DSW sieht Schallmauer bei Vorstandsvergütung bröckeln
DSW sieht Schallmauer bei Vorstandsvergütung durchstoßen
Zwei CEOs durchbrechen bereits die Marke von 10 Mill. Euro – Nach wie vor deutlicher Abstand zu US-Gehältern
sar Frankfurt
Wer 2024 ein Dax-Vorstandsmandat innehatte, konnte für seine Dienste im Durchschnitt mit einer Vergütung von 3,76 Mill. Euro rechnen. Das hat eine Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ergeben, die die Aktionärsschützer am 29. Juli vorgestellt haben. Die Summe bedeutet für die Vorstände ein Plus von 3% im Vergleich zu 2023. Betrachtet man nur die CEOs der Dax-Konzerne, kommen sie im Schnitt auf 5,75 Mill. Euro.
Dabei beziehen sich die Angaben der Aktionärsschützer auf die vertraglich für das jeweilige Jahr gewährte Vergütung – die tatsächlich zugeflossene Vergütung kann deutlich höher liegen, beispielsweise wenn mehrjährige Vergütungskomponenten an die Vorstandsmitglieder ausgezahlt werden. SAP-CEO Christian Klein kommt dadurch beispielsweise auf eine zugeflossene Vergütung von rund 19 Mill. Euro, in der Systematik der DSW sind es gut 9 Mill. Euro.
DSW fordert „Pay for Performance“
Bestverdiener im DSW-Ranking ist Volkswagen-Vorstand Oliver Blume, der die von den Aktionärsschützern als „magische Schallmauer“ gesetzte Grenze von 10 Mill. Euro durchbricht. Die Vergütung von 10,6 Mill. Euro umfasst aufgrund der Konzernbetrachtung auch die Gelder, die ihm für die Tätigkeit als CEO der Volkswagen-Tochter Porsche AG zufließen. Knapp dahinter liegt Adidas-CEO Björn Gulden (10,3 Mill. Euro), gefolgt von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing (9,9 Mill. Euro).
Eine steigende Vergütung auch über 10 Mill. Euro hinaus sei nicht grundsätzlich problematisch, müsse aber thematisiert werden, findet DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Wichtig ist ihm das Stichwort „Pay for Performance“. Transparente Kriterien dafür, welche Parameter in die lang- und kurzfristigen Vergütungsbestandteile einfließen, seien dafür eine wichtige Basis. Doch gerade darin liege das Problem: „Viele Vergütungsberichte sind sehr ausführlich, aber Detailtiefe kann man nicht gleichsetzen mit Transparenz“, erklärte er bei Vorstellung der Ergebnisse vor Journalisten.
Vergütungsberichte kaum standardisiert
Derzeit mangelt es an Standards für die Darstellung. Die ehemals genutzten Mustertabellen des Deutschen Corporate Governance Kodex sind seit vielen Jahren abgeschafft, gesetzliche Änderungen ermöglichen den Unternehmen mehr Freiheit bei der Darstellung. „Was also fehlt, ist eine Standardisierung der Berichte, um einen Vergleich ohne große Mühen möglich zu machen“, bilanziert Tüngler.
Er geht davon aus, dass die Marke von 10 Mill. Euro künftig häufiger fallen dürfte. Denn die Maximalvergütung, die Unternehmen für ihre Vorstände festlegen müssen, liegt für CEOs im Dax bereits bei durchschnittlich 10,4 Mill. Euro – Tendenz steigend. In den jüngsten Hauptversammlungen haben RWE, DHL Group und Telekom bereits weitere Erhöhungen beschließen lassen. Die Telekom erntete viel Kritik dafür, die Maximalvergütung für CEO Tim Höttges auf 14 Mill. Euro anzuheben, die DSW sieht darin eine „Lex Höttges“.
CEOs im Ausland verdienen deutlich mehr
Auch wenn die Vergütung steigt, im internationalen Vergleich muten die durchschnittlich 5,75 Mill. Euro für einen CEO fast bescheiden an. Im französischen Leitindex CAC 40 liegt die CEO-Vergütung im Schnitt bei 6,4 Mill. Euro, in der Schweiz sind es im Schnitt 8,22 Mill. Euro.

Der Blick über den großen Teich offenbart eine ganz andere Gehaltsliga: Im Dow Jones Industrial Average lag die CEO-Vergütung 2024 im Schnitt bei 28,5 Mill. Euro. Allerdings dürfe man da „nicht Äpfel mit Birnen“ vergleichen, räumt Tüngler ein. Das Haftungsregime, auch für die Vorstände persönlich, sei anders ausgestaltet als hierzulande. „Das ist ein Risiko, das dort natürlich auch vergütet wird.“
Nach wie vor erhalten Vorstände in Deutschland deutlich mehr Gehaltsbestandteile über eine Fixvergütung, im Schnitt sind es knapp 32%. Etwa ein Viertel basiert auf kurzfristigen, variablen Anteilen. Die langfristige variable Vergütung macht bei Dax-CEOs knapp 43% aus. Bei den Kollegen in den USA sind es 77%.