Elliott macht Bayer Beine
Der Hedgefonds Elliott hat einen ersten öffentlichen Aufschlag bei Bayer gemacht. Der Aufsichtsrat richtet einen Sonderausschuss ein, zieht einen in US-Produkthaftungsklagen erfahrenen Anwalt hinzu und verspricht, die Prozessstrategie in den Glyphosatklagen zu überarbeiten. Das kommt an der Börse gut an. ab Düsseldorf – Der Hedgefonds Elliott des berüchtigten US-Investors Paul Singer hat sich erstmals öffentlich zu seinem Engagement bei der durch die Monsanto-Übernahme angeschlagenen Bayer geäußert. Auf die Ankündigung der Leverkusener, im Zusammenhang mit der Klagewelle in den USA einen Rechtsberater für den Aufsichtsrat zu engagieren und einen weiteren Ausschuss innerhalb des Kontrollgremiums zu gründen, der sich nur mit diesem Themenkomplex befasst, reagierte Elliott mit einer auf den ersten Blick wohlwollenden Kommentierung. Zugleich macht der Hedgefonds aber auch unmissverständlich klar, dass Bayer mehr für die langfristige Wertschöpfung unternehmen muss.Die Nachricht vom Einstieg Elliotts bescherte dem arg gebeutelten Dax-Wert am Donnerstag mächtig Auftrieb. In der Spitze legte der Kurs um 9,5 % zu. Zum Handelsende stand mit 60,86 Euro ein Tagesgewinn von 8,7 % zu Buche. Dennoch notiert die Aktie damit noch immer um fast 40 % unter dem Wert von vor einem Jahr. Die Marktkapitalisierung liegt bei 56,8 Mrd. Euro.Von Elliott beratene Fonds, die Aktien und wirtschaftlich äquivalente Instrumente an Bayer im Gesamtwert von 1,1 Mrd. Euro hielten, begrüßten die angekündigten Schritte. Die Erklärung des Aufsichtsrats stelle einen grundlegenden Wechsel im bisherigen Ansatz zur Bewältigung der rechtlichen Herausforderungen dar, hieß es. Elliott sei überzeugt, dass mit dem Sonderausschuss ein neues Maß an Kontrolle einhergehe und eine neue Perspektive auf die bisherige Prozessstrategie eröffnet werde, die “den Weg zu einem vernünftigen, fairen und zeitnahen Vergleich eröffne”. Zeitnaher VergleichBayer will die eingeleiteten Maßnahmen als Zugeständnis an die Aktionäre verstanden wissen, die ihrem Unmut über die misslungene Akquisition in der diesjährigen Hauptversammlung mit der Nichtentlastung des Vorstands Luft gemacht hatten. Mit der Einrichtung eines weiteren Ausschusses, der mit acht Aufsichtsratsmitgliedern paritätisch besetzt werde, und der Beauftragung eines in US-Produkthaftungsklagen erfahrenen Rechtsanwalts als Berater des Kontrollgremiums sollen gemeinsam mit dem Vorstand neue Wege in der Prozessstrategie ausgelotet werden.Auf Anregung der Aktionäre bemüht sich der Aufsichtsrat nun auch, die Expertise im Kontrollgremium um den Bereich Landwirtschaft und Ernährung zu ergänzen. “Wir sind mit hervorragenden und sehr angesehenen Kandidatinnen und Kandidaten im Gespräch”, wird AR-Chef Werner Wenning zitiert. Allerdings sei der Aufsichtsrat auch aktuell sehr gut aufgestellt, um den Herausforderungen zu begegnen.Zwar begrüßte Bayer ausdrücklich die gerichtlich angeordnete Mediation, in die sich der Konzern konstruktiv einbringen wolle. Inwieweit sich Bayer auf zeitnahe Vergleichsverhandlungen einlassen wird, ist damit jedoch nicht gesagt. Diese aber sind es, die Elliott einfordert. Sowohl die Mediation als auch das Hinzuziehen von Skadden-Anwalt John Beisner biete Chancen, “um die mit dem Glyphosat-Rechtsstreit verbundenen Unsicherheiten zu lösen und einen zeitnahen Vergleich mit begrenztem finanziellen Aufwand herbeizuführen”, heißt es. SamthandschuheUnabhängig davon, dass die Lösung der Rechtsstreitigkeiten unmittelbare Priorität habe, könnte Bayer jedoch mehr für die Wertsteigerung tun, glaubt Elliott. Der aktuelle Aktienkurs spiegele den signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten bzw. die bestehende Wertschaffungsmöglichkeit von mehr als 30 Mrd. Euro nicht wider. Abschließend wird Bayer aufgefordert, über die unmittelbaren Verbesserungen bei Prozessführung und Governance hinaus langfristige Wertschöpfungsmaßnahmen zu prüfen.Im Vergleich zu anderen Gesellschaften, bei denen sich Elliott hierzulande engagiert hat, fasst der Hedgefonds Bayer beinahe mit Samthandschuhen an. Ob Thyssenkrupp, Uniper oder Gea, bei allen Unternehmen hatte Elliott massiven Druck auf das jeweilige Management ausgeübt und vielfach personelle Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat herbeigeführt.