„Die Krise liegt hinter uns“ – Vonovia mit Gewinnsprung
„Die Krise liegt hinter uns“
Wohnungskonzern Vonovia verdient kräftig im Halbjahr und erhöht Prognose – Pläne für Tausende neue Wohnungen
Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia ist im ersten Halbjahr 2025 in die Gewinnzone zurückgekehrt. Für das Gesamtjahr hat das einzige im Dax notierte Immobilienunternehmen seine Prognosen erhöht. In Zukunft setzt Vonovia verstärkt auf Modernisierungen, Verkäufe und Projektentwicklungen.
Reuters/tl Düsseldorf
Steigende Preise für Wohnimmobilien geben dem deutschen Branchenprimus Vonovia Rückenwind. „Bei den Immobilienwerten ist die Talsohle durchschritten“, sagte der scheidende Vonovia-Chef Rolf Buch am Mittwoch. „Die Krise, die Sorge vor steigenden Schulden – das alles liegt jetzt weit hinter uns“, bilanzierte er zur Vorlage der Halbjahreszahlen. „Wir hatten lange Gegenwind, jetzt haben wir wieder kräftigen Rückenwind“, fügte er hinzu. „Wir haben die Segel früh genug gesetzt.“ Nun steuere Vonovia wieder auf Wachstumskurs.
So verbuchte Vonovia im ersten Halbjahr deutliche Zuwächse: Der bereinigte Gewinn vor Steuern stieg um 10,9% auf 984 Mill. Euro. Die Mieten legten organisch um 4,4% zu. Unter dem Strich wies Vonovia einen Gewinn von 811 Mill. Euro aus. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Verlust von 592 Mill. Euro in den Büchern gestanden, der durch Bewertungsverluste aus Portfolioverkäufen und höhere Zinsaufwendungen verursacht wurde.

Die steigenden Preise am Markt für Wohnimmobilien zeigten auch Spuren in der Bilanz: Der Verkehrswert des Immobilien-Portfolios stieg auf 82,9 Mrd. Euro, denn die halbjährliche Neubewertung des Immobilienbestands brachte ein Plus von 1,3%. Vonovia ließ damit die Milliardenverluste der vergangenen Jahre hinter sich, die durch rasant gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten und den daraus resultierenden Werteverfall bei Immobilien entstanden waren. Nun sei die Trendwende nachhaltig geschafft, sagte Buch.
Neubau geplant
Vonovia steigt nun wieder in den Neubau ein. Für 3.000 Wohnungen in Deutschland plant der Bochumer Konzern 2025 den Spatenstich. Mit Vereinfachungen beim Bau will Vonovia die Baukosten drücken. Das Unternehmen will zudem Mitarbeiter einstellen. 2.800 neue Beschäftigte sollen es bis Jahresende werden, sagte Buch. „Nach unserem Turnaround können wir die Vorteile unserer Plattform und die Vorteile durch die Integration der Deutsche Wohnen nun erstmals voll nutzen“, kündigte Buch an.
Vor diesem Hintergrund schraubte Vonovia die Prognosen für das Gesamtjahr hoch. Die ursprüngliche Spanne des bereinigten Vorsteuergewinns wurde um 100 Mill. Euro angehoben. Der für die Berechnung der Dividende entscheidende Wert wird nun in einer Spanne zwischen rund 1,85 und 1,95 Mrd. Euro erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände (Adjusted Ebitda) soll am oberen Ende der Bandbreite von 2,7 bis 2,8 Mrd. Euro liegen.
Für 2028 hat sich Vonovia als Ziel gesetzt, den Adjusted Ebitda auf 3,2 bis 3,5 Mrd. Euro zu erhöhen. Dabei setzt das Unternehmen insbesondere auf die Geschäftsfelder Value-add (Dienstleistungen rund ums Wohnen), Projektentwicklungen und den Einzelverkauf von Wohnungen (Recurring Sales). Ihr Anteil am Adjusted Ebitda soll von aktuell rund 14% auf 20 bis 25% zulegen. Die Investitionen sollen von 836 Mill. Euro (2024) über für 2025 erwartete 1,2 Mrd. Euro bis 2028 auf etwa 2 Mrd. Euro steigen. Dabei soll das Neubauprogramm ebenso forciert werden wie die Modernisierungen des Bestandes von 533.064 Wohnungen. Vonovia hat über eigene Grundstücke ein Potenzial von 70.000 neuen Wohnungen.
Auf die Zahlen reagierte die im Dax notierte Aktie am 6. August mit einem Plus von rund 3% und bringt damit eine Marktkapitalisierung von mehr als 23 Mrd. Euro auf die Waage. Größter Aktionär ist die Norges Bank (für den norwegischen Staatsfonds) mit 14,7%. Der Streubesitz (unter 3% pro Aktionär) beträgt 71,6%.
Vorstandschef Buch hatte Anfang Mai verkündet, den Branchenprimus zum Jahresende zu verlassen. Nachfolger wird der ehemalige SAP-Manager und Vodafone-Finanzchef Luka Mucic.