Erstlisting der abgespaltenen Eiscreme-Sparte von Unilever

Durchwachsenes Börsendebüt von Magnum

Magnum Ice Cream, die vom britischen Konsumgüterkonzern Unilever abgespaltene Eiscreme-Sparte, hat ein durchwachsenes Debüt an der Börse gefeiert. Fünf Unilever-Aktien hatten zum Bezug einer Magnum-Aktie berechtigt. Nun wird befürchtet, dass Fonds, die Blue-Chip-Indizes mit Unilever abbilden, in den nächsten Handelstagen weitere Magnum-Aktien verkaufen.

Durchwachsenes Börsendebüt von Magnum

Durchwachsenes Börsendebüt von Magnum

Fonds verkaufen Aktien von abgespaltenem Eiscreme-Anbieter – Unilever hält noch 20 Prozent

md Frankfurt

Die Aktie des Eiscreme-Herstellers Magnum hat ein durchwachsenes Börsendebüt hingelegt. Der Kurs des vom britischen Konsumgüterkonzern Unilever abgespaltenen Unternehmens startete am Montag an der Euronext in Amsterdam mit 12,20 Euro und damit 4,7% unter dem Referenzpreis von 12,80 Euro in den Handel. Nach einer Erholung auf knapp über 13 Euro pendelte das Papier im Verlauf um die Marke von 12,80 Euro. Magnum Ice Cream kommt damit auf eine Marktkapitalisierung von rund 7,8 Mrd. Euro.

Analysten von Barclays hatten im Oktober erklärt, Magnum könne auf einen Wert zwischen 10,1 und 10,8 Mrd. Euro kommen, und UBS-Analysten Ende November geschrieben hatten, Magnum werde am Markt unterschätzt und das branchenführende Wachstum übersehen.

Der globale Eiscreme-Markt wird auf 87 Mrd. Dollar geschätzt. Magnum Ice Cream kommt auf einen Anteil von etwa 21%. Die Nummer 2, Froneri (Schöller, Mövenpick, Häagen-Dazs), die dem Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé und dem Finanzinvestor PAI Partners zu gleichen Teilen gehört und auf rund 11% Marktanteil kommt, war bei einer Finanzierungsrunde im Oktober mit 15 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet worden. Das Eiscreme-Geschäft steht jedoch unter Druck, da es einen globalen Trend zu gesünderer Ernährung gibt.

Im Vorjahr hatte Magnum den Angaben zufolge 7,9 Mrd. Euro umgesetzt; im ersten Halbjahr 2025 waren es 4,5 Mrd. Euro. Der aktuelle Börsenwert entspreche dem Achtfachen des für 2025 erwarteten operativen Ergebnisses (Ebitda), haben die Experten von Morningstar ausgerechnet. 

Aufnahme in wichtige Blue-Chip-Indizes unwahrscheinlich

Das Papier des Börsenneulings ist auch in London und New York gelistet. Da die Aktie nicht für eine Aufnahme in wichtige Blue-Chip-Indizes wie den FTSE 100 oder den Stoxx Europe 50 infrage kommt, hatte Magnum bereits vor dem ersten Handelstag gewarnt, dass der Kurs zum Debüt unter Druck geraten könnte. Grund dafür ist, dass Fonds, die diese Indizes abbilden, zum Verkauf der Magnum-Aktien gezwungen sein dürften („Flow-Back“). Nach den Emissionsunterlagen waren zum Zeitpunkt des Börsengangs 612,3 Millionen Aktien im Umlauf. Gemäß JP Morgan ist aufgrund des Flow-Back mit einem Verkauf von rund 30 Millionen Aktien zu rechnen. Aktionäre von Unilever hatten für je fünf Aktien des Mutterkonzerns eine Aktie von Magnum erhalten. Nach dem Spin-off hält Unilever noch 19,9% an Magnum Ice Cream. Doch auch diese Anteile sollen innerhalb von fünf Jahren verkauft werden.

