Kapitalschritt

Dommermuth schielt auf Mehrheit an United Internet

Ralph Dommermuth, der Gründer und CEO von United Internet, unterstreicht sein Vertrauen in die Unternehmensstrategie mit einer geplanten Anteilsaufstockung. Ein Vertrag mit einem Tower-Betreiber für das neue 5G-Netz soll in wenigen Wochen stehen.

Dommermuth schielt auf Mehrheit an United Internet

hei Frankfurt

Ralph Dommermuth, der Gründer und CEO des Telekommunikations- und Internetkonzerns United Internet, will seinen Anteilsbesitz erhöhen und dabei die Mehrheitsschwelle überschreiten. Der Manager, der den Konzern mit einem Anteilsbesitz von gut 42% seit Jahren fest im Griff hat, will außenstehenden Aktionären ein Angebot über 35 Euro je Aktie machen, um seine Beteiligung auf 51% zu erhöhen. Er knüpft seine Offerte, die er für Dezember in Aussicht stellt, daran, dass sich die Kapitalmarktbedingungen nicht wesentlich verändern und die Finanzierung gesichert ist. Dazu liege bereits ein erstes Angebot einer internationalen Großbank vor. Für die Aufstockung müsste der Milliardär 600 Mill. Euro in die Hand nehmen. Eine finale Entscheidung sei noch nicht getroffen, hieß es.

Allerdings machte der Konzernchef deutlich, dass ein Rückzug von der Börse „nicht geplant“ ist. Stattdessen ließ er durchblicken, dass es ihm darum geht, am Kapitalmarkt sein Vertrauen in die Strategie des Konzerns zu signalisieren. „United Internet steht mit starken Marken dafür, die digitale Zukunft aktiv zu gestalten und voranzutreiben. Deswegen führen wir in den nächsten Jahren anspruchsvolle Investitionsprogramme durch. Ich glaube fest daran, dass diese den Unternehmenswert langfristig steigern werden.“ Die Aktie von United Internet, die seit einem Hoch im August rund ein Sechstel an Wert verloren hat, kletterte im Xetra-Handel um 3,8% auf 33,71 Euro. Damit blieb der Kurs allerdings deutlich unter dem von Dommermuth avisierten Preis. Von Analysten hieß es, ein nachhaltiger Schub für den Aktienkurs sei nicht zu erwarten, da United Internet mit dem Schritt kein Geld zufließe.

Das Papier, das nach der Übernahme des Mobilfunkwettbewerbers Drillisch 2017 an der Börse einen Höhenflug angetreten hatte, war längerfristig unter Druck geraten, nachdem United Internet über die neue Tochter 1&1 Drillisch eine 5G-Mobilfunklizenz ersteigert hatte und die Investoren über den geplanten kostspieligen Aufbau eines eigenen Netzes danach lange Zeit im Dunkeln tappen ließ. Zunächst zogen sich die Verhandlungen über die nötigen Roaming-Vereinbarungen mit den etablierten Netzbetreibern für die Übergangsphase, in der das eigene Netz im Aufbau sein wird, in die Länge. Hier gelang United Internet schließlich eine Übereinkunft mit dem langjährigen Partner Telefónica Deutschland, dessen Netz 1&1 Drillisch ohnehin stark nutzt.

Unklar blieben bisher jedoch die genauen Pläne zum Netzausbau und vor allem die damit verbundenen Kosten. Bis Ende 2022 muss United Internet gemäß den Ausbauverpflichtungen 1000 Basisstationen hinstellen. Dabei ist das Unternehmen spät dran, was bei Investoren zusätzlich Argwohn weckt. Nun soll immerhin in den nächsten Wochen feststehen, mit welcher Tower Company United Internet zusammenarbeiten will, wie aus informierten Kreisen verlautet. Hierzulande buhlen Vantage Towers, Deutsche Funkturm und American Towers um den neuen Mieter.

United Internet hatte im August mitgeteilt, dass mit der japanischen Rakuten eine Vereinbarung über Aufbau und Betrieb des eigenen 5G-Netzes geschlossen wurde. Dabei soll die von anderen Mobilfunkunternehmen peu à peu angetestete sogenannte Open-RAN-Technik zum Einsatz kommen. Diese vermeidet die Abhängigkeit von einem Lieferanten, indem sie für Fremd-Equipment offen ist. Bei Open-RAN werden mehr Komponenten als gewöhnlich in der Cloud virtualisiert. Im Falle des 5G-Netzes von United Internet sollen es alle sein. Dommermuth verwies seinerzeit darauf, dass Rakuten der „weltweit einzige Experte“ für ein solches Netz sei, das die Japaner im Heimatmarkt auch bereits betreiben.

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