Druckmaschinenbauer driften auseinander

Koenig & Bauer feilt mit Sparprogramm an der Ertragskraft - Bei Heidelberger Druck darf mit 8 Prozent Eigenkapitalquote nicht mehr viel schiefgehen

Druckmaschinenbauer driften auseinander

Von Daniel Schauber, FrankfurtDie Coronakrise erhöht im Druckmaschinenbau den Zwang, auskömmliche Renditen zu erzielen. Für den schon vor der Krise schwer angeschlagenen Weltmarktführer Heidelberger Druck dürfte es knapp werden, wenn sich die Lage weiter verschärft. Der Branchenzweite Koenig & Bauer (KBA) könnte dann als endgültiger Sieger aus der Konzentration hervorgehen.Die Herstellung von Druckmaschinen ist die Königsklasse im Maschinenbau, denn technisch ist sie extrem anspruchsvoll. Deshalb teilen sich Heidelberger Druck sowie Koenig & Bauer zusammen mit der japanischen Komori den Weltmarkt im Bogenoffset praktisch auf. Dennoch rutscht die Branche seit der Jahrtausendwende von einer Krise in die nächste. Der Siegeszug des Internets lässt die Hersteller, die vor allem vom Werbedruck gut gelebt haben, im digitalen Zeitalter alt aussehen.Trotz Massenentlassungen und der Insolvenz des ehemaligen Branchenzweiten Manroland im Jahr 2011 ächzen die Spezialmaschinenbauer noch immer unter Überkapazitäten. Bezeichnenderweise leidet besonders der Weltmarktführer aus Heidelberg extrem. Das Kostengerüst der einstigen RWE-Tochter passt immer noch nicht zu dem um rund die Hälfte geschrumpften Markt, so dass gerade wieder ein horrender Verlust von 343 Mill. Euro eingefahren wurde. Die Marktkapitalisierung beträgt noch 180 Mill. Euro. Die zwei Ankeraktionäre, die chinesische Masterwork mit 8,5 % sowie die Gallus Ferd. Rüesch AG mit 7,6 %, haben an ihrem Investment ebenso wenig Freude wie der Streubesitz. Die Aktie hat in fünf Jahren gut 70 % verloren und ist zudem im März aus dem SDax herausgefallen. VerdrängungswettbewerbIm Vergleich dazu wirkt der Branchenzweite Koenig & Bauer an der Börse noch bärenstark. Die Marktkapitalisierung der Würzburger ist mit 310 Mill. Euro deutlich höher als die der Heidelberger. Die KBA-Aktie hat allerdings seit ihrem 2018 erreichten Rekordhoch von 78 Euro rapide an Wert verloren und notiert nur noch bei knapp 20 Euro. Gleichwohl hat sie auf Sicht von fünf Jahren immerhin stagniert, und so konnten die Würzburger ihre SDax-Mitgliedschaft gut halten.Es ist ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb: Bei Bogenoffsetmaschinen geben die Wettbewerber oftmals “erhebliche Preisnachlässe”, klagt KBA im Geschäftsbericht. Problematisch sei es, wenn Maschinen unter Herstellungskosten abgegeben würden. “Solche Praktiken lehnen wir ab”, beteuert man am Main. Anders als viele andere Maschinenbauer müssen die Deutschen immerhin nicht befürchten, dass ihnen Preisbrecher aus China das Leben noch schwerer machen, denn die Markteintrittsbarrieren sind hoch und der im Niedergang befindliche Markt ist für potenzielle neue Angreifer wenig attraktiv. Der Druckmaschinenbau ist zwar technisch anspruchsvoll, aber auch weitgehend ausgereift, so dass das Spiel künftig nicht über Innovationen, sondern über die Kostenführerschaft gewonnen wird.Heidelberger Druck gelingt es trotz zahlreicher Sparrunden immer noch nicht, ihre Kosten in den Griff zu bekommen. Eine Dekade nach der Finanzkrise und der Beinahe-Pleite macht man sich am Neckar erstmals konsequent daran, die Strukturen eines Großkonzerns zu schleifen und sich mit aller Konsequenz als Mittelständler aufzustellen. KBA musste diesen schmerzhaften Weg nie gehen, denn in Würzburg war man schon immer schlank und bescheiden aufgestellt.Die selbstbewussten Kurpfälzer haben unter dem seit Ende 2016 amtierenden CEO Rainer Hundsdörfer zunächst die Losung ausgegeben, ein “Amazon der Druckbranche” zu werden. Es klang erneut wie Größenwahn. Der Branchenzweite KBA verzichtete auf vollmundige Ankündigungen und arbeitete dafür konsequent daran, sich vom sterbenden Werbedruck zu emanzipieren und auf den Verpackungsdruck zu setzen, der in Zeiten des Online-Shoppings weiter boomt. Dabei half auch, dass die Würzburger frühzeitig lukrative Nischen wie Kartonagen-, Blech- oder Glasdruck besetzten. In Heidelberg hat man bis heute nichts Vergleichbares im Angebot.Viel Geld verdienen die Würzburger in guten Jahren auch mit dem technisch extrem anspruchsvollen Banknotendruck, doch dieses Geschäft ist politisch volatil und stark von Großprojekten abhängig. Trotz der stärkeren Verbreitung digitaler Zahlverfahren wächst die weltweite Banknotenproduktion weiterhin moderat, wie es im KBA-Geschäftsbericht heißt. Alles in allem machen die Spezialitäten wie Banknoten-, Blech-, Glas- und Hohlkörperdruck schon gut ein Drittel des KBA-Umsatzes aus. Ein weiterer Einbruch im Geschäft mit Zeitungsrotationen wird KBA derweil kaum treffen. Schon zuletzt machte das Neumaschinengeschäft mit Zeitungsoffsetrotationsmaschinen nur noch 2,5 % der Konzernerlöse aus.Doch auch KBA hat Federn gelassen. Im vergangenen Turnus sackte die operative Marge (Ebit) von 7,1 auf 4,6 %. Mit dem Sparprogramm namens Performance 2024 soll das Ebit-Margenniveau wieder auf über 7 % gehievt werden. Fürs laufende Jahr erwarten die Franken bei einem in etwa stabilen Umsatz, dass das Ebit-Niveau des Vorjahres bereinigt um Sondereffekte gehalten wird. Gut gepolstertGleichzeitig setzt sich die auch bilanziell solide aufgestellte KBA zum Ziel, ihre Eigenkapitalquote von 34 % auf über 45 % aufzustocken. So gut gepolstert könnte man am Main auch mal ein paar Verlustjahre wegstecken. Am Neckar darf dagegen angesichts der schauerlichen Eigenkapitalquote von 8 % absolut nichts mehr schiefgehen.