Elektrokonzern ABB schraubt Gewinnziel hoch
Elektrokonzern ABB schraubt Gewinnziel hoch
Siemens-Rivale ABB hofft auf mehr Gewinn
Elektrotechnikkonzern wird nach Umbau mittelfristig optimistischer – Hoffnung auf KI
Reuters Zürich
Der Elektrotechnikkonzern ABB hebt die Messlatte an. Mittelfristig werde eine operative Marge (Ebita) von 18 bis 22% angestrebt, teilte ABB am Dienstag vor einem Investorentag mit. Bisher hatte sich der Schweizer Konzern 16 bis 19% vorgenommen. Nach dem Konzernumbau sei die Profitabilität in allen Geschäftsbereichen nachhaltig höher als in der Vergangenheit, erklärte das Unternehmen aus Zürich. ABB peile weitere Produktivitätssteigerungen an.
„ABB ist auf robusten Absatzmärkten hervorragend aufgestellt“, erklärte Konzernchef Morten Wierod. Der Konzern helfe den Kunden, Anlagen und Prozesse im Energiesektor, in der Industrie und im Verkehrs- und Gebäudesektor zu optimieren, zu elektrifizieren und zu dekarbonisieren. „Diese strukturell wachsenden Märkte mit langfristigen Nachfragetreibern untermauern unser Ziel für das organische Wachstum des Konzerns.“
Die Vorgaben für den Umsatz bekräftigte ABB: Das Umsatzwachstum aus eigener Kraft soll über den Wirtschaftszyklus hinweg weiterhin 5–7% erreichen. Zukäufe dürften weitere 1–2% zum Wachstum beisteuern. Der Schwerpunkt liege auf kleineren und mittelgroßen Übernahmen. „Größere Transaktionen sollen zusätzlich zum normalen Deal-Flow hinzukommen“, hieß es. ABB kaufe nur zu, wenn die Zielfirmen strategisch passten, zusätzliche Wertschöpfung schüfen und das Kreditrating nicht gefährdeten.
An der Börse konnten die Schweizer mit ihrem neuen Margenziel nicht überzeugen. Der Aktienkurs gab um 4% nach. Im laufenden Jahr liegt das Papier allerdings noch bei 10% im Plus.
Der Rivale Siemens hatte jüngst ein stärkeres Wachstum in Aussicht gestellt. Nach dem Ausstieg aus der Medizintechnik wollen die Münchner den Umsatz mittelfristig um 6–9% pro Jahr steigern.
Ausrüstung für Rechenzentren
ABB konnte zuletzt Rekordwerte im operativen Geschäft erzielen. In den ersten neun Monaten 2025 steigerte der Konzern den Umsatz um 7% auf 24,3 Mrd. Dollar. Das operative Ergebnis erreichte 19,5% des Umsatzes.
Auslöser der Profitabilitätssteigerung war der Konzernumbau von Wierods Vorgänger Björn Rosengren. ABB trennte sich von einer Reihe von Teilbereichen und straffte das Angebot. Im Oktober hatte der Konzern angekündigt, seine Robotik-Sparte für rund 5,4 Mrd. Dollar an den japanischen Technologie-Investor SoftBank zu verkaufen. Der Erlös soll in die florierenden Geschäftsfelder Elektrifizierung und Automatisierung fließen.
Die Elektrifizierungssparte produziert unter anderem Schaltanlagen, Steckdosen und Umspannwerke. Rückenwind verspricht sich ABB unter anderem von den milliardenschweren Investitionen in neue Rechenzentren für künstliche Intelligenz. ABB liefert dafür unter anderem Ausrüstung für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Prognosen zufolge dürfte der weltweite Strombedarf von Rechenzentren von 80 Gigawatt im laufenden Jahr auf rund 220 Gigawatt bis 2030 steigen. Rund 70% dieses Wachstums dürften auf KI-Anwendungen entfallen.
