LUFTHANSA

Eine Spur von Übermut

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat am Donnerstag mit zwei Versprechern auf sich aufmerksam gemacht. Da war zuerst von Konkurs statt Kurs die Rede, da hatte Spohr angesichts der zuvor präsentierten Rekordzahlen die Lacher auf seiner Seite. Am Ende...

Eine Spur von Übermut

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat am Donnerstag mit zwei Versprechern auf sich aufmerksam gemacht. Da war zuerst von Konkurs statt Kurs die Rede, da hatte Spohr angesichts der zuvor präsentierten Rekordzahlen die Lacher auf seiner Seite. Am Ende seiner Ausführungen sprach Spohr dann von der Demut, die er angesichts der künftigen Herausforderungen empfinde – steht so zwar auch im Redetext, aber zu merken war davon bei der Bilanzpressekonferenz nichts. Denn nicht Demut strahlt die Unternehmensspitze aus, sondern vielmehr eine Spur von Übermut.Dieser spiegelt sich weniger in der Prognose für das laufende Geschäftsjahr wider, für das ein leicht rückläufiges Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet wird, weil der höhere Ölpreis wohl nicht komplett kompensiert werden kann. Mit etwas Übermut geht das Management vielmehr bei der Wachstumsplanung ans Werk. Denn vor allem der rasante Expansionskurs der Eurowings könnte im laufenden Zyklus für Bremsspuren sorgen. Noch ist nicht sicher, ob der Nachfolger der Air-Berlin-Tochter Niki, Laudamotion, tatsächlich die versprochenen zusätzlichen Flieger für Eurowings zur Verfügung stellen kann, auch an die Suche nach neuen Flugzeugbesatzungen ist noch kein Haken gemacht. Obwohl der Lufthansa-Chef vor diesem Hintergrund weitere operative Probleme befürchtet, tritt er bei den Wachstumsplänen nur leicht auf die Bremse. Aus den vielen Einzelteilen, aus denen Eurowings zusammengesetzt ist, muss bald ein Ganzes geschmiedet werden, Spohr spricht von “erheblichen Synergie- und Effizienzpotenzialen”. Die wird der Chef der Billigtochter, Thorsten Dirks, demnächst liefern müssen. Zumindest gewagt erscheint auch die Kapazitätsplanung des Konzerns mit einem avisierten organischen Plus von 7 % in diesem Jahr. Ihm sei vor der gesamten europäischen Kapazität nicht angst, betont der Lufthansa-Chef. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein zu üppiges Angebot auch an den Margen der großen Airlines zehrt. Die Preise, seit Jahren angesichts der wachsenden Konkurrenz der Billiganbieter unter Druck, könnten im Fall von Überkapazitäten schnell wieder sinken. Lufthansa hat nachlassende Durchschnittserlöse in den vergangenen Jahren mit Kostensenkungen aufgefangen, allerdings ist dabei irgendwann der Boden erreicht, zumal die Kerosinaufwendungen steigen. Mit Mehrausgaben von 700 Mill. Euro rechnet Lufthansa im laufenden Jahr. Auch diese Kostensteigerungen lassen sich wegen des scharfen Wettbewerbs nicht einfach so an die Kunden weitergeben.