Die Liste der Bedenken ist sehr lang
ab Düsseldorf – Mit der Einleitung der vertieften Prüfung des Zusammenschlusses von Bayer mit dem US-Saatguthersteller Monsanto hat die EU-Kommission auch eine recht lange Liste der Problemfelder verschickt, die nach ihrer Einschätzung sorgfältig zu prüfen ist. “Saatgut und Pestizide sind für Landwirte und letztlich auch für die Verbraucher von entscheidender Bedeutung. Wir müssen auf diesen Märkten einen wirksamen Wettbewerb sicherstellen”, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Zugleich verwies die EU-Beamtin darauf, dass ein Umfeld gewahrt werden müsse, “in dem Unternehmen innovativ tätig sind und in verbesserte Produkte investieren”.Angefangen bei dem von Monsanto vertriebenen Pestizid Glyphosat, bei dem Bayer mit Glufosinatammonium eine der wenigen Produktalternativen anbietet, bis hin zu biologischen Pestiziden und Pflanzenschutzprodukten zur Bekämpfung der Varroamilbe will die Kommission die Pestizid-Aktivitäten beider Unternehmen genau unter die Lupe nehmen.Daneben rückt auch das Gemüsesaatgut ins Blickfeld. Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass die Fusionswilligen zusammen über hohe Marktanteile bei einer Reihe von Gemüsesaatgut verfügen, heißt es. Auch auf dem Gebiet der Pflanzenzucht hegt die EU-Behörde Bedenken. So sei Monsanto bei Rapssamen in Europa führend, während es Bayer bei Rapssamen weltweit auf den höchsten Marktanteil bringe und damit einer der wenigen Marktteilnehmer sei, der für intensiven Wettbewerb sorgen könnte.Ähnliches gilt für Bauwollsaatgut, bei dem Bayer und Monsanto als wichtige Lizenzgeber für ihre Wettbewerber in Europa in Erscheinung treten. Zudem investierten beide Unternehmen in Forschungs- und Innovationsprogramme für Weizen.Der nächste kritische Punkt betrifft die agronomischen Merkmale von Pflanzen, die sogenannten Traits. Hier bringt es Monsanto nach Einschätzung der EU-Kommission weltweit auf eine vorherrschende Stellung, und auch hier ist Bayer einer der wenigen Wettbewerber der US-Firma, der alternative Pflanzeneigenschaften entwickelt. Hier will die EU das Augenmerk insbesondere auf die Lizenzgeschäfte sowie die Forschung und Entwicklung legen.Auch sorgt sich Brüssel bei dem Zusammenschluss mit Blick auf die vertikale Integration. Last but not least kündigt die EU-Kommission an, auch das Digitalgeschäft der beiden Unternehmen unter die Lupe zu nehmen. Hierbei handele es sich um die Sammlung von Daten und Informationen über landwirtschaftliche Betriebe mit dem Ziel, den Landwirten auf sie abgestimmte Beratung und aggregierte Daten zur Verfügung zu stellen.Sowohl Bayer als auch Monsanto investierten derzeit in diese neue Technologie. Im Fokus der Prüfung stehe, inwieweit der Zugang der Wettbewerber zu Verteilern und Landwirten durch den Zusammenschluss erschwert werde.