Automobilzulieferer

Elektrifizierung kommt Conti zupass

Continental-Chef Nikolai Setzer ist zuversichtlich, dass das Produktportfolio des Dax-Konzerns für den Wandel hin zu Elektrofahrzeugen „voll geeignet“ ist – und die Elektrifizierung dem Dax-Konzern zusätzliche Chancen biete.

Elektrifizierung kommt Conti zupass

luk Hannover

Continental hat nach Überzeugung des Vorstandsvorsitzenden Nikolai Setzer nur sehr wenige Produkte im Portfolio, die nach dem Abschied vom Verbrenner nicht mehr gebraucht werden. So haben Elektrofahrzeuge einen höheren Bedarf für Kühlung, die wiederum Schläuche erfordere. Auch werden an Reifen in E-Autos neue und zugleich höhere Anforderungen gestellt. Das biete die Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben. Vor diesem Hintergrund zeigte sich Setzer anlässlich der Feier des 70. Geburtstags der Börsen-Zeitung in Hannover mit Blick auf die Transformation der Autoindustrie zuversichtlich. Es gebe viele neue Chancen „durch Wachstumspotenziale, die die veränderte Mobilität mit sich bringt, ebenso wie durch den steigenden Anteil der Wertschöpfung durch Software im Auto“.

Fokus auf Zukunftsgeschäft

Nach der Abspaltung der Antriebssparte Vitesco Technologies konzentriere sich Continental „voll und ganz auf unsere Zukunftsgeschäfte“. Dazu gehörten ganz wesentlich die Bereiche automatisiertes und autonomes Fahren. Setzer räumte ein, dass es zwar nicht ganz leicht sei, Investoren von Investitionen zu überzeugen, die sich voraussichtlich erst in 10 oder 15 Jahren auszahlten. Anleger seien aber durchaus bereit, Risiken einzugehen, wenn sie Aussicht auf eine Rendite haben. Aufgabe des Vorstands sei daher, für „eine gute Mischung zwischen Wachstum und Wert“ zu sorgen.

Angesprochen auf das Nachhaltigkeitsprofil der in der Reifenproduktion eingesetzten Materialien erläuterte Setzer, dass Continental bereits seit 2009 an Alternativen für Naturkautschuk arbeite – durchaus erfolgreich beispielsweise mit der Züchtung sibirischen Löwenzahns oder auch an synthetischen Materialien unter Benutzung alter Kunststoffflaschen.

Der Vorstandschef, der selbst viele Jahre in der Reifenentwicklung des Unternehmens tätig gewesen ist, nutzte den Anlass des 70. Jubiläums der Börsen-Zeitung zum Rückblick auch auf die eigene Unternehmensgeschichte. Der Konzern, der vergangenes Jahr seinen 150. Geburtstag feierte, hatte einst mit der Produktion von Teilen aus Weichgummi begonnen, zum Beispiel mit Puffern für Pferdehufe. Setzer erinnerte daran, dass der Geschäftsbericht von Continental 1952, also im Gründungsjahr der Börsen-Zeitung, überschaubare 18 Seiten umfasste. Das Unternehmen erzielte damals einen Umsatz von 440 Mill. Mark und einen Gewinn von knapp 8 Mill. Mark. Im vergangenen Jahr war der Geschäftsbericht mehr als zehnmal so dick und zählte 224 Seiten. Zugleich fielen allerdings auch der Umsatz mit 33,8 Mrd. Euro und der Gewinn vor Zinsen und Steuern mit 1,8 Mrd. Euro um Dimensionen höher aus.

Über seine ganze Firmengeschichte hinweg habe sich das Unternehmen „dem Wandel in unserer Branche gestellt“. Transformation betrachte er daher „als ständigen Wegbegleiter“. Sie habe Continental „von einem Reifenhersteller zu einem modernen Technologieunternehmen“ gemacht. Zentral für Transformation sei Kommunikation: „Man kann gar nicht genug kommunizieren.“ Auf die Frage, ob ihn ärgere, was er morgens in der Zeitung oder abends auf der Website über sein Unternehmen so alles lesen müsse, entgegnete Setzer, das bringe ihn selten in Rage. Problematisch sei freilich, wenn Falsches oder Polemik verbreitet werde, was die Beschäftigten verunsichere – denn das gefährde Vertrauen.

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