Dieselskandal steuert auf neuen Höhepunkt zu

Audi-Chef Stadler unter Betrugsverdacht - Daimler zu umfassendem Rückruf verdonnert

Dieselskandal steuert auf neuen Höhepunkt zu

sck/igoMünchen – Der Skandal um manipulierte Dieselfahrzeuge in der deutschen Autoindustrie hat sich am Montag deutlich zugespitzt. Zum einen weiteten Strafermittler ihre Untersuchungen gegen Audi auf die oberste Führungsebene aus. Zum anderen muss Daimler auf Anordnung der Bundesregierung hunderttausende Diesel wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen zurückrufen. Damit ist Daimler nach Volkswagen der zweite deutsche Autobauer, dem amtlich Abgasmanipulation im großen Stil bescheinigt wird. Die Staatsanwaltschaft München führt nun auch Audi-Chef Rupert Stadler und ein weiteres Vorstandsmitglied als Beschuldigte im VW-Skandal. “Ihnen werden jeweils Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last gelegt”, schrieb die Behörde. Zuvor war Stadlers Privatwohnung durchsucht worden. Das ist die fünfte Durchsuchung in dem Fall binnen 15 Monaten. Damit steigt die Zahl der Beschuldigten in der Causa auf 20 Personen. Ob damit die Tage des 55-Jährigen an der Spitze der VW-Tochter gezählt sind, ist offen. Die Familien Porsche und Piëch halten bislang an ihm fest. Aus dem Konzern kamen zuletzt Signale, dass Stadler auch im Fall einer Beschuldigung das Unternehmen leiten werde. Er ist seit Anfang 2007 an der Audi-Spitze und bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bisher. Frühere Audi-Ingenieure sagten aus, dass Stadler ein Mitwisser gewesen sei und die Manipulationen gedeckt habe. Er selbst behauptet, über die Machenschaften nicht rechtzeitig informiert worden zu sein. Der Abgasbetrug flog im September 2015 auf. Erst später kam heraus, dass Audi eine Schlüsselrolle spielte. Für die Aufarbeitung der Manipulationen musste die VW-Tochter bislang 2 Mrd. Euro zurückstellen. Den Mutterkonzern kostete die Affäre bisher 25 Mrd. Euro. Im Mai weitete sich der Diesel-Skandal bei Audi aus. Das Unternehmen musste zusätzlich 60 000 Fahrzeuge mit einer illegalen Abschaltvorrichtung nachbessern.Das kommt nun auch auf Daimler zu. Die Bundesregierung ordnete am Montag den sofortigen Rückruf von europaweit 774 000 Fahrzeugen wegen “unzulässiger Abschalteinrichtungen” an. Das teilte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach einem Treffen mit Konzernchef Dieter Zetsche mit. In Deutschland seien 238 000 Mercedes-Fahrzeuge betroffen – neben dem schon zurückgerufenen Transporter Vito auch C-Klasse-Modelle und der Geländewagen GLC. Daimler will den Rückruf umsetzen, dagegen aber Widerspruch einlegen. Zetsche musste bereits Ende Mai in Berlin antreten, nachdem das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückruf von rund 4 900 Transportern wegen zwei illegalen Abschalteinrichtung angeordnet hatte. —– Nebenstehender Kommentar – Personen Seite 16