scd – Eigentlich sollte alles noch einmal besser werden. Ein moderner Führungsstil, mehr Augenhöhe, weniger Hierarchie: Einen frischen Wind von der Konzernspitze versprachen sich Investoren, Mitarbeiter und Aufsichtsrat von Ola Källenius als Nachfolger des langjährigen Daimler-CEO Dieter Zetsche. Doch statt einer frischen Brise weht nun erst einmal ein ungewohnt rauer Wind durch die Konzernzentrale in Untertürkheim. Die Situation erlaubt es Källenius leider nicht, sich auf Wohlfühlbotschaften zurückzuziehen.Der Hochlauf der Elektromobilität, die der 50-Jährige zuletzt maßgeblich verantwortete, sorgt für steigende Kosten und ein Abrutschen der operativen Marge. In der ebenfalls kostspieligen Entwicklung autonom fahrender Autos hat der dreifache Familienvater bereits eine enge Entwicklungsallianz mit dem Erzrivalen BMW an den Start gebracht, mit dem Daimler schon bei Mobilitätsdiensten ein Joint Venture geformt hat. Um die Marge zu stabilisieren, hat er mit dem Vorstand zudem ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt.Dabei bleibt Källenius dem Credo, die Hierarchien flacher gestalten zu wollen, allerdings treu. Die Zahl der Führungskräfte soll um ein Zehntel reduziert werden. Dass der im schwedischen Västervik geborene Manager konsequent handeln kann, wenn er die Notwendigkeit sieht, hat er bereits als Vertriebsvorstand gezeigt. 2016 straffte Källenius die Organisation deutlich und verkaufte sämtliche Daimler-eigenen Autohäuser. Dabei gelang ihm eine frühzeitige Einbindung der Arbeitnehmer, was sich für das aktuelle Sparprogramm als herausfordernd erwies.Bis zum Kapitalmarkttag im November waren die Gespräche noch nicht abgeschlossen, ein Programm musste aber schon verkündet werden. Die Arbeitnehmer konnten erst im Nachgang mitgenommen werden. Ein Schritt war etwa die Vereinbarung, E-Antriebsstränge künftig auch in Untertürkheim zu fertigen. Källenius muss an mehreren Fronten als Elektrifizierer wirken – bei den nach Jahren des Erfolgs teils verunsicherten Mitarbeitern wie auch bei den ernüchterten Investoren.