative Gewinn (Ebit) sank im Schnitt sogar um 19% – im Vorjahr war hier noch ein leichtes Plus erzielt worden. Unter anderem die Autobranche schwächelte, blieb aber bei Umsatz und Gewinn an der Spitze.

Zugleich sank die Beschäftigung der Top-Unternehmen in den ersten neun Monaten. In Summe gingen demnach mehr als 30.000 Jobs verloren – ein Minus von 0,7% auf insgesamt rund 4,25 Millionen Beschäftigte weltweit. Das sei der erste Rückgang seit 2021. Nach der Corona-Pandemie hätten viele Firmen Stellen geschaffen, erklärte EY. „Jetzt sehen wir die Trendwende.“

Nur knapp die Hälfte der Top-Konzerne steigert Umsatz

„Das Jahr 2024 war für die deutschen Top-Unternehmen ein schwieriges Jahr“, sagte Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY, mit Blick auf die schwache deutsche Wirtschaft und fehlende Impulse, etwa aus Asien. „Besonders problematisch: Wenn überhaupt in den vergangenen zwei Jahren Wachstum erzielt wurde, lag die Rate oft unterhalb der Inflationsrate. De facto schrumpfen viele Unternehmen also.“ Konnten 2023 der Studie zufolge 66 der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands ihren Umsatz steigern, gelang das in diesem Jahr nur noch 48 Firmen. Auch beim operativen Gewinn schaffte lediglich eine Minderheit von 47 Unternehmen ein Plus. 53 Unternehmen verzeichneten hingegen einen Rückgang.

Versorger mit Umsatzeinbruch

Am stärksten fiel der Umsatz im laufenden Jahr bei Energieversorgern (minus 26%), da die Strom- und Gaspreise sanken. Rückgänge gab es auch in der angeschlagenen Chemie- und Autoindustrie mit minus 5 bzw. minus 2%. Im Verkehrswesen wuchsen die Umsätze dagegen (plus 3%), ebenso in der IT-Branche (plus 2%).

Autobranche am umsatzstärksten – Telekom beim Gewinn vorne

Trotz aller Probleme sind Autohersteller am umsatzstärksten, wie ein EY-Ranking zeigt: Auf Volkswagen (237,2 Mrd. Euro Umsatz in den ersten drei Quartalen) folgen Mercedes-Benz (107,1 Mrd.) und BMW (105,9 Mrd.). Am meisten operativen Gewinn erzielte die Deutsche Telekom mit 17,8 Mrd. Euro binnen neun Monaten. Es folgen VW (12,9 Mrd.) und Mercedes-Benz (10,4 Mrd.).

Im neuen Jahr dürften die Rahmenbedingungen angesichts geopolitischer Spannungen, politischer Volatilität und konjunktureller Stagnation in Europa schwierig bleiben, meint Brorhilker. Bei der Beschäftigung werde sich wohl der Abwärtstrend verstärken. „Arbeitslosigkeit wird wieder ein Thema werden, der Fachkräftemangel wird dennoch bestehen bleiben.“ Für die Firmen bestehe die Herausforderung darin, „nicht in Krisenstimmung zu verfallen“ und Chancen, etwa im Umgang mit neuen Technologien, zu nutzen. „Deutschland braucht unbedingt wieder mehr Risikofreude und eine größere Bereitschaft, mit Zuversicht die Zukunft zu gestalten – auch aufseiten der Unternehmen“, so Brorhilker.