Über Kreuz mit Ben & Jerry´s-Führung

Zudem ist Magnum Ice Cream nach der Abspaltung von Unilever die neue Muttergesellschaft der Marke Ben & Jerry's, deren Erlöse fast 14% des Gesamtumsatzes des Unternehmens ausmachen und die in den USA und Großbritannien jeweils die zweitgrößte Eiscreme-Marke ist. Mit der Führung von Ben & Jerry's liegen Magnum und Unilever aber über Kreuz. Die Gründer hatten sich beim Verkauf der Firma aus dem US-Bundesstaat Vermont an Unilever vor 25 Jahren weitgehende Unabhängigkeit zusichern lassen. Dazu gehören ein eigenständiger Verwaltungsrat und eine Ben & Jerry's-Stiftung. Das US-Unternehmen hat den Gaza-Krieg als „Völkermord“ bezeichnet und schon 2021 den Verkauf im israelisch besetzten Westjordanland eingestellt.

Unilever fordert nun den Rückzug der seit 2018 amtierenden Verwaltungsratschefin Anuradha Mittal, die auch Treuhänderin der Stiftung ist. Unilever hat eine interne Untersuchung gegen die Stiftung angestrengt und erklärt, Mittal sei für das Amt nicht geeignet. In der Nacht vor dem Börsengang erklärte Mittal, sie habe keine Absicht zurückzutreten. Die Überprüfung der Stiftung sei „nicht einfach eine Attacke gegen mich als Verwaltungsrätin. Es ist der Versuch von Unilever, die Autorität des Verwaltungsrats an sich zu unterminieren.“

Eiscreme-Sparte war für Unilever eine Belastung

Unilever hatte im vergangenen Jahr beschlossen, die Eiscreme-Sparte abzuspalten, um das Konzerngeschäft zu verschlanken und das Wachstum anzukurbeln. Die hohen Produktions- und Lagerkosten des Eiscreme-Geschäfts hatte die Marge von Unilever seit langem belastet. Kurzzeitig war 2024 auch der Verkauf an eine Private-Equity-Gesellschaft in Betracht gezogen worden.

Magnum geht einen Monat später als ursprünglich geplant an die Börse, da das Going Public aufgrund des Shutdowns in den USA verschoben wurde. Das Management setzt darauf, die Produktivität mit der Konzentration auf das Eiscreme-Geschäft – zuvor die unprofitabelste Sparte von Unilever – zu steigern. CEO Peter ter Kulve sagte Bloomberg, "die Profitabilität war um 400 bis 500 Basispunkte zu niedrig“. Magnum strebt nach früheren Angaben von 2026 an ein jährliches organisches Umsatzwachstum von 3 bis 5% an – was weitgehend dem globalen Eiscreme-Markt entspricht – sowie einen freien Cashflow zwischen 800 Mill. und 1 Mrd. Euro in den Jahren 2028 und 2029.

Auch Unilever, deren Kurs seit langem dahindümpelt, strebt nach dem Spin-off nach höherer Profitabilität, die einen Aufwärtstrend der Aktie einleiten soll.

Analysten sind sich uneins über Folgen für Unilever

Doch noch sind sich die Analysten für Unilever uneins. Am Montag bestätigte die Deutsche Bank die Einstufung von Unilever mit „Kaufen“ und das Kursziel von 5.050 Pence. Die Aktie des Konsumgüterherstellers habe vor der Abspaltung des Eiscreme-Geschäfts zuletzt geschwächelt. Ohne diesen Bereich rechnen die Analysten für 2026 mit einem Wachstum von 3,7% auf vergleichbarer Basis. Jefferies bewertet die Aktie mit „Underperform“ und setzt ein Kursziel von 4.000 Pence. Durch die Abspaltung von Magnum habe Unilever nun immerhin die Möglichkeit, wieder in Wachstum zu investieren, heißt es. Für 2026 sollten Anleger von einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,5 bis 15 ausgehen.

UBS hatte Investoren vor zwei Wochen zum „Verkauf“ der Unilever-Aktie geraten und ein Kursziel von 4.120 Pence genannt. Zur gleichen Zeit hatte aber Barclays bei Unilever zum „Übergewichten“ geraten und das Kursziel von 5.500 Pence bestätigt, nachdem sich der CFO zuversichtlich gezeigt hatte, dass 2026 das angestrebte organische Wachstum von 3 bis 5% erreicht werde. Am Montag gab die Unilever-Aktie in London im Handelsverlauf um fast 6% auf 4.200 Pence nach.