Elektromobilität

E-Autos beflügeln Xiaomi

Der chinesische Smartphone-Riese Xiaomi feiert mit dem Einstieg in die Elektromobilität rasante Absatzerfolge, die auch die Anleger elektrisieren. Im Kerngeschäft mit Handygeräten läuft es allerdings wesentlich schleppender.

E-Autos beflügeln Xiaomi

E-Autos beflügeln Xiaomi

Neue Sparte kompensiert Wachstumsbremse bei Smartphones – Gewinn klar über Erwartung

Der chinesische Smartphone-Riese Xiaomi feiert mit dem Einstieg in die Elektromobilität rasante Absatzerfolge, die auch die Anleger elektrisieren. Die neue E-Auto-Sparte reduziert Anlaufverluste deutlich und eilt dem Break-even entgegen. Im Kerngeschäft mit Handygeräten läuft es allerdings wesentlich schleppender.

nh Schanghai

Dank kräftiger Smartphone-Verkäufe im asiatischen Raum und dem Turbowachstum in der relativ neuen Elektroautosparte übertrifft der chinesische Technologiekonzern Xiaomi die hochgesteckten Erlös- und Gewinnerwartungen der Analysten. Im zweiten Geschäftsquartal zum 30. Juni kletterten die Konzernumsätze um gut 30% auf 116 Mrd. Yuan (14 Mrd. Euro) und liegen damit leicht über der Konsensschätzung.

Mit einem Anstieg des Nettogewinns um 75% auf 10,8 Mrd. Yuan wurde die bei 8,9 Mrd. Yuan eingependelte Prognose der Experten deutlich übertroffen. Dies könnte der starken Rally der Xiaomi-Aktie weitere Nahrung geben. Im laufenden Jahr kletterte der Kurs in Hongkong bereits um gut 50%.

Autos nahe am Break-even

Das im Frühjahr vergangenen Jahres lancierte E-Autogeschäft strebt bereits auf den Break-even zu, und stellt damit eine geringere Belastung für die Ertragsrechnung dar. Im zurückliegenden Quartal weist die neue Sparte Anlaufverluste in Höhe von noch 300 Mill. Yuan aus. Xiaomi-Gründer und Chairman Lei Jun hatte zuletzt im Juni versichert, dass die Gewinnschwelle noch im Laufe der zweiten Jahreshälfte erreicht werden soll. Ausschlaggebend ist die besonders hohe Resonanz auf das im Juni lancierte zweite Pkw-Modell, Xiaomi YU7. Das sportliche SUV ist als direkter Konkurrent des in China gebauten Tesla Models Y konzipiert worden.

Kapazitätsengpässe

In der ersten Jahreshälfte konnte Xiaomi 157000 Fahrzeuge des Erstlingsmodells SU7 absetzen. Damit schließt der Newcomer im Premium-Segment mit technologisch anspruchsvollen „Smart Cars“ rasch zu den heimischen Konkurrenten aus der Tech-Branche wie Nio, Li Auto und Xpeng auf. Für den neuen YU7 waren direkt nach dem Verkaufsstart zur Junimitte bereits über 300 000 Bestellungen abgegeben. Xiaomi kann der extrem hohen Nachfrage aber wegen der Schwierigkeiten eines raschen Aufbaus von Produktionskapazitäten nur schleppend nachkommen. Gegenwärtig müssen die YU7-Käufer mit Wartezeiten von etwa einem Jahr rechnen.

Handygeschäft stagniert

Im Vorfeld der Ergebnisvorlage vom Dienstag hatten die Marktteilnehmer einige Skepsis über die Dynamik im Kerngeschäft mit Smartphones ventiliert. Tatsächlich verzeichnet Xiaomi nach einem stark wiederbelebten Wachstum im vergangen Jahr jetzt nur noch eine mäßige Steigerung der weltweiten Auslieferungen um 0,6 % auf 42,4 Millionen Handygeräte. Im chinesischen Heimatmarkt hatte sich das Wachstum zuletzt etwas abgekühlt. Eine Reihe von Subventionsprogrammen der chinesischen Regierung zur Konsumanregung hatten im Winter und Frühjahr den Smartphone-Absatz deutlich beflügelt, verlieren aber nun an Wirkung.

Marktanteilsgewinne

Xiaomi ist zwar mit schwierigeren Absatzbedingungen im besonders wichtigen Auslandsmarkt Indien konfrontiert, verzeichnet dafür aber eine kräftige Steigerung der Auslieferungen im südostasiatischen Raum, und erobert dort die Marktführerschaft zurück. In China selber haben Preissenkungskampagnen und die Subventionierung von tendenziell billigeren Handys eine Verbesserung des Marktanteils von 14,7 auf 15,7% erlaubt. Damit rangiert der nach Samsung und Apple weltweit drittgrößte Smartphone-Hersteller im Heimatmarkt aber weiterhin nur auf Platz Vier hinter Huawei, Vivo und Oppo.