Elliott mischt die Tech-Branche auf

Milliarden-Deal mit Silver Lake und neue "Aufsicht" bei Twitter - Hedgefonds sitzt auch Softbank und AT&T sowie TIM im Nacken

Elliott mischt die Tech-Branche auf

Von Heidi Rohde, Frankfurt Twitter-Chef Jack Dorsey hat seinen Kopf durch ein Stillhalteabkommen mit Elliot und einen Milliarden-Deal mit Silver Lake Partners vorläufig gerettet. Allerdings muss er nicht nur seinen Teilzeitumzug nach Afrika zu den Akten legen, sondern sich auch künftig genauer auf die Finger schauen lassen. Silver Lake zeichnet eine 2025 fällige Wandelanleihe von Twitter und pumpt damit rund 1 Mrd. Dollar in den Kurznachrichtendienst. Dafür bekommt der als ziemlich hemdsärmelig geltende Finanzinvestor einen Sitz im Twitter-Board an der Seite eines Vertreters von Elliott, der ebenfalls neu in das Gremium einzieht. Ein dritter “unabhängiger” Direktor soll noch in den nächsten Monaten benannt werden.Elliott war mit 4 % bei Twitter eingestiegen und hatte prompt seine Unzufriedenheit mit dem Management des Unternehmens und der Kursperformance bekundet. Die Twitter-Aktie hat in den fünf Jahren mit Dorsey an Spitze rund 6 % verloren. Facebook, Erzrivale unter den sozialen Netzwerken, hat in der gleichen Zeit an der Börse 120 % an Wert gewonnen. Der von Paul Singer gemanagte Hedgefonds bemängelt, dass Dorsey, der zugleich CEO des Fintechs Square ist und dort eine deutlich größere Beteiligung hält als an Twitter, seine Aufgabe als Konzernchef des Kurznachrichtendienstes vernachlässigt.Dem Engagement zugunsten der Aktionäre soll Dorsey nun unmittelbar durch ein Aktienrückkaufprogramm über 2 Mrd. Dollar nachkommen. Überdies soll die Twitter-Führung sich künftig vor einem neuen “Aufsichtsgremium” verantworten, dessen Einrichtung die einstufige Unternehmensführung durch das Board aufweicht – ein Novum in einem US-Unternehmen. Bis zum Jahresende muss der 43-jährige Dorsey überdies eine “neue Nachfolgeregelung” ausarbeiten.Elliott hat damit bei Twitter in kurzer Zeit eine Menge bewegt. Indes hat der aktivistische Investor die Tech-Branche auf breiter Front aufs Korn genommen. In der Schusslinie des Fonds steht auch Softbank, bei der Elliott vor kurzem ein 3-Prozent-Paket im Wert von rund 2,5 Mrd. Dollar offenbart hat. Hier verfährt der Investor ganz nach dem Vorbild von Softbank-Gründer und CEO Masayoshi Son selbst: Klotzen und nicht kleckern. Softbank soll gleich ein Aktienrückkaufprogramm über 20 Mrd. Dollar starten. Außerdem fordert Elliott mehr Diversität in dem ausschließlich männlich besetzten Softbank-Board und mehr Transparenz bei den Investitionen des 100 Mrd. Dollar schweren Vision-Fonds, dem Missgriffe bei Wework und Uber vorgehalten werden. Son hat wissen lassen, seine “Ansichten” habe er nicht geändert, wolle aber künftig vorsichtiger sein.Scharfe Kritik von Elliot muss sich auch AT&T gefallen lassen, wo der Aktivist im vergangenen September 3,2 Mrd. Dollar investiert hat. Dem US-Telekomriesen hält der Hedgefonds eine “fehlgeleitete Akquisitionsstrategie” vor, insbesondere was die Zukäufe von DirecTV und Time Warner angeht, wo AT&T zusammen rund 140 Mrd. Dollar versenkt hat, ohne dass ein konkreter Return in angemessener Zeit absehbar ist. Als Reaktion hat der Telekomkonzern verkündet, von großen Akquisitionen in absehbarer Zeit die Finger zu lassen. Außerdem will AT&T noch im laufenden Jahr “Randaktivitäten” für 5 bis 10 Mrd. Dollar losschlagen. Bei Telecom Italia (TIM) ist Elliott seit 2018 an Bord, mit einem Paket von 9,4 %. Dort legte sich der Fonds mit dem Großaktionär Vivendi an und setzte einen Management-Umbau durch, der Vivendi weitgehend entmachtete. Seither kontrolliert Elliott das Board. Mit Vivendi ist ein fragiler Burgfrieden vereinbart.Bisher unklar sind die Absichten von Paul Singers Fonds bei Vodafone, wo ebenfalls schon im Juli 2018 Gerüchte über einen Einstieg des Investors aufgekommen waren. Indes wurde eine Beteiligung nicht bestätigt. Hierzulande ist der Aktivist ausgerechnet bei SAP eingestiegen, wo kurz darauf der langjährige CEO Bill McDermott seinen Hut nahm. Bei den Walldorfern setzte Elliott außerdem durch, dass 1,5 Mrd. Euro für eine Sonderdividende oder einen Aktienrückkauf vorgesehen wurden. Bei Scout24 betrieb der Fonds erfolgreich die Abspaltung von Autosout24 und beflügelte so den Aktienkurs in der Spitze um rund ein Viertel.