Mikromobilität

E-Scooter-Anbieter Tier streicht jede sechste Stelle

Die schwierigen Finanzierungsbedingungen für kapitalintensive Technologie-Start-ups zwingen jetzt die Berliner Tier Mobility zu einem Kurswechsel. Der E-Scooter-Anbieter entlässt 180 Mitarbeiter.

E-Scooter-Anbieter Tier streicht jede sechste Stelle

sp Berlin

Der Berliner E-Scooter-Anbieter Tier Mobility drückt wegen der schwierigen Finanzierungsbedingungen für Technologie-Start-ups auf die Kostenbremse und streicht 180 Stellen. Das sind rund 16% der Arbeitsplätze bei dem 2018 gegründeten Start-up. Der Großteil der Stellenkürzungen betrifft den Hauptsitz Berlin. Doch auch die meisten anderen der insgesamt 22 Länder, in denen Tier mittlerweile in mehr als 240 Städten aktiv ist, sind von den Streichungen betroffen.

Angesichts des immer schwierigeren finanziellen Umfelds werde das Unternehmen den bisherigen Wachstums- und Expansionskurs stoppen, schreibt Tier-Gründer und CEO Lawrence Leuschner in einem offenen Brief an die Beschäftigten. Stattdessen liege der Fokus nun voll auf der Profitabilität.

Bereits im nächsten Jahr will Tier mit seinen E-Scootern, E-Rollern und Fahrrädern in die Gewinnzone fahren. Dafür sollen über die Stellenkürzungen hinaus auch laufende Projekte auf Eis gelegt werden, die kurzfristig keinen Beitrag zum Erreichen der Profitabilitätsziele leisten.

Tier ist nicht das erste Start-up, das wegen der veränderten finanziellen Rahmenbedingungen und der wachsenden Zurückhaltung von Investoren gegenüber Geschäftsmodellen mit hohem Kapitalbedarf auf die Bremse tritt. Vor allem die Probleme des Berliner Express-Lieferdienstes Gorillas, der nach einer milliardenschweren Finanzierungsrunde im Herbst zuletzt im großen Stil Stellen abgebaut hat und sich bereits aus mehreren Ländern zurückgezogen hat, während die angepeilte neue Finanzierungsrunde weiter auf sich warten lässt, sorgen immer wieder für Schlagzeilen.

Tier hat bei Investoren insgesamt rund 650 Mill. Dollar Eigen- und Fremdkapital aufgenommen und zählt damit zu den am besten finanzierten deutschen Start-ups. Die jüngste Finanzierungsrunde – eine Series D mit einem Volumen von 170 Mill. Euro – wurde im Oktober 2021 von der japanischen Softbank angeführt.

Bereits ein Jahr zuvor hatte Tier in einer 250 Mill. Dollar schweren Series C ebenfalls unter Führung von Softbank eine Bewertung oberhalb von 1 Mrd. Dollar erzielt. Im Sommer vergangenen Jahres stellte Goldman Sachs dem Start-up eine Kreditlinie über knapp 50 Mill. Euro zur Verfügung.

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