„Diese Auseinandersetzung ist mitnichten beendet“
Condor gibt im Streit mit Lufthansa nicht klein bei
Eigenes Zubringernetz aufgebaut – Schaden bleibt dennoch
lis Frankfurt
Gerber wertet das Urteil zwar durchaus als Sieg für den Kontrahenten, betont aber auch, damit sei noch keine Entscheidung darüber gefällt worden, „ob Lufthansa ihre Marktstellung ausnützt oder nicht.“ Zudem handele es sich nicht um eine letztinstanzliche Entscheidung, so dass sowohl Bundeskartellamt als auch Condor dagegen Zulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof (BGH) einlegen könnten. Lufthansa hatte Ende 2020 ein bis dahin bestehendes Special Prorate Agreement (SPA) mit Condor gekündigt, seitdem wird gestritten.
„Diese Auseinandersetzung ist mitnichten beendet“, betont Condor-Chef Peter Gerber. Gemeint ist der Streit mit der Lufthansa um Zubringerflüge. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte am Mittwoch einen Beschluss des Bundeskartellamts aufgehoben, wonach Condor Anspruch auf Zubringerflüge durch Deutschlands größte Airline habe. Grund seien Verfahrensfehler.
Marktpreise oder Sonderkonditionen
Bei der Lufthansa hatte es dagegen zu der Düsseldorfer Entscheidung geheißen, damit sei die Feststellung des Kartellamts „zu einer vermeintlichen Marktbeherrschung der Lufthansa Group und des Marktmissbrauchs durch die Beendigung der Vorzugskonditionen für Condor“ vollständig gegenstandslos geworden. Gerber hingegen bestreitet, dass es „Sonderkonditionen“ für seine Fluggesellschaft gegeben habe. "Condor hat Marktpreise bezahlt, es ging bei dem Streit immer nur um die Verfügbarkeit der Kapazitäten.“
Die Condor hat zwischenzeitlich ein eigenes Zubringernetz in Richtung Frankfurt aufgebaut, mit Verbindungen von deutschen und europäischen Flughäfen aus. Allerdings seien dem Ausbau des Netzes Grenzen gesetzt, weil zu wenig Start- und Landerechte - „das allerknappste Gut“ - in Frankfurt zur Verfügung stehen. Derzeit fliegen nur noch 3 bis 5% der Condor-Passagiere mit Lufthansa zu ihren Anschlussflügen, vor der Kündigung des SPA war es ein Viertel der Reisenden. Obwohl es Condor schnell gelungen ist für Abhilfe zu sorgen, „hinterlässt das Ende des SPA Schaden bei uns“, betont der Condor-Chef. So mussten Flüge in Richtung USA, die auf ein großes Zubringernetz angewiesen sind, aus dem Flugplan gestrichen werden.
Gerber nennt beispielhaft Phoenix und das kanadische Edmonton. Auch die wirtschaftliche Situation der Condor wäre laut Gerber besser ohne das Ende des SPA.
Untersuchung in Brüssel
Der Ferienflieger hofft nun auf eine noch laufende Untersuchung der EU-Kommission. Dort werden mögliche Wettbewerbsbeschränkungen auf den Atlantikverbindungen durch das Joint Venture von Lufthansa, United und Air Canada unter die Lupe genommen. Ein damit verbundenes Verfahren zu einstweiligen Maßnahmen, das darauf abgezielt hatte, Lufthansa zu verpflichten, Condor wieder Zugang zu den Lufthansa-Anschlussverbindungen vom und zum Flughafen Frankfurt zu gewähren, um eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf der Strecke Frankfurt-New York zu verhindern, war allerdings Ende Februar eingestellt worden.