Pacifico Renewables Yield

Ein Energieerzeuger mit Hilfe von Alexander Samwer

Wer einen Jahresumsatz von nicht einmal 20 Mill. Euro samt roten Zahlen erwirtschaftet und lediglich neun Personen beschäftigt, aber trotzdem zwei Kapitalerhöhungen in sieben Monaten über 58 Mill. Euro durchzieht, der muss viel vorhaben. Für die...

Ein Energieerzeuger mit Hilfe von Alexander Samwer

mic München

Wer einen Jahresumsatz von nicht einmal 20 Mill. Euro samt roten Zahlen erwirtschaftet und lediglich neun Personen beschäftigt, aber trotzdem zwei Kapitalerhöhungen in sieben Monaten über 58 Mill. Euro durchzieht, der muss viel vorhaben. Für die beiden Vorstandsmitglieder der börsennotierten Pacifico Renewables Yield AG aus Grünwald bei München gilt dies zweifellos. „Wir verfolgen große Ambitionen“, sagt Christoph Strasser. Sein Kollege Martin Siddiqui bekennt, er sei mit dem Anspruch angetreten, etwas Großes aufzubauen. Mit Alexander Samwer und auch Jeremias Heinrich als Investoren und Geschäftspartner im Rücken wollen die beiden ehemaligen J.-P.-Morgan-Analysten, die nun jeweils den Titel Co-CEO führen, mittelfristig einen führenden europäischen börsennotierten unabhängigen Energieerzeuger aus erneuerbaren Ressourcen etablieren.

Der Ansatz des Unternehmens, das im November 2019 als Cold IPO in den Freiverkehr der Börse Düsseldorf kam und dort seit September 2020 im Primärmarkt notiert ist, stammt aus dem angelsächsischen Kapitalmarkt. Dort gebe es auch im Bereich der erneuerbaren Energien das Modell der Yield Companys (Yieldcos), erläutert Siddiqui im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: „Die Idee ist, die Entwicklung und den Betrieb der Anlagen zu trennen.“ Schließlich wiesen diese beiden Phasen im Lebenszyklus von Windkraft- und Solaranlagen unterschiedliche Risiken und Kapitalkostenprofile auf. Pacifico Renewables Yield konzentriere sich auf den Betrieb der Anlagen: „Wir haben ein sehr schön auf den Kapitalmarkt zugeschnittenes Profil ohne Entwicklungsrisiken.“

Eine Kapitalmarkt-Plattform

Dieses Geschäftsmodell fußt nach Meinung von Strasser auf der Beobachtung: „Es gibt eine sehr große Nachfrage nach Investitionen in erneuerbaren Energien, aber nur ein begrenztes Angebot.“ Die Idee sei, Investoren einen Zugang zu dieser Assetklasse auf transparente Art zu geben. Insbesondere in kleine und mittelgroße Anlagen könnten Anleger andernfalls kaum investieren.

Das Yieldco-Modell habe man angepasst, sagt Strasser. Beispielsweise setze Kontinentaleuropa die Energiewende dezentraler um als Nordamerika. Daher gebe es viele kleine und mittelgroße Projektentwickler. Die Vision sei, ihnen eine Kapitalmarkt-Plattform zu bieten.

Auch in der Ausschüttungspolitik will sich Pacifico vom angelsächsischen Vorbild absetzen. Statt bis zu 90% ausschüttungsfähiger Barmittel an die Anteilseigner zu überweisen, soll die Quote zwischen 40% und 60% liegen, um Kapitalpuffer zu haben. Auf die Dividende werden Aktionäre trotzdem eine Weile warten müssen. Zuerst solle ein Portfolio von mindestens 400 Megawatt erreicht werden, sagt Siddiqui: „Im Moment ist Wachstum wichtiger als Ausschüttung, dies sollte auch im Sinne unserer Aktionäre sein.“

In den vergangenen zwei Jahren schrieb das Unternehmen Verluste: 0,2 Mill. Euro bei einem nicht vorhandenen Umsatz 2018 und 1,7 Mill. Euro bei 5,0 Mill. Euro Umsatz 2019. Die Zahlen 2020 liegen nicht vor, die Analysten (Coverage von Warburg und von Stifel) rechnen mit knapp 17 Mill. Euro Umsatz. Die Kapitalerhöhungen für den Ankauf von Windparks oder Solaranlagen – die letzte Emission kostete 1,3 Mill. Euro – drücken auf die Profitabilität. Aus Sicht von Siddiqui gilt dennoch: Mit der Erstnotiz als Cold IPO, der Kapitalerhöhungen folgen, habe man einen Weg gewählt, der zu deutlich niedrigeren Transaktionskosten als bei einem klassischen Börsengang führe. Zugleich sagt er:  „Langfristig muss das Ziel die Gewinnzone sein, um dividendenfähig zu werden.“

62,7% des Grundkapitals sind im Besitz von Pelion, die mehrheitlich Alexander Samwer zuzurechnen ist. Der Aktienkurs beträgt aktuell 32,60 Euro, die zwei Kapitalerhöhungen 2020 gingen für 22 Euro und 29 Euro je Aktie über die Bühne.

Bis zum Jahr 2023 möchte Pacifico eine installierte Leistung von mindestens 400 Megawatt erreichen. Aktuell sind es 97 Megawatt. Die Pipeline liefert Pacifico Energy Partners, jüngst kam die britische Boom Power als zweiter Projektentwickler hinzu. Alexander Samwer hält an Pacifico Energy Partners, die auch mit der Betriebsführung etwa der Windparks beauftragt wird, die Mehrheit. Bei Boom Power hat er ebenfalls das Sagen, sie ist zu mindestens 25% und maximal 50% in seinem Besitz. „Wir gehen damit sehr transparent um“, erklärt Siddiqui. Ziel sei es, eventuelle Bedenken der Investoren auszuräumen. Man sehe vor allem Vorteile: Pacifico Renewables habe Zugang zu einem strategischen Ankeraktionär, der Projektentwicklern Risikokapital stellen könne.