BRANCHEN IM KLIMAWANDEL - KÖPFE DES JAHRES

Eigengewächs

ab - Alles andere als Vorschusslorbeer gab es für Carsten Knobel vom Kapitalmarkt, als dieser im Oktober zum Nachfolger des zum Jahreswechsel scheidenden Henkel-Chefs Hans Van Bylen ernannt wurde. Die Investoren der im Dax notierten Vorzüge des...

Eigengewächs

ab – Alles andere als Vorschusslorbeer gab es für Carsten Knobel vom Kapitalmarkt, als dieser im Oktober zum Nachfolger des zum Jahreswechsel scheidenden Henkel-Chefs Hans Van Bylen ernannt wurde. Die Investoren der im Dax notierten Vorzüge des Persil- und Pritt-Herstellers quittierten die Personalie am Tag der Bekanntgabe mit einem Kursrückgang um bis zu 5 %. Dabei war die Trennung von Van Bylen, der nur dreieinhalb Jahre an der Konzernspitze stand, spätestens seit der Gewinnwarnung im Sommer herbeigesehnt worden.Knobel gereichte zum Nachteil, dass er dem Führungsgremium schon seit Mitte 2012 als Finanzchef angehört und entsprechend alle unter Van Bylen getroffenen Entscheidungen mitverantwortet. Erschwerend kommt hinzu, dass der 50-Jährige seine komplette berufliche Laufbahn in dem Familienkonzern verbracht hat. Ein Neuanfang – so das einmütige Urteil – sieht anders aus.Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und technischen Chemie an der TU Berlin fing Knobel 1995 als Assistent des damaligen Forschungsvorstands bei Henkel an. Die Karriereleiter kletterte der gebürtige Marburger von 1998 an in der Sparte Kosmetik/Körperpflege hinauf. Dabei sammelte er auch internationale Erfahrung, allen voran in den USA. Dort kümmerte sich Knobel in den Jahren 2004 und 2005 um die finanzielle Integration von Dial, dem bis dato größten Zukauf in der Firmengeschichte von Henkel.Offensichtlich absolvierte er die Aufgabe mit Bravour, stieg Knobel nach der Rückkehr in die Heimat doch zum Leiter Konzerncontrolling und später zur rechten Hand des Finanzvorstands auf, bevor er 2012 in die Fußstapfen des am Kapitalmarkt hoch geschätzten Lothar Steinebach trat. Spätestens mit dem spektakulären Auftritt am Bondmarkt 2016 – nach sieben Jahren der Abstinenz – war Knobel jedoch in aller Munde. Henkel platzierte damals als erstes Unternehmen deutscher Provenienz eine Anleihe mit negativer Rendite.Doch unabhängig davon, ob man dem Henkel-Eigengewächs zutraut, die schwächelnde Kosmetiksparte wieder auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern zu führen oder nicht, fest steht: Knobel tritt ein schweres Erbe an. Denn nicht nur am Kapitalmarkt gilt es, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen, auch operativ warten Herausforderungen.Erst kürzlich veröffentlichte Henkel eine düstere Prognose für das kommende Geschäftsjahr. Hintergrund ist die lahmende Weltkonjunktur, welche die größte Sparte Klebstoffe zunehmend in Schwierigkeiten bringt. Nach einem Jahr der Stagnation mit sinkender Profitabilität droht 2020 weiterer Margenverfall. Der Druck auf Knobel ist also von Anbeginn groß, helfen könnte dem Blitzdenker jedoch seine ausgesprochene Teamfähigkeit.