Umsatzanteile

Elektroindustrie wird digitaler

Die Elektronikindustrie versteht sich als Leitbranche der Digitalisierung. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Umsatzanteil digitaler Produkte mehr als verdoppelt, wie eine Umfrage des Branchenverbandes ZVEI zeigt.

Elektroindustrie wird digitaler

sp Berlin

Die Digitalisierung verändert die Elektronikindustrie schneller als erwartet. Das geht aus einer Befragung von Branchenunternehmen im Auftrag des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) hervor. Demnach hat sich der Umsatzanteil digitaler Produkte in der Branche in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, und bis 2026 dürfte der Anteil von digital vernetzten „smarten“ Produkten auf fast zwei Drittel steigen (siehe Grafik). Der ZVEI fordert dennoch ein Umdenken in der Politik, um das Wachstumspotenzial der Digitalisierung nutzen zu können. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Politik, damit wir Daten nicht nur erheben, sondern auch sinnstiftend nutzen können“, sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel.

Die Regulierung müsse dringend zwischen industriellen und konsumentennahen Anwendungen unterscheiden, forderte Kegel. Mehr als 80% der Daten, die von den Unternehmen der Elektroindustrie erfasst werden, sind nicht personenbezogen, wie aus der Erhebung unter 139 Firmen hervorgeht. Jedes zweite Branchenunternehmen fühle sich bei der Nutzung dieser Daten eingeschränkt. Für mehr als ein Drittel der Elektrounternehmen sei dabei fehlende Rechtssicherheit ein wesentliches Hemmnis bei der Digitalisierung. „Die neue Bundesregierung muss einen pragmatischen Weg finden, wie sich auch personenbezogene Daten rechtssicher im Rahmen der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) nutzen lassen – etwa durch klar definierte Anonymisierungsverfahren.“ Hier dürften Deutschland und Europa im internationalen Wettbewerb nicht weiter zurückfallen.

Ähnliches gelte auch im Bereich der Mikroelektronik. Nur 8% der weltweiten Produktionskapazitäten für Halbleiter liegen derzeit in Europa. Gleichzeitig werde der Bedarf an Halbleitern in den kommenden Jahren deutlich steigen. „Deshalb reicht es nicht aus, nur Löcher zu stopfen“, sagte Kegel und forderte die Politik auf, auch auf diesem Feld die technologische Souveränität Europas zu sichern. „Wenn andere Regionen klotzen, dürfen wir nicht kleckern. Das zweite europäische IPCEI (Important Projects of Common European Interest) für Mikroelektronik muss jetzt schnell Fahrt aufnehmen und zusätzlich durch eine deutlich aktivere Standortpolitik flankiert werden“, sagte Kegel.

Das mit Abstand größte Hemmnis für die Digitalisierung in den Unternehmen ist laut der jüngsten Erhebung des ZVEI der Fachkräftemangel. Sechs von zehn Unternehmen geben ihn als Problem an. Dahinter folgt neben Rechtsunsicherheit (39%) auch die Skepsis der eigenen Belegschaft (39%) gegenüber der Digitalisierung.

Die lückenhafte Versorgung mit leistungsfähigem Breitbandinternet ist immer noch für mehr als ein Zehntel der Unternehmen ein Hindernis auf dem Weg zur Digitalisierung. Vor fünf Jahren hatte noch knapp ein Viertel dies als Hinderungsgrund genannt. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die oft auf dem Land sitzen, sind laut ZVEI weiterhin von Versorgungslücken betroffen.