Easyjet zollt der Pfundschwäche Tribut

Gewinnrückgang angekündigt - Aktie lässt Federn - Auch 2017 wird schwierig

Easyjet zollt der Pfundschwäche Tribut

lis Frankfurt – Die Billigfluggesellschaft Easyjet muss für das gerade zu Ende gegangene Geschäftsjahr erstmals seit 2009 einen Gewinnrückgang vermelden und hat damit die Anleger verschreckt. Die Aktie, die seit dem positiven Brexit-Votum der Briten bereit 35 % ihres Wertes verloren hat, gab am Donnerstag bis zum Nachmittag um fast 6 % auf 945,50 Pence nach. Zeitweise hatte das Papier auf 913,5 Pence verloren und damit den niedrigsten Stand seit Januar 2013 erreicht. Easyjet kommt noch auf eine Marktkapitalisierung von 3,75 Mrd. Pfund.Das Easyjet-Management erwartet für das vor wenigen Tagen abgelaufene Geschäftsjahr ein Vorsteuerergebnis zwischen 490 Mill. und 495 Mill. Pfund. Von Bloomberg befragte Analysten hatten im Durchschnitt 516 Mill. Pfund erwartet. Im vergangenen Zyklus waren 686 Mill. Pfund erwirtschaftet worden. Das Unternehmen leidet derzeit vor allem unter der Pfundschwäche, die sich infolge des positiven Brexit-Votums der Briten seit Ende Juni eingestellt hat. Die schwache Verfassung des Pfund treibt unter anderem die Ausgaben für den in Dollar zu zahlenden Treibstoff in die Höhe. Easyjet beziffert die negativen Währungseffekte auf insgesamt 90 Mill. Pfund, allein seit dem Brexit-Votum am 23. Juni seien 35 Mill. Pfund zusammengekommen. Auch im gerade begonnenen Turnus rechnet das Airline-Management unter der Führung von CEO Carolyn McCall mit Gegenwind von der Währungsfront, erneut werden negative Effekte von 90 Mill. Pfund erwartet.Das Geschäft wurde wie bei den meisten Wettbewerbern durch die Terrorangst nach den Anschlägen in Nizza und der Türkei belastet. Dazu kamen Streiks bei der Flugsicherung in Frankreich, wo Easyjet hinter Air France die zweitgrößte Airline ist. Der starke Wettbewerb drückt auf die Preise, die Einnahmen pro Sitz gingen laut Easyjet allein im letzten Quartal des Geschäftsjahres um 8,7 % zurück. Dennoch wurde das Angebot kräftig um 6,1 % ausgeweitet. Ziel sei es, sich an den wichtigen Flughäfen einen langfristigen Wettbewerbsvorteil zu sichern, hieß es bei der Fluggesellschaft. Auch bei den Kosten ist man vorangekommen, diese sanken inklusive Treibstoffausgaben um 4,6 %, die Kerosinausgaben herausgerechnet lag der Rückgang bei 1,1 %. Immer mehr Kapazitäten”Das aktuelle Umfeld ist für alle Airlines schwierig, aber die Historie zeigt, dass in Zeiten wie diesen starke Unternehmen noch stärker werden”, gibt sich CEO McCall in einer Mitteilung kämpferisch. In den kommenden Monaten will Easyjet die Kapazitäten um rund 8 % ausweiten. Gearbeitet wird zudem weiterhin an dem Ziel, schnellstmöglich ein sogenanntes Air Operator Certificate (AOC) in Kontinentaleuropa zu bekommen, also eine Art Betriebserlaubnis, um trotz Brexit Flüge innerhalb Europas ohne Begrenzung anzubieten. In diesem Zusammenhang war vor kurzem darüber spekuliert worden, dass sich Easyjet mit der Ferienfluggesellschaft Tuifly zusammentun könnte. Diese plant nun aber eine gemeinsame Holding mit der Air-Berlin-Mutter Etihad (vgl. BZ vom 6. Oktober).Die Analysten von Liberum Capital sprachen am Donnerstag von einer enttäuschenden Prognose. Vor allem die mangelnde Kapazitätsdisziplin bereite Investoren Sorge. Auch mit der Kostenentwicklung ist man nicht zufrieden.