Übertragungsnetzbetreiber

Elia hält an Mehrheitsanteil an 50Hertz fest

Die belgische Elia Group hält – anders als die niederländische Tennet – an ihrem Geschäft mit deutschen Stromnetzen fest. Das Investitionsprogramm für die anstehende Fünfjahresperiode wurde mehr als verdoppelt.

Elia hält an Mehrheitsanteil an 50Hertz fest

ahe Berlin

Anders als beim deutschen Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO nimmt der Mehrheitsaktionär von 50Hertz die hohen Investitionsanforderungen der nächsten Jahre nicht als Anlass zum Ausstieg. Chris Peeters, CEO des belgischen 80%-Anteilseigners Elia und Aufsichtsratschef von 50Hertz, machte am Montag in Berlin klar, dass Elia voll und ganz hinter ihrem Engagement im deutschen Energiemarkt stehe und es diesbezüglich keine Fragezeichen gebe. Es gebe auch keine Gespräche mit dem Minderheitsaktionär KfW über einen möglichen Verkauf von Anteilen.

Im Februar war bekannt geworden, dass die Bundesregierung mit der niederländischen Regierung, die hinter dem Tennet-Konzern steht, über eine vollständige Übernahme des deutschen Tennet-Stromnetzes verhandelt. Peeters verwies dagegen darauf, dass für 50Hertz erst im November ein deutlich erhöhtes Investitionsprogramm für die Jahre 2023 bis 2027 von 8,7 Mrd. Euro gebilligt wurde. In der zurückliegenden Fünfjahresperiode 2018 bis 2022 waren es lediglich 3,6 Mrd. Euro gewesen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die in Berlin ansässige 50Hertz Transmission, die aktuell im Norden und Osten Deutschlands ein Höchstspannungsstromnetz von mehr als 10000 Kilometern betreibt, bei den Investitionen mit 1,086 Mrd. Euro erstmals die Milliardengrenze überschritten.

Finanzgeschäftsführer Marco Nix verwies darauf, dass 55% der geplanten Investitionen in zusätzliche Strom-Freileitungen, Land- und Seekabel sowie Umspannwerke als Fremdfinanzierungen geplant sind, vor allem über den Kapitalmarkt. Zu den Instrumenten gehöre etwa ein „Grünes Darlehen“ über 600 Mill. Euro, das von sieben Banken über ein KfW-Programm bereitgestellt werde. Um die bis 2027 geplanten Investitionen aber stemmen zu können, brauche 50Hertz den Beitrag der Gesellschafter sowie eine hohe Ertragskraft. Nach den Worten von Nix werden die Investitionen der nächsten fünf Jahre die Verschuldung des Unternehmens von heute 4,6 Mrd. auf dann fast 9 Mrd. Euro verdoppeln.

Für 2022 konnte 50Hertz einen deutlich höheren Nettogewinn von 236 (i.V. 165) Mill. Euro ausweisen. Zu diesem Plus trugen allerdings mehr als 40 Mill. Euro positive Zinseffekte bei. Für 2023 stellte Nix daher wieder ein Jahresergebnis von etwa 180 Mill. Euro in Aussicht.

Beim Netzausbau sieht Stefan Kapferer, der Vorsitzende der Geschäftsführung, mittlerweile deutliche Fortschritte. Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Beschleunigung der Genehmigungsprozesse zeigten Wirkung, sagte er. Von dem für 50Hertz festgestellten Netzausbaubedarf von insgesamt rund 3500 Kilometer sind mittlerweile etwa 620 Kilometer fertig und knapp 250 Kilometer im Bau. 1700 Kilometer befinden sich aktuell im Genehmigungsverfahren.

Kapferer verwies auf der Bilanzpressekonferenz darauf, dass im Netzgebiet von 50Hertz 2022 der Anteil von erneuerbaren Energien am Jahresstromverbrauch auf den neuen Höchststand von 65% gestiegen sei. Es wurde ein Zubau bei Erneuerbaren-Anlagen in Höhe von 2,5 Gigawatt verzeichnet. Die Störfallquote sei zugleich niedrig wie nie gewesen. Und je höher der Anteil von Erneuerbaren im Netz, desto tendenziell geringer zeigten sich auch die Preise an der Strombörse.