Die Klima-Vorbilder im Dax
Die Klima-Vorbilder im Dax
In seinem „What if“-Report schaut sich das Climate-Tech-Unternehmen Right° an, wie stark die Dax-Konzerne zur Erderwärmung beitragen – und die Mehrheit ist auf gutem Weg, die Vorgaben der Pariser Klimaziele zumindest teilweise einzuhalten. Das zeigen die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen der jüngsten Ausgabe. „Insgesamt nennen wir 21 Unternehmen im „What if“-Report, die in irgendeiner Form greifbaren Fortschritt machen in Richtung Pariser Klimaziele. Und das finde ich schon ganz gut“, sagt Hannah Helmke, CEO von Right°, bei der Einordnung der Ergebnisse im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
Unter den 34 untersuchten Unternehmen stechen fünf besonders positiv hervor. Sie haben ein Klimaziel definiert, das im Einklang mit den Pariser Klimazielen von „deutlich unter 2 Grad Celsius“ liegt. Und die Datenentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass sie auf Kurs liegen, dieses Ziel auch zu erreichen. Die Modelle von Right° zeigen, wie stark sich die Erde bis zum Jahr 2100 erwärmen würde, wenn die Welt dieselbe Klimaperformance hätte wie das betrachtete Unternehmen. Bis zum vergangenen Jahr galt ein Zielwert von 1,5°C als konform mit den Pariser Klimazielen, mittlerweile gehen jedoch viele Wissenschaftler davon aus, dass dieses Ziel wohl nicht mehr zu erreichen sein wird. Der Zielwert im „What if“-Report 2025 liegt deshalb in diesem Jahr bei 1,7°C.
Fünf Konzerne sind Paris-konform
Die Branchenzugehörigkeit lässt Helmke als Ausrede für schwächere Klimawerte nicht gelten. Das Modell basiere auf branchenspezifischen Benchmarks: „Die Emissionsreduktionsanforderungen an ein Unternehmen im Energiebereich sind anders als bei einem Unternehmen in der Chemie-Branche.“ Auch die fünf Vorbilder stammen aus unterschiedlichen Bereichen. Helmke war von einem Energieunternehmen positiv überrascht: „Die RWE ist unter den fünf Unternehmen, die sowohl ein Paris-konformes Ziel hat, als auch ihre Wertschöpfung von den Emissionen in Paris-konformem Tempo entkoppelt“, berichtet sie. Auch der Autobauer Porsche erfüllt beide Voraussetzungen, ebenso Siemens Healthineers, Adidas und die Deutsche Börse.
CSRD schafft größere Transparenz
Die Datenbasis hat sich insgesamt verbessert: Nachdem die Analyse im Vorjahr 26 Dax-Konzerne umfasste, sind es dieses Mal 34 – Finanzinstitute sind nicht integriert, weil es an globalen Daten mangelt und sich daher keine robusten Benchmarks bilden lassen, wie Helmke erklärt. Die breitere Abdeckung verdankt sich auch regulatorischen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung, etwa durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Im vergangenen Jahr hatten einige Unternehmen schlichtweg noch keine Emissionsdaten oder Klimaziele vorgelegt. „Inzwischen haben alle Unternehmen, die wir hier abgebildet haben, Klimaziele“, berichtet Helmke. „Das ist auch ein Effekt der CSRD. Man sieht hier einfach sehr schön, was die CSRD an Transparenz mit sich bringt.“
Ein Ergebnis bereitet Helmke allerdings Sorgen: Die mittlere Klimawirkung über alle Unternehmen hinweg liegt nun bei 4,3 Grad Celsius, nach 3,7 Grad Celsius im Vorjahr. „Die Lücke zu 1,5 Grad hat sich leider wieder geweitet vom Jahr 2023 auf das Jahr 2024 – da haben wir noch nicht mal den Trump-Effekt drin“, mahnt Helmke.
Die Lücke zu 1,5 Grad hat sich leider wieder geweitet.
Hannah Helmke, CEO Right°
Sie hofft, dass sich Nachzügler durch die positiven Beispiele motivieren lassen. „Wir sehen schon, dass Unternehmen, die ein Ziel haben – egal jetzt, wie ambitioniert das ist –, schneller vorankommen in ihrer Transformation“, sagt Helmke. Allerdings gehe das Ambitionsniveau noch stark auseinander. Mitunter umfassten die Ziele nur Positionen, die für 5% der Gesamtemissionen eines Konzerns stehen. Dies bewertet Helmke als eher „symbolisches Ziel“.
Sie sieht Unternehmen im Vorteil, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit schon seit längerem befassen und zentrale Fragen geklärt haben. „Wie habe ich das Ganze aufgebaut innerhalb der Organisation, wie effizient habe ich das Thema verankert, und wie habe ich auch meine Leute mitgenommen und die Märkte verstanden.“ Nachzügler müssen dies alles erst noch nacharbeiten, unter teils erschwerten Bedingungen. „Das aufzuholen in einer wirtschaftlich schwierigen Situation ist natürlich unfassbar schwierig.“
