MSC angeblich an Easyjet interessiert
MSC angeblich an Easyjet interessiert
Spekulationen um Easyjet
MSC angeblich an Easyjet interessiert
Gerüchte über mögliches Angebot durch die weltgrößte Reederei-Gruppe treiben den Kurs der Billig-Airline
Die Aktie der britischen Billig-Airline Easyjet ist nach Übernahmespekulationen kräftig gestiegen. Einem Medienbericht zufolge gibt es mehrere Interessenten für das Unternehmen. Einer von ihnen soll die weltgrößte Logistik- und Reedereigruppe MSC aus Genf sein, die in den vergangenen Jahren stark expandiert hat.
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die britische Billigfluglinie Easyjet hat offenbar das Interesse mehrerer Investoren geweckt. Nach einem Bericht der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ erwägt unter anderem der weltgrößte Reederei- und Logistikkonzern Mediterranean Shipping Company (MSC), zusammen mit einem Investmentfonds ein Angebot abzugeben. Easyjet wollte sich auf Anfrage nicht zu „Spekulationen“ äußern. MSC dagegen dementierte Gespräche mit dem Carrier.
Der Aktienkurs der Airline zog am Dienstag zunächst in der Spitze im zweistelligen Prozentbereich an, gab dann aber nach. Ob das Unternehmen wirklich zum Verkauf steht, ist einstweilen offen. Die Familie des Easyjet-Gründers Stelios Haji-Ioannou ist mit 15,3% der größte Einzelaktionär. Barclays hält etwa 7,2%. Zu den weiteren Anteilseignern zählen unter anderem BlackRock und Vanguard.
Easyjet ist derzeit an der Börse mit etwa 4 Mrd. Euro bewertet und gilt damit als durchaus interessantes Kaufobjekt. Das Unternehmen hat im dritten Quartal bei einem Umsatz von 2,6 Mrd. Euro (plus 11%) einen Nettogewinn von 286 (Vorjahr: 236) Mill. Euro ausgewiesen. Die Gesellschaft hat derzeit 356 Flugzeuge im Einsatz und weitere 290 bestellt. Gemessen an den Passagierzahlen ist Easyjet die Nummer vier in Europa. Die Fluggesellschaft war 2021 Gegenstand einer Übernahme-Offerte der ungarischen Wizz Air. Easyjet lehnte das Angebot damals aber als zu niedrig ab.
War auch an Ita interessiert
Dem Corriere della Sera zufolge könnte ein Käufer entweder eine Mehrheitsbeteiligung erwerben oder das Unternehmen ganz übernehmen. Bernstein sieht nicht unbedingt eine industrielle Logik in einer Übernahme von Easyjet durch MSC. Eine Übernahme ist nach Einschätzung des Analysten Alex Irving zudem ungewiss.
Allerdings hat MSC schon in der Vergangenheit Interesse an einem Einstieg in den Luftfahrtsektor gezeigt. 2022 wollte der Konzern zusammen mit der Lufthansa Ita Airways übernehmen, kam aber nicht zum Zug. MSC, das weltweit 945 Containerschiffe betreibt und außerdem einer der größten Kreuzfahrtkonzerne ist, hat auch 50% am Bahnhochgeschwindigkeits-Betreiber Italo erworben, zu dem der Flixbus-Konkurrent Itabus gehört. Außerdem ist MSC mit 49,9%, am Hamburger Hafenbetreiber HHLA beteiligt.
Darüber hinaus hat der als verschlossen geltende Konzern mehrere Fährschiffgesellschaften (Moby, GNV), eine große Lkw-Flotte und die Genueser Tageszeitung Il Secolo IX im Portfolio. Er ist zudem an einer Reihe von Hafenterminals beteiligt und hat nicht zuletzt in den vergangenen Jahren auch die Luxuskreuzfahrt-Tochter Explora Journeys aufgebaut. 2023 kaufte MSC außerdem den Klinikbetreiber Mediclinic.
MSC ist ein Familienkonzern unter Führung des 85-jährigen Firmengründers und Präsidenten Gianluigi Aponte. Das aus Genf geführte Unternehmen beschäftigt weltweit 200.000 Mitarbeiter. Neben Aponte haben auch sein Sohn, sein Schwiegersohn und seine Tochter Führungspositionen bei MSC. Der Umsatz wurde für 2021 auf 10,6 Mrd. Dollar geschätzt.
Üppige liquide Mittel
Für einen Einstieg bei Easyjet könnte sprechen, dass auch Rivalen an Fluggesellschaften beteiligt sind. So ist das Logistikunternehmen Kühne & Nagel größter Aktionär der Lufthansa. Das französische Logistikunternehmen CMA-CGM ist indes Gesellschafter bei Air France-KLM.
In einem Luftfahrt-Sektor mit begrenzten Kapazitäten könnte eine Übernahme oder Beteiligung an einem Carrier somit auch für MSC Sinn ergeben. Das Unternehmen betreibt bereits eine Frachtfluggesellschaft mit sieben Flugzeugen und verfügt angeblich über liquide Mittel in Höhe von 55 bis 60 Mrd. Euro. Mit Blick auf Easyjet könnte für MSC interessant sein, dass die Airline Ziele in fast allen europäischen Ländern sowie rund ums Mittelmeer, etwa auch in afrikanischen Ländern ansteuert.